Sorge vor Staatsbankrott Hat Bukele mit seinen Bitcoin-Käufen El Salvador ruiniert?

Der Bitcoin-Kurs stürzt ab. Das könnte auch für Krypto-Musterstaat El Salvador unangenehme Konsequenzen haben.

Anton Livshits
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Nayib Bukele

Beitragsbild: picture alliance / EPA | Rodrigo Sura

| El Salvadors Präsident Nayib Bukele ist für seine Passion für Bitcoin und Selbstinszenierung bekannt.

Bitcoin für finanzpolitische Unabhängigkeit und für die Inklusion der ärmlichen Bevölkerung ins Banksystem. Mit diesen Versprechen kürte El Salvadors Präsident Nayib Bukele BTC im vergangenen September zur offiziellen Landeswährung. Doch während der BTC-Kurs strauchelt, steigt die Sorge vor einem salvadorianischen Staatsbankrott.

Der Kurs der Krypto-Leitwährung befand sich zum 14. Juni zwischenzeitig bei 21.047 US-Dollar – ein neuer Jahrestiefstand. Hodler sind um ihre Anlagen besorgt. Wie ergeht es da dem Staat, der stolze 2301 Bitcoin besitzen soll? Schätzungsweise 40 Millionen US-Dollar soll El Salvador bislang auf sein Krypto-Investment verloren haben. Der BTC-Kurs hat sich seit September 2021 halbiert. Doch zumindest Finanzminister Alejandro Zelaya zeigte sich jüngst betont gelassen. Laut Reuters erklärte der Politiker am 14. Juni bei einer Pressekonferenz:

Wenn man mir sagt, dass das Haushaltsrisiko für El Salvador aufgrund von Bitcoin wirklich hoch ist, kann ich nur lächeln. Das Haushaltsrisiko ist extrem gering.

Die verlorenen 40 Millionen US-Dollar würden demnach lediglich 0,5 Prozent des Staatshaushaltes ausmachen. Doch ob es El Salvadors Finanzen wirklich so rosig geht, ist überaus streitbar.

Bukele zockt per Smartphone

Einen zentralen Streitpunkt bildet dabei Nayib Bukele selbst. Der Präsident liebt die Selbstinszenierung und Twitter. Dort gibt er auch gerne an, Bitcoin per Smartphone nachzukaufen – selbstverständlich auf Kosten des Staatshaushaltes. Auch im Mai kaufte Bukele derart den Dip. Für sein Land erwarb er 500 Bitcoin zu einem Durchschnittspreis von 30.744 US-Dollar. Als Bloomberg Bukele im Januar als einzigen Staatschef bezeichnete, der mit öffentlichen Geldern auf seinem Mobiltelefon tradet, setzte Bukele noch einen drauf: Er machte das nackt, fügte der Präsident hinzu.

Bei der Krypto-Community sorgten solch bullishe Statements für Sympathie. Dabei ist Bukeles autoritärer Regierungsstil umstritten. Kritiker bezichtigen ihn der Abschaffung der demokratischen Gewaltenteilung. Das sorgt für Ärger mit den USA und auch der internationale Währungsfonds (IWF) ist von Bukeles Bitcoin-Kurs alles andere als angetan. Kreditverhandlungen im Januar schlugen fehl, dabei sind 2023 für El Salvador enorme Schuldenrückzahlungen fällig.

El Salvadors Bitcoin-Projekte liegen auf Eis

Festzuhalten bleibt weiterhin, dass das Land die eigenen Krypto-Pläne bislang kaum umsetzen konnte. Wegen des fallenden Bitcoin-Kurses verschiebt sich die Einführung der geplanten BTC-Staatsanleihe auf unbestimmte Zeit. Auch von der Krypto-Stadt, die damit finanziert werden soll, existiert bislang nur ein goldenes Modell.

Eine Studie des National Bureau of Economic Research zeigte zudem, dass die BTC-Adoption im Land nicht wirklich vorangeht. Besonders bitter: 6 Milliarden US-Dollar erhalten die Einwohner El Salvadors jährlich aus dem Ausland – der Großteil davon kommt aus den USA. Mit Bitcoin hätten derartige Zahlungen billiger und einfacher werden sollen. Doch laut NZZ erfüllte sich auch dieses Versprechen Bukeles nicht. Denn die Empfänger tauschen ihre erhaltenen BTC in US-Dollar zurück und dabei entfallen hohe Gebühren.

Daran mag sich bereits andeuten: Falls Bukele sich verzockt hat, wird die Bevölkerung dieses Schlamassel ausbaden müssen.