"State of Crypto" Bericht Wie viel sind Bitcoin und Co. wirklich wert?

Was die größten Kryptos wirklich kosten sollten, zeigen Bewertungsmethoden der 21Shares AG. Sie gibt Aufschluss darüber, wie hoch institutionelle Anleger die Messlatte setzen könnten.

Johannes Macswayed
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Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

| Was sind Bitcoin und Co. wirklich wert?

Viele sehen in Kryptowährungen noch immer keinen erkennbaren Wert. Kopf der amerikanischen Bank J.P. Morgan, Jamie Dimon, nannte Bitcoin jüngst gar einen “dezentralen Ponzi-Scheme“.

Der weltweit größte Emittent von börsengehandelten Kryptowährungsprodukten (ETPs), die 21Shares AG, zeigt, warum das nicht so ist. Die Tochtergesellschaft von 21.co veröffentlichte am 5. Oktober die siebte Ausgabe ihres “State of Crypto Report“. Hier stellt sie mögliche Beurteilungssysteme für Krypto-Assets vor, aus welchen erkennbar werden soll, was Bitcoin und Co. wirklich wert sind.

Objektiv oder relativ?

Laut 21Shares gibt es im Grunde zwei Wege, den Wert einer Kryptowährung zu erheben, die interne (intrinsische) und die relative Bewertung. Bei der internen Bewertung beruft man sich auf fundamentale Parameter wie Cashflow, Risiko oder Wachstum. Der Wert ist quasi objektiv messbar.

Entsprechend gegensätzlich verhält es sich mit der relativen Bewertung eines Coins oder Tokens, der stark von Sentiment, Narrative oder Angebot und Nachfrage abhängt. Es ergibt sich aus diesem Gegenspiel eine Lücke (“The Gap”) aus fundamentalem Wert und Preis. Je kleiner die Lücke daher, desto realistischer der Preis.

Die Lücke zwischen fundamentalem Wert und Preis | Quelle: 21Shares / “State of Crypto” #7

Fehlt die objektive Bewertung, neigen Asset-Preise laut 21Shares zu starker Überschwänglichkeit, vergleichbar mit den Zeiten der Dotcom- oder Krypto-ICO-Blase.

Krypto-Kategorisierung

Die Autoren des Berichts teilen Kryptowährungen in fünf Kategorien ein: Proof-of-Stake (PoS) Blockchains, Proof-of-Work (PoW) Blockchains, Utility Token, Governance Token und NFTs (Non-Fungible Token). Diese werden wiederum einer “Asset-Superklasse” zugeordnet.

Proof-of-Stake Token beispielsweise könnten laut 21Shares aufgrund der wiederkehrenden Einnahmen über Staking Rewards als “Krypto-Kapital” betrachtet werden. Proof-of-Work Coins würden wegen ihrer energieintensiven Herstellung hingegen eher einem “Krypto-Rohstoff” gleichen.

Maßgeblicher Unterschied zwischen Utility- und Governance Token ist bei letzterem die im Token verkörperte Teilhabe am Netzwerk als auch das Wahlrecht. Governance Token dürften somit für Großanleger unter dem Aspekt interessant sein, dass sie sich sehr ähnlich zu traditionellen Aktien eines Unternehmens verhalten. Die Community der dezentralen Börse Uniswap stimmte so vor kurzem für ein neues Gebührenmodell, bei dem Halter der Token an den anfallenden Handelsgebühren der Plattform beteiligt werden – Krypto-Dividende sozusagen.

Die fast vollkommen subjektive Wertwahrnehmung der NFTs machen sie ähnlich wie ein Gemälde zu reinen Sammlerstücken bzw. Wertspeichern. Sie unterliegen daher zum Großteil einer Sentiment-getriebenen Bewertung.

Krypto-Kapital, -Rohstoff oder -Wertspeicher | Quelle: 21Shares / “State of Crypto” #7

Ähnlich wie ihre Äquivalente aus der Finanzwelt lassen sich dann bekannte Bewertungsmethoden auf diese Superklassen anwenden. Ermitteln lässt sich daraus dann ein entsprechender Preis für das jeweilige Krypto-Asset. Dieser schwankt je nach Methodik, gibt aber Aufschluss über eine mögliche Unter- bzw. Überbewertung.

Bewertung

Ethereum, als PoS-Asset beispielsweise, könnte laut 21Shares in Hinsicht auf eine fundamentale Bewertungsmethodik zwischen 923 und 4.000 US-Dollar gepreist werden. Wertet man hingegen relativ, etwa im Vergleich zu einem aggressiv wachsenden Unternehmen wie Tesla, ließe sich ein Ethereum Preis von bis zu 16.000 US-Dollar pro Token berechnen.

Mitgemeint Ethereum Preis | Quelle: 21Shares / “State of Crypto” #7

Der fundamentale Preis des “Krypto-Rohstoffs” Bitcoin läge demnach unter Berücksichtigung der derzeitigen Produktionskosten laut Autoren im Bereich zwischen 12.000 und 20.300 US-Dollar. Über das “Market Sizing”, also dem Größen-Vergleich zu einem Zielmarkt, lässt sich ein relativer Preis ermitteln. So hätte Bitcoin bei 20 Prozent des Goldmarkts einen Preis von etwa 115.000 US-Dollar pro Coin.

Angedeuteter Bitcoin Preis | Quelle: 21Shares / “State of Crypto” #7

Eine Kombination der objektiven und relativen Bewertungsmethoden wäre in bestimmten Fällen optimal. Eine relative Bewertung ist laut 21Shares in fast allen Fällen möglich. Der Bericht gibt aber auch Aufschluss über etwaige Grenzen.

Realistische Preise?

Denkbar sind die angegebenen Preise aber. Vor allem, wenn Kapital-reiche Institutionen in den Krypto-Sektor investieren. Genügen würde schon ein kleiner Teil deren Portfolios. Sollten die weltweit größten Banken nur fünf Prozent ihres Kapitals in den Krypto-Sektor verteilen, würde dies einem Investment von neun Billiarden US-Dollar gleichen. Das dreifache von Kryptos gesamter Marktkapitalisierung zum Allzeithoch während des Bullenmarkts im vergangenen Jahr.

Kein Wunder also, dass sich große Finanzinstitute diese Chance nicht entgehen lassen wollen. Längst stehen Größen wie BlackRock oder Fidelity mit großen Summen für den Krypto-Sektor bereit. Mit einem branchenweiten Konsens zur Bewertung von Kryptowährungen, wie 21Shares ihn vorschlägt, wäre ihnen dafür sicher geholfen.

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