Bitcoin, Ethereum und Co. Krypto-Markt in Schockstarre: Die Ursachen des größten Crashs aller Zeiten

Nach dem historischen Flash-Crash bei Bitcoin, Ethereum und Co. herrscht Schockstarre auf dem Krypto-Markt. Eine Bestandsaufnahme.

Johannes Dexl
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Nahaufnahme von Bitcoin- und Ethereum-Münzen auf einer Fläche mit roten Finanzdiagrammen und einer rückläufigen Trendlinie, die die Rolle von Bitcoin bei den Schwankungen des Kryptowährungsmarktes hervorhebt.

Beitragsbild: Shutterstock

| Krypto-Anleger blicken in diesen Stunden auf ein tiefrotes Portfolio

Während die meisten Menschen entspannt ins Wochenende starteten, brach über den Krypto-Markt der größte Crash aller Zeiten herein. Bitcoin kollabierte gestern spätabends auf unter 105.000 US-Dollar, Ethereum auf rund 3.500 US-Dollar. Einige Altcoins notierten infolge eines historischen Sturzflugs bei einem Minus von über 50 Prozent. Ethena (ENA) und Pump.fun (PUMP) crashten beispielsweise auf der größten Krypto-Börse der Welt, Binance, um 70, respektive 91 Prozent – und das innerhalb weniger Minuten. Der IP-Token von Story Protocol rauschte von 9 US-Dollar für einige Sekunden bis auf 1 US-Dollar ab. In Summe wurden über 1,5 Millionen Krypto-Trader liquidiert. Doch was war der Grund?

Aufflammen des Handelskriegs

Auslöser des Flash-Crashs war, dass US-Präsident Trump als Reaktion auf einen Politikwechsel in Peking eine “massive Erhöhung der Zölle” auf chinesische Importe angedroht hatte. Am Donnerstag erklärte das chinesische Handelsministerium, dass ausländische Unternehmen für den Export von Produkten, die mehr als 0,1 Prozent Seltene Erden aus dem Land enthalten, eine Lizenz benötigen. Die Meldung traf auf ohnehin nervöse Märkte, nachdem der Aktienmarkt in den USA im Zuge des andauernden KI-Hypes von einem Hoch zum nächsten geeilt war. Der S&P 500 verlor 2,7 Prozent und der Nasdaq korrigierte um mehr als 3,5 Prozent.

Als Donald Trump anschließend zusätzliche Zölle von bis zu 100 Prozent auf chinesische Importe, neue Exportbeschränkungen für kritische Software ankündigte und es hieß, er habe ein Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping abgesagt, konzentrierten sich nach Börsenschluss die Marktturbulenzen auf den rund um die Uhr handelbaren Krypto-Markt. Auch hier kam es nach dem jüngsten Bitcoin-Allzeithoch zu starker Euphorie und einer sehr bullischen Positionierung der Anleger. Später erklärte der US-Präsident jedoch, er sei nach wie vor zu einem Treffen mit Xi bereit und könnte die Zollerhöhung zurücknehmen, wenn China vor dem 1. November umschwenkt. Möglich also, dass sich die Verwerfungen doch wieder schneller erledigt haben, als zunächst gedacht.

Massaker auf den Futures-Börsen

Für einen faden Beigeschmack sorgt dabei ein Trader, der erst gestern eine massive Short-Position auf Bitcoin und Ethereum aufgebaut hatte und damit über 160 Millionen US-Dollar an Profit eingestrichen hat. Das Timing des Investments legt Insider-Informationen aus dem Trumpschen Dunstkreis nahe.

Während der Aktienmarkt also bereits überhitzt war und nach Gründen für einen Rücksetzer suchte, nahm das Leverage im Altcoin-Sektor zuletzt ebenfalls wieder überhand. Grund dafür ist auch der Erfolg der Perpertual-Futures-Börse Hyperliquid. Krypto-Anleger, die zum Farmen der Airdrops neuer Perp-Plattformen gehebelte Positionen auf Bitcoin und Co. eingingen, sorgten für einen hohen Leverage. Nachdem teils sämtliche Long-Positionen aus den Orderbüchern eliminiert wurden, kam es gar zu einem Auto-Deleveraging von Short-Positionen.

Krypto-Analyst Conor Grogan berichtet aus dem Hyperliquid-Universum: “Ich habe 1010 Trader gezählt, die heute mehr als 100.000 US-Dollar verloren haben und 206 Trader, die heute mehr als eine Million US-Dollar auf Hyperliquid verloren haben. 358 dieser Konten haben alles verloren und haben ~0 Guthaben, einschließlich einer Person, die alle 19 Millionen US-Dollar auf ihrem Konto verloren hat.” Auch Krypto-Trader “Machi Big Brother” hat es bei dem Blutbad erwischt, doch sieht es sportlich:

Größte Krypto-Liquidation aller Zeiten

Nach dem Schock verstärkten Zwangsliquidationen den Abverkauf. Die Zahlen schwanken je nach Quelle stark, doch eines ist klar: Es war die größte Liquidation auf dem Krypto-Markt aller Zeiten. Zum Vergleich: Im Covid-Absturz beliefen sich die Liquidationen auf rund 1,2 Milliarden US-Dollar bei einer Marktkapitalisierung von etwa 300 Milliarden US-Dollar (≈0,4 Prozent). Beim FTX-Schock waren es circa 1,6 Milliarden US-Dollar Liquidationen bei rund 1 Billion US-Dollar Gesamtwert (≈0,16 Prozent). Heute liegen die Liquidationen bei 19,3 Milliarden US-Dollar; relativ zu etwa 4,2 Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung entspricht das rund 0,46 Prozent – damit etwas höher als bei Covid und fast dreimal so hoch wie beim FTX-Crash.

In der Vergangenheit stellten sich diese Momente als die besten Kaufgelegenheiten heraus. Auch dieses Mal hat sich fundamental am Investment-Narrativ der großen Coins wenig geändert. Nachdem die Treiber hinter der Krypto-Rallye weiterhin intakt sein, das Open Interest jedoch quasi komplett ausgelöscht wurde, sehen einige derzeit eine günstige Einstiegsgelegenheit. Möchtest du den Crash nutzen und Bitcoin oder andere Kryptowährungen kaufen, kannst du dies unter anderem bei Bitpanda machen.

Kurzfristig bleibt jedoch zu beobachten, ob es zu “Ansteckungen” anderer Akteure kommt. Marktbeobachter führen den Crash nämlich auch auf den Kollaps eines großen Market Makers oder einer Börse zurück. Nicht zuletzt FTX zeigte, dass Privatanleger in jedem Fall gut beraten sind, vorsorglich Kryptowährungen auf Hardware Wallets zu übertragen.

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Quellen

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