Anhörung zu FTX  Neue Vorwürfe gegen Sam Bankman-Fried erhoben

Während seine Zeugenanhörung zu FTX vor dem Finanzkomitee ansteht, gibt es neue Fragen zur Rolle von SBF beim diesjährigen Krypto-Crash.

Johannes Macswayed
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Sam Bankman-Fried

Beitragsbild: Picture Alliance

| Die Machenschaften des FTX-Gründers könnten weiter reichen als bisher angenommen.

Am morgigen 13. Dezember beginnt im House Committee on Financial Services der USA die Zeugenanhörung von Sam Bankman-Fried (SBF) zur Causa FTX. Neben dem Gründer der Börse ist auch der derzeitige CEO des Unternehmens, John Ray, eingeladen. Wie auch in seiner Rolle beim Bilanzskandal von Enron soll der 63-Jährige für Klarheit sorgen. Diese ist nach etlichen Gerüchten und Enthüllungen zum FTX-Skandal noch immer bitter nötig.

Und das, obwohl der für den Börsenkollaps verantwortliche Bankman-Fried seither alles andere als still war. So erschien er doch jüngst beim DealBook-Summit der New York Times, um Fragen zu den Hintergründen des Skandals zu beantworten und sich zu entschuldigen.

Wenngleich er mit vielen Worten wenig sagte, glaubt Bankman-Fried die Krypto-Community und breitere Öffentlichkeit von seiner Unschuld überzeugen zu können. Lediglich fahrlässig, aber nicht kriminell will er demnach beim Untergang seiner Börse gehandelt haben. Den wichtigen Fragen weicht er jedoch weiter aus. Und neue kommen scheinbar täglich dazu.

Drohungen und Tether-Angriff

Den Börsenkollaps ins Rollen brachte SBFs Fehde mit Binance Chef Changpeng Zhao (CZ). Diese setzte sich vergangene Woche in einem Schlagabtausch auf Twitter fort. Zhao hegte demnach schon lange vor dem Kollaps Zweifel an FTX und nannte SBF “einen Betrüger”. Als Binance schließlich im November von der Rettung der Krypto-Börse zurücktrat, soll Bankman-Fried Mitarbeitern der konkurrierenden Börse gedroht haben.

Berichten des Wall Street Journal zufolge habe Sam Bankman-Fried im Anschluss versucht, den Stablecoin USD-Tether (USDT) durch einen Angriff auf dessen Parität zu destabilisieren, möglicherweise um von Kursschwankungen zu profitieren. In einer Signal-Gruppe der führenden Börsen-Chefs, in der auch Ex-Kraken Chef Jesse Powell und Tether CTO Paolo Ardoino Mitglieder gewesen sein sollen, hätte CZ den entfesselten FTX-Gründer daraufhin konfrontiert und ihn zur Unterlassung des Angriffs aufgefordert. Bankman-Fried leugnete den Vorfall jedoch gegenüber dem WSJ.

SBF sieht in den Behauptungen seines Erzfeindes stattdessen nur Lügen. Zhao habe sich Bankman-Fried zufolge bei den Übernahme-Verhandlungen erpresserisch und kompromisslos gezeigt. Auch deshalb will sich FTX entschlossen haben, ohne Binance fortfahren zu können.

Terra Luna- und 3AC-Kollaps

Derweil meldete sich Zhu Su, Co-Gründer des gescheiterten Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC), zu Wort. Er ist jüngst der Überzeugung, dass sein Unternehmen nicht etwa eigenem Missmanagement zum Opfer fiel, sondern einer “Jagd” durch einen Konkurrenten. Und sieht Zusammenhänge zu Bankman-Frieds Aktivitäten zur Zeit des 3AC-Untergangs.

Sus Behauptungen folgten auf eigene Spekulationen des Terra-Gründers Do Kwon, der scheinbar glaubt, dass Bankman-Fried auch eine Rolle im Zusammensturz der UST- und LUNA-Token gespielt haben könnte. So berichtete jüngst die New York Times, dass einige US-Behörden derzeit zur möglichen Marktmanipulation durch SBF ermitteln.

Tatsächlich soll es einem von der Luna Foundation Guard beauftragten Bericht zufolge Hinweise für eine Verkaufswelle von Terras UST-Stablecoin ausgehend von FTX gegeben haben. Angeblich habe FTX dann auf einen Kurssturz in Folge der Destabilisierung gewettet und große Gewinne eingefahren.

Wenngleich möglich, fragt man sich, wie plausibel ein solcher Angriff war. Denn auch die mit FTX verbundene Trading-Firma Alameda Research soll bei dem darauffolgenden Krypto-Crash massive Verluste erlitten haben. Diese dürften letztendlich auch zum FTX-Untergang beigetragen haben.

Möglich wäre, dass es sich hier lediglich um eine Schutzbehauptung seitens Su und Kwon handelt, um von ihren eigenen Machenschaften abzulenken. So jedenfalls sieht es Sam Bankman-Fried, der dem 3AC-Gründer nahelegte, bei seinen Angelegenheiten zu bleiben.

Neue Firma, neues Glück?

Derweil ist der gescheiterte FTX-Gründer womöglich an einer Unternehmens-Neugründung interessiert, wie er gegenüber der BBC in einem Interview erklärte. Mit neuen Einnahmen könne er sich vorstellen, geschädigte FTX-Kunden zu kompensieren. So wolle er “alles versuchen, um genau das zu tun”. Er habe die “Verpflichtung gegenüber den FTX-Kunden”, diese gut zustellen, meint SBF.

Ob die Geschädigten überhaupt noch einen Funken Vertrauen in Bankman-Fried haben, sei dahingestellt. Forderungen in Höhe von zehn bis 50 Milliarden US-Dollar könnten sie Schätzungen zufolge gegen FTX geltend machen. “Schätzungen” ist hier das Stichwort, denn das wahre Ausmaß des Skandals muss noch immer festgestellt werden.

Zwischen Interviews und seinen Auftritten in der Öffentlichkeit findet Sam Bankman-Fried zumindest nun auch die Zeit für seine Vorladung als Zeuge bei der Anhörung des Finanzkomitees – sofern dies überhaupt “von Nutzen” ist, wie er auf Twitter infrage stellt.

Denn auch ihm fehle “der Zugang zu Teilen [seiner] Information”. Es gebe demnach eine “Grenze zu dem, was [er] sagen könne”, wie Bankman-Fried an die Vorsitzende des Komitees, Maxine Waters, schrieb. Ob er die (möglichen) Vorwürfe auch dort weiter bestreiten kann, wird sich zeigen.

Über eine Gefängnisstrafe sinniert der FTX-Gründer derweil “nur gelegentlich bei Nacht”, wie er der BBC gegenüber erklärt. Meistens fokussiere er sich stattdessen auf Dinge, die nicht außerhalb seiner Kontrolle stünden, meint SBF. Doch worüber er überhaupt jemals Kontrolle hatte, könnte sich vielleicht schon bald zeigen.

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