Die Bankenwelt zittert. Nach einer Pleitewelle, die Silvergate, SVB, Signature und nicht zuletzt Credit Suisse in Mitleidenschaft gezogen hat, ist die Stimmung in der Branche angespannt. Hinzu kommen die Sorgen um den Krieg in der Ukraine und die nach wie vor hohe Inflation. Sorgen, die auch die Bänker auf der diesjährigen “Bankenaufsicht 2023” in Frankfurt am Main umtreiben. Einmal im Jahr lädt das Handelsblatt zum großen Gipfeltreffen der Aufsichtsbehörden und Branchenexperten. Darunter das deutsche Who’s Who der Branche, die auch zu verschiedenen Krypto-Themen Stellung nahmen. Mittendrin: BTC-ECHO.
Zunächst startete das Event jedoch mit den Sorgen des Chefbankenaufsehers der EZB, Andrea Enria, den das “Ausmaß an Nervosität”, das infolge des Absturzes mehrere Bankenaktien aufgetreten war, “stark beunruhigt habe”. Er forderte mehr Transparenz, vor allem im “undurchsichtigen Markt für Kreditausfallversicherungen”, sogenannte Credit Default Swaps.
Es dauerte bis zum späten Nachmittag, bis Krypto auf die Agenda kam. Den Anfang machte Oliver Vins von der Börse Stuttgart. Trotz der turbulenten Fahrwasser in den vergangenen Monaten sei die Adoption, vorwiegend innerhalb institutioneller Kreise, “hoch”, meint er. “Ich sehe, dass die schlechten Spieler herausgespült werden, während Player mit ernsthaften Absichten sich viel intensiver mit der Materie beschäftigen.” Auf Retail-Seite habe es auf der eigenen Handelsplattform “Bison” zudem “nur eine Woche” im vergangenen Jahr gegeben, an der Nettoabflüsse zu Buche standen. Ähnliches beobachtet Lukas Enzersdorfer-Konrad, stellvertretender CEO bei Bitpanda. Auch beim österreichischen Neo-Broker stieg das Handelsvolumen in letzter Zeit stark an. Zudem signalisierten immer mehr asiatische Unternehmen Interesse an der Zusammenarbeit mit regulierten europäischen Partnern. Deshalb müsse man aufsichtsrechtlich bei Kryptowährungen vieles “neu denken”, sagt Vins weiter.
Bundesbank: E-Euro hui, Bitcoin pfui
Das lehnte Julian Reischle von der Bundesbank im Folgevortrag ab. In seiner Präsentation vermied er es, die Wörter “Krypto” und “Währung” miteinander zu vermischen. Für ihn hätten die “Krypto-Token” nur spekulativen Charakter.
Dafür stellte Reischle die Vorteile eines digitalen E-Euros heraus. Der ermögliche schnellere Transaktionen in einem zunehmend digitaler werdenden Zahlungsverkehr, das durch “verlässliche institutionelle Regeln und soziale Konventionen” gestützt werde. “Evolution statt Disruption”, so seine Devise.
Langfristig seien dann alle europäischen Bürger in der Lage, staatenübergreifend mit dem E-Euro zahlen können – und über ihre Grenzen hinaus. Am Ende werde jedoch der Markt entscheiden, welches Zahlungsmittel sich durchsetzt. Ob das der E-Euro oder vielleicht doch Bitcoin sein wird, bleibt abzuwarten.