Papier ist geduldig. Das trifft leider auch auf viele Justizverfahren zu. Nicht nur in Deutschland warten Betroffene oft lange, ehe ein Täter überführt und verurteilt wird.
Die zunehmende Vernetzung der Welt und die dezentrale Funktionsweise der Blockchain-Technologie haben es Krypto-Betrügern in der Vergangenheit oft leicht gemacht, ihre erbeuteten Token oder Coins in den Tiefen des Internets verschwinden zu lassen.
Eine Anordnung des High Court of England and Wales könnte nun allerdings einen Grundstein dafür legen, Tätern schneller auf die Schliche zu kommen – und zwar mittels DLT. In einer aktuellen Verfügung erlaubte das Gericht nämlich die Zustellung eines Gerichtsdokumentes via NFT-Airdrop.
Krypto-Betrüger mit Krypto-Technologie ausfindig machen
Im Konkreten geht es um den Fall Fabrizio D’Aloia. Der italienische Ingenieur und Gründer des Online-Spiel-Anbieters Microgame soll nach eigenen Angaben dazu verleitet worden sein, 2,3 Millionen US-Dollar an eine Betrüger-Plattfrom zu überweisen.
Aufgrund der Blockchain-Technologie wurden seine Vermögenswerte nun weiterverfolgt und ausfindig gemacht, an welche zwei Walletadressen das Geld ging. Brisant: Der Gerichtsbeschluss selbst wird nun per NFT-Airdrop an die Betrüger-Wallets übermittelt werden.
Das ist auch deshalb berichtenswert, weil damit eine Klage an eine nicht-identifizierbare Person zugestellt wird.
Dies ist so wichtig, weil es die Bereitschaft des Gerichts zeigt, sich an neue Technologien anzupassen und die Blockchain zu akzeptieren und tatsächlich einzugreifen, um den Verbrauchern zu helfen, wo frühere Gesetze und Regulierungsbehörden es nicht konnten
Joanna Bailey, Rechtsanwältin von Giambrone & Partners LLP gegenüber CoinDesk
Eine weitere Besonderheit des Gerichtsbeschlusses besteht darin, dass die fünf Kryptobörsen als gesetzliche Treuhänder gesehen werden. Damit kann der Geschädigte seine Ansprüche geltend machen und sein verlorenes Kapital wiedererlangen.
Die Übermittlung eines Gerichtsbeschlusses via NFT-AirDrop ist allerdings nicht der Erste seiner Art. In New York wurde dieses Verfahren erstmalig im Juni dieses Jahres angewendet.