Im Rahmen einer mehrmonatigen Machbarkeitsstudie konnte die französische Zentralbank erstmals eine CBDC-Transaktion (central bank digital currency) auf einer privaten Fondsverwaltungsplattform abwickeln. Wie die Banque de France in einer Presseerklärung vom 19. Januar mitteilte, ging es dabei um die Zeichnung und Rücknahme von Fondsanteilen auf der IZNES-Plattform von Blockchain-Anbieter SETL.
Den Pilottest führte die Banque de France bereits am 17. Dezember durch. Wie die Bank erklärt, wurde bei der Transaktion ein Betrag von über zwei Millionen Euro in CBDC abgewickelt. Dabei wurden “Bargeldabrechnungen durch digitales Zentralbankgeld simuliert, das auf der Blockchain ausgegeben wurde”. Für den Geldtransfer war der Einsatz von Smart Contracts notwendig, “damit die Banque de France den Umlauf von MNBC-Tokens ausgeben und kontrollieren und sie gleichzeitig mit der Lieferung der Fonds-Tokens in das Portfolio der Anleger übertragen konnte”.
Insgesamt beteiligten sich acht Unternehmen an der CBDC-Simulation. Die Blockchain-Unternehmen SETL und IZNES stellten in Zusammenarbeit mit der Banque de France die DLT-Infrastruktur bereit, während das IT-Unternehmen DXC für die Sicherheitskontrolle verantwortlich war. Die Banken CITI und CACEIS fungierten als Geschäftsbanken und erhielten die von der Banque de France erstellten MNBC-Token. Zugleich übernahm CACEIS die Rolle als Depotbank für den Groupama-Entreprises-Fonds. Groupama agierte wiederum als Fondsmanager, während die Zahlungsdienstleister OFI AM und SETL die Rolle der Anleger übernahmen.
CBDC konkretisiert sich
Das jüngste CBDC-Pilotprojekt ist ein weiterer Baustein der seit März letzten Jahres laufenden Testserie. Wie BTC-ECHO berichtete wurde in Zusammenarbeit mit der Société Générale und Accenture sowie weiteren Branchengrößen bereits ein Forschungsprojekt zu einer Whole Sale CBDC für den Großhandel und Interbankenverkehr gestartet. Auch die Abwicklung mit einem E-Euro konnte bereits letztes Jahr erfolgreich durchgeführt werden.
Noch Mitte dieses Jahres sollen die letzten Experimente des groß angelegten Proof of Concept abgeschlossen werden. Die Ergebnisse der Banque de France fließen dann in “globalere Überlegungen des Eurosystems über die Vorteile einer MNBC” (monnaie numérique de banque centrale, z. Dt. digitales Zentralbankgeld).
Dieses Experiment stellt einen bedeutenden Fortschritt bei der Bewertung der Hebel dar, die ein digitales Zentralbankgeld mit sich bringt, um die Effizienz und Widerstandsfähigkeit der Abwicklung von Finanzanlagen in einer Blockchain-Umgebung zu stärken und so zum reibungslosen Funktionieren der Realwirtschaft beizutragen.
Im europäischen Vergleich übernimmt Frankreich bei der Entwicklung einer CBDC somit weiterhin eine Vorreiterrolle. Zwar haben auch andere Länder wie Italien, die Schweiz oder die Ukraine bereits entsprechende Projekte angeregt. Doch sie alle befinden sich noch im Anfangsstadium, während die Testläufe in Frankreich bereits konkrete Form annehmen.
Im globalen CBDC-Wettrennen dürfte Europa ohnehin kaum mehr Anschluss an China mehr finden. Das Land hat testweise bereits mehrere Male CBDCs in den Verkehr gebracht und an Teile der Bevölkerung ausgegeben. Auch die ersten Krypto-Geldautomaten sind bereits in Betrieb genommen worden. Doch so sehr China auch aufs Gaspedal drückt: Gegen den karibischen Inselstaat Bahamas zieht selbst das Reich der Mitte den Kürzeren.