Bruder von Assange im Interview “Nur durch Bitcoin konnte Wikileaks überleben”

Die USA drohen Julian Assange mit 175 Jahren Haft. Sein Bruder über den Zustand des Wikileaks-Gründers – und seine Verbindungen zu Bitcoin.

Giacomo Maihofer
Teilen
Julian Assange

Beitragsbild: Shutterstock

| Weltweit protestieren Menschen gegen die Auslieferung von Julien Assange an die USA.

Drei Tage voller Panels und Workshops, über 3.000 Besucher – und nur ein Thema: Bitcoin. Vom 12. bis 14. Oktober hat mit der BTCAmsterdam im Westerpark der größte Szenetreff von Bitcoinern in Europa stattgefunden. Mit dabei: BTC-ECHO.

Im Fokus des Events stand auch der Fall von Julian Assange. Großbritannien will den Gründer von Wikileaks an die USA ausliefern. Dort drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft für die Veröffentlichung geheimer Staatsdokumente, beispielsweise über die US-Kriege im Afghanistan und Irak. Der Vorwurf: Spionage. Seine Familie kam nach Amsterdam, um die Bitcoin-Community um Unterstützung zu bitten. Wir sprachen vor Ort mit seinem Bruder, Gabriel Shipton.

Das ganze Interview und unsere Reportage von der BTCAmsterdam lest ihr in der kommenden Novemberausgabe des BTC-ECHO Magazins.

BTC-ECHO: Wann hast du deinen Bruder zuletzt gesehen?

Gabriel Shipton: “Ich habe ihn im Juli 2022 im Gefängnis besucht, kurz nachdem das britische Gericht verkündet hatte, dass sie ihn an die USA ausliefern wollen. Seit 13 Jahren ist er auf die eine oder andere Weise inhaftiert, die letzten vier Jahre in Belmarsh, einem Hochsicherheitsgefängnis für Schwerstkriminelle. Der UN-Sonderberichterstatter für Folter bezeichnete seine Behandlung als eine Form der psychologischen Folter. Er befindet sich in einem ständigen Zustand der Angst und Depression. Eine Zeit lang war er selbstmordgefährdet. Im vergangenen Jahr erlitt er einen leichten Schlaganfall.”

BTC-ECHO: Warum bittest du die Bitcoin-Community um Hilfe?

Shipton: “Julian Assange verbindet eine lange Geschichte mit Bitcoin. Er war Teil der berühmten Cypherpunk-Mailingliste in den späten 90er Jahren, gemeinsam mit einigen der frühen Bitcoin-Entwickler wie Adam Buck. Diese Cypherpunks wollten Kryptografie nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Im Jahr 2013 wandte sich Wikileaks Bitcoin zu, weil die US-Regierung es nach der Veröffentlichung der Kriegsdokumente vom legalen Bankensystem abschnitt. In diesen Leaks wurden die grausamen Kriegsverbrechen des US-Militärs in Afghanistan und im Irak detailliert beschrieben. Die USA sperrten seine persönlichen Bankkonten, seinen Zugang zu Visa, Mastercard und sogar PayPal. Wikileaks war nur durch Bitcoin in der Lage zu überleben. In gewisser Weise war dies der ursprüngliche Proof of Concept. Selbst die mächtigste Instanz der Welt konnte es nicht aufhalten.

Ich gehe zu Bitcoin-Konferenzen wie dieser, um die Gemeinschaft daran zu erinnern, wie mächtig sie ist. Was ihm passiert, kann jeden treffen, der sich gegen diese Kräfte stellt. Bitcoin selbst ist eine große Wette gegen das Establishment. Indem Bitcoiner ihn beschützen und aus dem Gefängnis holen, zeigen sie der Welt: Ihr solltet euch nicht mit uns anlegen.”

BTC-ECHO: Welche Folgen hätte seine Verurteilung für die Pressefreiheit?

Shipton: “Das ist die größte globale Bedrohung für die Pressefreiheit unserer Zeit. Da sind sich fast alle großen Menschenrechtsorganisationen einig. Die USA setzen einen Präzedenzfall für alle Journalisten. Sie sagen: Wenn du unbequeme Wahrheiten veröffentlichst, verfolgen wir dich in jedem Land dieser Welt. Du rottest im Gefängnis, bevor du verurteilt wurdest. Journalisten, Anwälte und Aktivisten weltweit kämpfen für Julian Assange. Hunderte von Millionen US-Dollar wurden für seine Verteidigung ausgegeben. Sein Fall zeigt: Das Rechtssystem, an das wir glauben, existiert nicht. Für mich ist diese Einsicht fast noch gravierender, als die Leaks selbst.”