Soziale Medien im herkömmlichen Web 2.0 sind von der Plattformökonomie geprägt und alles andere als dezentral gesteuert. Sie speichern alle von Usern erstellten Inhalte auf ihrer eigenen, zentralisierten Datenbank. Es gibt keine Übertragbarkeit der Inhalte von einem Netzwerk zum anderen. So sind Profile, Kontakte und erstellte Inhalte immer an ein bestimmtes Netzwerk gebunden und gehören dem Netzwerkbetreiber selbst.
Deshalb wollen die Gründer von Aave ein modernes Social Media Framework auf der Polygon Blockchain erschaffen – mit angeblich ethisch korrekten Ansätzen. Das Lens Protocol hat das Potenzial, viele der Bedenken auszuräumen, die Elon Musk derzeit beunruhigen.
Web 2.0 vs. Web 3.0
Die sozialen Medien des Web 2.0 sind finanziell motiviert und in den Händen riesiger Tech-Firmen. Letztendlich sind sie so programmiert, dass sie süchtig machen. Das bringt viele der Design-Entscheidungen hervor, mit denen sich die Nutzer abgefunden haben – einen Feed etwa, der niemals endet. Aber auch die gezielte Verwendung von Signalfarben, Benachrichtigungstönen und anderen Gestaltungselementen sollen dem Ziel einer abhängigen Nutzerschaft dienen. Das bestätigt eine Studie der Krankenkasse DAK. Die Aufmerksamkeit der Internetnutzer ist wahres Gold in den Augen der Social-Media-Giganten.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, erklärt:
Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Studie bestätigt, was wir schon lange ahnten: Zu viel Zeit mit Smartphone und Co. schadet der Gesundheit und dem Familienleben.
Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Mit dem Lens Protocol zum Web 3.0
Da die Förderung und das Halten sinnvoller sozialer Beziehungen nur zweitrangig scheint, ist Social Media im Web 2.0 nahezu gescheitert. Das Lens Protocol möchte Social Media auf die Blockchain bringen und den eigentlichen Sinn eines sozialen Netzwerks wieder herstellen. Dafür nutzt das Unternehmen eine altbewährte Methode: Einen Stammbaum. Das Wurzelwerk dieses Baums visualisiert dabei die zwischenmenschlichen Verbindungen.
User können bereits bestehenden Beziehungen visuell erforschen und neue Kontakte knüpfen. Diese neuen Kontakte können dann dem dezentralen Wurzelwerk hinzugefügt werden. So ist völlig transparent ersichtlich, wer wen über welche Ecken kennt, sodass ein soziales Netzwerk auf Basis sozialer Gefüge aus dem echten Leben entstehen kann.
Aus alt, mach neu
Lens implementiert bekannte Social-Media-Funktionen und erweitert das Repertoire um weitere Anwendungsmöglichkeiten. Bisherige Features wie das Liken, Kommentieren und Teilen wurden von Lens-Entwicklern neu überdacht und verbessert. Hier ein paar Beispiele:
Profil als NFT
Das Profil ist das wichtigste Objekt des Lens Protokolls. Um ein Profil zu erstellen, registriert man sich nicht einfach, sondern mintet ein NFT. Der mit dem Profil verknüpfte Non-fungible Token gehört dem User allein, sodass er die volle Kontrolle über seine Inhalte hat. Alle erstellten Beiträge, Kommentare, geteilten Inhalte und geknüpfte Freundschaften werden auf der Blockchain gespeichert. So wächst das Wurzelwerk des Stammbaums in Form von Blöcken auf der Blockchain.
Posten von Inhalten
Lens möchte es möglich machen, dass User alle Dateitypen teilen können. Lens unterstützt das InterPlanetary File System (kurz: IPFS), ein P2P-Netzwerk, welches Urhebern ermöglicht, im dezentralen Web Inhalte zu teilen, ohne die Urheberrechte zu verlieren. Veröffentlichungen werden direkt in den Profil-NFTs eines Benutzers gespeichert. Dadurch wird sichergestellt, dass alle von einem Benutzer erstellten Inhalte in seinem Besitz und in seiner Wallet bleiben.
Teilen
Das erneute Veröffentlichen oder Vervielfältigen von Inhalten heißt bei Lens treffender Weise: Mirror. Auf Lens ist es möglich, durch das Vervielfältigen von Inhalten Geld zu verdienen.
Follow
Das Folgen im Lens Protocol unterscheidet sich vom Folgen in sozialen Netzwerken des Web 2.0. Wenn Benutzer einem Profil im Lens-Protokoll folgen, erhalten sie einen eindeutigen Follow NFT, also eine Art ID. Diese verfügen über eingebaute Governance-Funktionen, wie zum Beispiel die Übertragung von Stimmen. Creators, DAOs oder andere Organisationen können so Abstimmungsstrategien implementieren, sodass zum Beispiel die ersten 1.000 Follower jeweils eine Stimme haben oder langfristige Follower mehr Stimmrechte haben.
Kommentare
Wie Posts werden auch Kommentare im Profil-NFT des Nutzers gespeichert und sind daher vollständiges Eigentum des Nutzers. Durch die transparente Blockchain ist zurückverfolgbar, wer was kommentiert hat. Damit könnte beispielsweise Diskriminierung und Hassrede im Web 3.0 abnehmen.
Collect
Collect ermöglicht es Creatorn, ihre Inhalte zu monetarisieren. Da sie über das Lens-Protokoll Eigentümer ihrer Inhalte sind, können sie ihren Followern erlauben, diese Inhalte zu kaufen und zu sammeln.
Das Rezept für bessere soziale Medien?
Ganz nach dem Vorbild des Web 3.0 ist das Lens Protocol Open Source und eine riesige Entwickler-Community arbeitet gleichzeitig an dem Projekt. Das Protokoll ist eine Art Rahmen, auf dem Entwickler wiederum aufbauen können, um ihre eigene Social-Media-Plattform zu kreieren.
Anstatt einen zentralen, eigenen Social Graph zu erstellen, können sie nun ganz einfach auf den bereits bestehenden, fairen und offenen Social Graph zurückgreifen, um darauf aufzubauen.
Dezentrale Apps (dApps) wie Lenster, Lensfrens, Phaver und Clipto verwenden bereits das Lens Proctocol.