ETH-Investment an der Börse? Warum es keinen Ethereum ETF in der EU gibt

Die US Ethereum ETFs stehen vor der Zulassung. In der EU sind Krypto-ETFs aber ausgeschlossen. Wie ETH-Investments an der Börse trotzdem funktionieren.

Tobias Zander
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EU und Ether

Beitragsbild: Shutterstock

| Krypto-Finanzprodukte in der EU? Ein komplexes Thema

Der Ethereum ETF Hype überstrahlt derzeit alles im Krypto-Sektor. Sollte die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC die ETH-Indexfonds genehmigen, wären die Tore für viele Milliarden US-Dollar von privaten sowie institutionellen Investoren geöffnet. Doch europäische Anleger können bestenfalls indirekt über den steigenden Ether-Kurs davon profitieren. Eine Zulassung der US-amerikanischen Spot ETFs in der Europäischen Union gilt als ausgeschlossen. Warum das so ist – und wie man trotzdem schon heute an der Börse in Ethereum investieren kann.

Wie die EU-Regulierung einem Indexfonds auf Ethereum im Weg steht

“Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities” – hinter diesem etwas sperrigen Namen, der meist mit UCITS abgekürzt wird, verbirgt sich ein System von Sicherheitsstandards. Etwa 75 Prozent aller ETFs orientieren sich an den Richtlinien, weil sie Vorteile für Fondsbetreiber mit sich bringen. Nach Zulassung in einem EU-Land kann ein Investmentfonds bei Beachtung der UCITS-Regeln unmittelbar in der gesamten EU vertrieben werden.

Was Ethereum- und generell Krypto-ETFs im Wege steht: Ein UCITS-ETF muss ausreichend diversifiziert sein, sodass keines der enthaltenen Assets einen Anteil von mehr als 20 Prozent am Nettoinventarwert ausmachen darf. Ein Ethereum ETF wäre aber wohl zu 100 Prozent mit Ether (ETH) unterlegt – und verstieße damit gegen die Vorschrift.

Anlagevermögen in UCITS-Fonds in Milliarden EUR in ausgewählten EU-Ländern I Quelle: Statista

Will ein Fondsanbieter seine Produkte in der gesamten Europäischen Union vertreiben, muss er die UCITS-Richtlinien einhalten. “Schon allein dadurch sind natürlich jegliche ETFs auf einzelne Anlageziele – wie ein Bitcoin oder ein Gold ETF – ausgeschlossen. Deswegen müssen wir uns in Europa bei anderen Finanzstrukturen bedienen”, erklärt Finanzexperte Dr. Alexander Bechtel von der DWS gegenüber BTC-ECHO. Auch für ein Ethereum-Investment an der Börse braucht es eine Alternative. Die Lösung: Schuldverschreibungen.

Wie man an EU-Börsen in Ethereum investiert

ETP, ETC, ETN – diese Kürzel klingen zunächst etwas irritierend, aber helfen Gold, Bitcoin und auch Ethereum dabei, an die europäischen Börsen zu gelangen. Dabei ist ETP (Exchange Traded Product) der Überbegriff, denn er umfasst jede Form von passiv gemanagten, an der Börse handelbaren Wertpapiere. Die verschiedenen ETPs können dann wahlweise Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder auch Kryptowährungen abbilden.

ETNs (Exchange Traded Notes) sind börsengehandelte Schuldverschreibungen und können sich auf einen einzelnen Wert wie Ethereum beziehen. Allerdings sind sie im Gegensatz zu ETFs (Exchange Traded Funds) nicht vor einer Insolvenz des Emittenten geschützt, da sie nicht zum Sondervermögen gehören. Ganz ähnlich funktionieren die ETCs (Exchange Traded Commodities), welche an die Wertentwicklung eines oder mehrerer Rohstoffpreise gekoppelt sind. Besonders beliebt in Deutschland: Gold ETCs wie XETRA Gold. Doch auch sie unterliegen einem theoretischen Ausfallrisiko. Wie gefährlich ist das für Anleger?

Die sechs größten Krypto-ETPs in Europa – auch Ethereum mischt mit I Quelle: justETF

Für die neuen xTrackers ETCs auf Bitcoin und Ethereum gibt Dr. Bechtel Entwarnung: “Bei den ETCs handelt es sich um Schuldverschreibungen, welche durch eine Direktinvestition in die zugrundeliegende Kryptowährung besichert sind. Die ETCs sind also nicht synthetisch, sondern physisch hinterlegt.” Das Gleiche gilt für die anderen großen Krypto-ETPs auf dem Markt, wie eine Übersicht von justETF zeigt. Durch die physische Hinterlegung mit den Kryptowährungen lässt sich das Gegenparteirisiko minimieren. Für eine weitere Erhöhung der Sicherheit befinden sich die Bitcoin, Ether und Co. über Cold-Storage-Lösungen häufig bei professionellen Krypto-Verwahrern wie Coinbase.

Welche Ethereum-Produkte die Vorreiter sind

Auch wenn es in der EU voraussichtlich keine Ethereum ETFs geben wird, ist man den Vereinigten Staaten derzeit tatsächlich einen Schritt voraus. Das bestätigt Steve Kurz vom Krypto-Asset-Manager Galaxy gegenüber BTC-ECHO: “Es besteht durchaus die Chance, dass europäische und asiatische Produkte bei Ethereum ganz vorne mitmischen, und vielleicht holen die USA dann später auf.” In Zusammenarbeit mit dem Vermögensverwalter DWS hat Galaxy erst kürzlich einen Ethereum ETC gestartet. Schon seit 2018 sind regulierte Krypto-ETPs aber an vielen europäischen Börsen zugelassen.

Die größten europäischen Ethereum ETPs I Quelle: justETF

Besonders beliebt ist der 21Shares Ethereum Staking ETP, dessen Name bereits verrät, dass nicht nur der Ether-Kurs möglichst getreu widergespiegelt wird. Zusätzlich gibt es hier eine Staking-Rendite von derzeit 1,46 Prozent, welche die jährlichen Kosten fast vollständig deckt. Doch auch andere bekannte Investmentgesellschaften bieten bereits Ethereum ETPs in Europa an, darunter beispielsweise Coinshares, VanEck, WisdomTree und xTrackers.

Wer also zwecks Portfoliodiversifikation in Ethereum investieren möchte, für den gibt es bereits spannende Optionen. Vor allem über Neobroker wie Scalable Capital können einige der Ethereum ETPs schnell und kostengünstig erworben werden. Dem Vorteil der Einfachheit des ETH-Investments steht allerdings ein Nachteil gegenüber: Nur wer selbst verwahrt und die Private Keys besitzt, kontrolliert wirklich seine Ether: Not your keys, not your coins. Hat man aber Vertrauen in die beteiligten Institutionen und ist in erster Linie an der Rendite interessiert, sind Ethereum ETPs schon heute ein attraktives Investmentvehikel.

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