Ernst & Young: Neuer ICO-Report

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat ein Update zur ihrer ICO-Analyse aus 2017 veröffentlicht. Im diesjährigen Report haben sie die Fortschritte und Rendite der 372 ICOs analysiert. Das Fazit ist – bescheiden.

Leopold Bosankic
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Die positivste Entwicklung zeigt das ICO-Investmentvolumen. Dieses ist bereits im ersten Halbjahr höher als das Gesamtvolumen 2017. Im Gegensatz dazu ist die Rendite jedoch deutlich negativ. Die Mehrheit der analysierten ICOs (ca. 94 Prozent bzw. 132 ICOs) ist in den roten Zahlen. Ungefähr ein Drittel davon (ca. 43 ICOs) sind sogar um mehr als 90 Prozent gefallen.

Ein möglicher Grund für diese schlechte Performance ist die fehlende Marktreife. Zwar haben dieses Jahr ca. zehn Prozent mehr ICOs ein lauffähiges Produkt (bzw. einen Prototypen) als 2017, aber 70 Prozent befinden sich nach wie vor im Ideenstadium.

Der Trend zum Delisting und wenige Gewinner

Doch selbst ICOs mit funktionierenden Produkten sind nicht zwingend positiv für Investoren. Denn viele Projekte setzen zunehmend auf Fiatwährungen als Zahlungsalternative. Dadurch entwerten sie ihre Tokens. So akzeptieren sieben von den 25 marktreifen ICOs zusätzlich zum eigenen Utility-Token auch US-Dollar. Den extremsten Schritt geht Digipulse. Im August kündigte das Unternehmen ihr Delisting an; per 15. Dezember wird der DGPT-Token nicht mehr handelbar sein. Der Kurs hat sich seit der Ankündigung bei Null eingependelt.

Ein weiteres Extrem sieht man auch bei den Gewinnen. Die Top-10-ICOs erwirtschaften 99 Prozent aller Nettoerträge. Wenig überraschend ist die Sektoren-Verteilung: Die knappe Mehrheit der renditestärksten ICOs sind Blockchain-Plattformen.

Fazit und Ausblick

Wie bei jungen Technologien üblich, schlagen viele Experimente fehl. Und ICOs sind keine Ausnahme. Besorgniserregend ist bei diesen aber die fehlende Marktreife; insbesondere da sie viel Kapital eingesammelt haben. Es scheint, so die Wirtschaftsprüfer, dass ICO-Investments noch riskanter sind als traditionelles Risikokapital. Einer der Gründe hierfür ist die fehlende Produktentwicklung. Basierend darauf erwarten die Analysten, dass sich private Investoren aus ICO-Investments zurückziehen und qualifiziertere Investoren (z. B. Fonds) diese ersetzen.

Obwohl der Bericht nicht darauf eingeht, sind die Gründe für die fehlende Produktentwicklung hilfreich zur genaueren Beurteilung der Erträge. Die wahren Ursachen werden vermutlich ungeklärt bleiben. Wahrscheinlich ist aber eine Kombination aus Betrug und Fehleinschätzungen durch die Unternehmen. Viele ICOs haben bspw. die Komplexität unter- und die Nachfrage überschätzt. Und möglicherweise ist auch die Time-to-Market bei Blockchain-Unternehmen einfach auch länger als ein Jahr. Ein Hinweis hierfür ist die (relativ) gute Rendite von Blockchain-Plattformen. Da viele Anwendungen von skalierbaren Blockchains abhängen, sind sie gezwungen zu warten und gar nicht in der Lage, ihre Produkte auf den Markt zu bringen.

Im Laufe dieses Jahres will Ernst & Young einen weiteren Folge-Report veröffentlichen. Vielleicht zeigen bis dann Skalierungslösungen wie Liquid erste Erfolge und geben Blockchain-Anwendungen somit die benötigte Grundlage, um ihre Produkte auf den Markt zu bringen.

Link zum Report: Slideshare

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