Der Facebook-Konzern hat mit seinem Libra-Projekt viel Staub aufgewirbelt. Die digitale Währung, konzipiert als Stable Coin, soll – zumindest nach den (Ideal-)Vorstellungen des Zuckerberg-Konzerns –als internationales Zahlungsmittel dienen. Der Kurs war dabei wiederholt geändert worden: Zunächst sollte Libra seinen Wert als Währungskorb aus verschiedenen Zahlungsmitteln beziehen. Später hatte sich die Facebook-Tochter dann dazu entschieden, mehrere einzelne digitale Währungen herauszugeben. Eines war jedoch konstant geblieben: Die Kritik. So wurden immer wieder Bedenken darüber laut, dass ein privater Konzern, der einen fragwürdigen Umgang mit der Privatsphäre seiner Nutzer an den Tag legt, eine digitale Währung herausgeben soll.
Bankenverband formuliert Antwort auf Libra
Nun hat der Bankenverband eine Antwort auf den Facebook-Coin herausgegeben. Unter dem Titel „Europas Antwort auf Libra: Potenzial und Bedingungen eines programmierbaren Euro“ formuliert der Zusammenschluss von Banken am 17. Juni Möglichkeiten für einen digitalen Euro.
Um eine angemessene Form eines künftigen programmierbaren Euro zu finden, so heißt es in dem Paper, sei es wichtig zunächst zwischen Zielgruppe, Verwendungsformen und technologischer Ausgestaltung zu unterscheiden und die jeweiligen Kerngebiete herauszuarbeiten. Sonderlich weit scheint die Ausgestaltung jedoch noch nicht zu sein, so heißt es im Bericht:
[Es ist] derzeit übrigens auch noch vollkommen offen, wer diese neue Art des Geldes bereitstellen wird – Zahlungsverkehrsdienstleister, Banken oder Zentralbanken.
Dennoch sieht der Bankenverband einen gewissen Druck, einen programmierbaren Euro zu entwerfen, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen wären vor allem dann zu erwarten, wenn der programmierbare Euro in seiner Ausprägung als digitales Zentralbankgeld (CBDC) später eingeführt würde als andere Leitwährungen. Mögliche Effizienzgewinne der anderen Volkswirtschaft durch einen früheren Einsatz programmierbaren Geldes in den lokalen Wertschöpfungsprozessen können gesamtwirtschaftliche Wettbewerbsvorteile schaffen, die kurz- wie mittelfristig nicht durch europäische Unternehmen aufholbar sein werden.
Hier dürfte der Bankenverband vor allem an China denken – schließlich hat die Volksrepublik bereits am 16. April damit begonnen, ihre eigene CBDC in die Testphase zu schicken. Mit dem selbsterklärten Ziel, die Hegemonie des US-Dollars anzugreifen und sich damit eine Spitzenposition im internationalen Wirtschaftswettrennen zu sichern, stellt der chinesische Staat letztlich unter Zugzwang. So erkennt der Bankenverband:
Ohne einen programmierbaren Euro der EZB könnte Europa im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen geraten. Zudem kann es zu einer Erhöhung der Abhängigkeit von nicht-europäischen Geldemittenten kommen, wenn europäische Unternehmen auf nicht-europäische Zahlungsverkehrslösungen zurückgreifen müssen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Distributed-Ledger-Technologie und Smart Contracts
Den Einsatz der Distributed-Ledger-Technologie und von Smart Contracts, wie sie im Ethereum-Ökosystem zum Einsatz kommen, hält der Bankenverband dabei für wahrscheinlich. Gerade im Bereich privatwirtschaftlicher Zahlungslösungen seien entsprechende technologische Anpassungen, vor allem im SEPA-Verfahren, notwendig.
Herausforderungen für einen programmierbaren Euro sieht der Bankenverband schließlich in dessen Interoperabilität. Die Übertragung zwischen verschiedenen Kreditinstituten muss demnach jederzeit gewährleistet sein:
Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Instituten im Finanzdienstleistungssektor ist heute geprägt von einem Spannungsverhältnis aus Wettbewerb und Kooperation. Der europäische Markt ist hochgradig fragmentiert und divers. Das hat zur Folge, dass gemeinsame Initiativen häufig langwierig und damit langsam sowie unflexibel sind.
Um diesem Spannungsverhältnis entgegenzutreten, liege es nun an der Politik und an den Zentralbanken, gemeinsame Lösungen zu finden.
Die Einführung eines programmierbaren Euro sei letztlich unabdingbar, so schließt der Bericht. Er sei die zwingende Antwort auf Initiativen wie Facebooks Libra oder den digitalen Renminbi aus China. Hier liege es nun an der Bundesregierung, entsprechende Pläne aufzustellen, und die Entwicklung des programmierbaren Euro voranzutreiben.