Was Wallets betrifft, gibt es grundsätzlich die Faustregel: je weniger mit dem Internet verbunden, desto sicherer. Für die langfristige Verwahrung großer Krypto-Vermögen bieten sich deshalb Cold Storages wie Hardware oder Paper Wallets an. Warum sollten Ethereum-Anleger also mit einer Browser Wallet wie Metamask arbeiten?
Im Fall eines einfachen Langzeit-Investments ist diese Argumentation nachvollziehbar. Anders sieht es jedoch aus, wenn die Ether oder anderen Token tatsächlich genutzt werden sollen. Im Ethereum-Ökosystem sollten Ether und andere in verschiedenen dApps verwendete Token schnell verfügbar sein. Das gilt insbesondere für das aktuell sehr medienpräsente DeFi-Ökosystem, welches wir auch in der März-Ausgabe des Kryptokompasses genauer betrachten.
Jenen, die aktiv im Ethereum-Ökosystem unterwegs sind, sollte Metamask ein Begriff sein. Auch wenn es andere Browser Wallets gibt, hat sich Metamask inzwischen fast zu dem Standard entwickelt. Da diese Wallet für verschiedene Browsertypen verfügbar ist, lohnt es sich, diese etwas genauer anzuschauen. Um das zu tun – und ein wenig über den üblichen Tellerrand hinauszublicken – werden wir die Wallet auf Rinkeby ausprobieren.
Rinkeby ist eines der verschiedenen Ethereum Testnets. Es wurde von den Entwicklern hinter dem Geth Client ins Leben gerufen. Besonders an ihm ist, dass es keinem Proof-of-Work-, sondern einem Proof-of-Authority-Konsens folgt. Für ein Testnet, welches vor Spam-Attacken sicher sein wollte, ist eine derartige Zentralisierung natürlich zu verkraften.
Viel wichtiger: Für Testzwecke ist es einfach, an Ethereum zu kommen. Was wir später noch brauchen werden.
Metamask: Benutzungsfreundlich auch für Non-Techies
Die Einrichtung einer neuen Wallet unterscheidet sich nicht stark von der Registrierung in einem Forum oder ähnlichem. Man muss ein Passwort wählen und wiederholen. Wichtig, wie man es auch bei anderen Wallets kennt: Die Seed ist unbedingt aufzuschreiben. Zwar kann man die Seed auch in einer Datei abspeichern, jedoch ist das ein Sicherheitsrisiko. Die Datei hört dann auf den doch recht einprägsamen Namen „Metamask Seed.csv“ und ist unverschlüsselt.
Haben wir die Seed aufgeschrieben, wird der Ether-Anleger in spe von einem übersichtlichen Bildschirm begrüßt:
Aktuell ist die Wallet, wie links oben im Bild angegeben, mit dem Ethereum Mainnet verbunden. Die Verbindung der Wallet mit dem Rinkeby-Testnet ist jedoch einfach. Man klickt auf „Mainnet“ und wählt von den angegebenen Optionen „Rinkeby Test Network“ aus.
Wie damals mit Bitcoin: Ethereum durch einen Faucet erhalten
Der Wechsel zum Rinkeby Testnet änderte jedoch eine wichtige Sache nicht: Wir sind immer noch arm. Um das zu ändern, werden wir uns durch einen Faucet ein paar Testnet Ether holen.
Faucets sind Webseiten, die insbesondere früher im Bitcoin-Ökosystem recht beliebt waren. Auf derartigen Seiten bekommen Interessierte ein paar Token geschenkt. Da Ethereum auf dem Rinkeby Testnet nichts wert ist, können Interessierte über den Rinkeby Authetificated Faucet ein wenig Ether erbitten.
Hier kommt ein wenig das Kleingedruckte: Für eine Handvoll (virtuelle) Ether muss der Interessierte das über die sozialen Netzwerke erbitten. Früher ging das auch über Facebook, jetzt kann man das Ersuchen nur über Twitter stellen. Ein solches sieht dann so aus:
Der blau unterlegte String wird durch die eigene Wallet-Adresse ersetzt. Diese kann man kopieren, indem man auf die drei Punkte neben „Account 1“ klickt und „Copy Adress to clipboard“ auswählt.
Nachdem man das getwittert hat, schreibt man den Link zu dem entsprechenden Tweet in das Eingabefeld des Faucets. Man klickt auf „Give me Ether“. Die Standard-Anfrage betrifft 3 Ether:
Weitere Ether können erst in 8 Stunden erfragt werden. Kein Problem, zum Testen von Metamask reicht das vollkommen aus. Und selbst wenn man mehr gebraucht hätte: Unter dem Punkt „Give me Ether“ können Anleger wählen, wie Ethereum sie über den Faucet bekommen wollen. Je mehr sie erfragen, desto länger wird die Wartezeit, die bis zum nächsten Erfragen von Ethereum auf dem Rinkeby-Testnet erbeten wird.
Metamask-Intergration mit Testnet-Uniswap
Das so verdiente Ethereum möchten wir nun für eine Beispiel-Transaktion verwenden. Um wenigstens ein wenig DeFi-Gefühle aufkommen zu lassen und die Interaktion mit Token in der Metamask-Wallet zu testen, schauen wir auf die Testnet-Implementation von Uniswap.
Das Interface ist sehr minimalistisch. Viel mehr als Exchange- und Token-Adressen kann man der Seite nicht entnehmen:
Aber für uns das Bonmot „I’m in it for the technology“ gilt, lassen wir uns durch diesen Minimalismus nicht abschrecken lassen. Um das Senden (und Empfangen von Token) mit der Metamask Wallet zu testen, wollen wir als Beispiel ein wenig Basic Attention Token auf Rinkeby kaufen. Für BAT sehen wir, dass die Exchange-Adresse 0x9B913956036a3462330B0642B20D3879ce68b450 ist. An diese senden wir nun 1 Ether. Nach Klick auf „Send“ müssen wir nur die Adresse und den Betrag angeben, den wir überweisen möchten:
Nach Senden des einen Ether erhalten wir schnell die Bestätigung, dass die Transaktion durch ist. Wir können uns diese sogar auf Etherscan (beziehungsweise einem Rinkeby-Pendant davon) anschauen. Um jedoch die BAT Token in der Metamask Wallet anzeigen zu können, muss man unter Tokens die BAT Token aufnehmen. Dazu klickt man auf „Add Token“, gibt unter „Token Contract Adress“ die Token-Adresse von BAT an. Diese ist 0xDA5B056Cfb861282B4b59d29c9B395bcC238D29B. Klickt man nun auf „Add“ – voilá, da sind unsere BAT Token:
Metamask – Guter Einstieg in die Ethereum-Welt
Insgesamt ist Metamask nicht umsonst ein Standard unter den Browser Wallets für Ethereum. Es ist für viele Browsertypen verfügbar, intuitiv zu bedienen und hat ein recht vielfältiges Anwendungsspektrum. So ist es auf jeden Fall gut, dass man schnell auch andere Token als Ethereum in der Wallet betrachten kann. Ja, anders als bei der MyCrypto Wallet kann man keine Smart Contracts schreiben oder ähnliche komplexe Dinge tun, aber für das DeFi-Alltagsgeschäft reicht Metamask allemal.
Was jedoch negativ auffällt sind manche Abweichungen bei verschiedenen Browsern: Im Opera Browser ist der Funktionsumfang von Metamask deutlich geringer als bei beispielsweise bei Brave. So war die Kontrolle von Token wie den jüngst erworbenen Basic Attention Token nicht ersichtlich. Hier ist also noch einiges an Arbeit zu leisten. Bis dahin sollten Anleger, möchten sie Metamask nutzen, eher auf andere Browser wie Brave zurückgreifen.