Rubinstein Schmiedel über KI-Trading „Die Datenverfügbarkeit im Krypto-Sektor ist extrem gut“

Dass unsere Finanzmärkte immer stärker durch Künstliche Intelligenz beziehungsweise Algorithmen bestimmt werden, ist kein Geheimwissen mehr. Auch im Krypto-Markt spielt die Automatisierung von Handelsprozessen eine gewichtige Rolle. Die Suche nach den besten Algorithmen beschäftigt nicht nur Investmentbanken und Hedgefonds, sondern auch immer mehr spezialisierte Trading-Dienstleister. Ein Player, der sich auf den Krypto-Sektor spezialisiert hat, ist Rubinstein & Schmiedel. Im Interview hat uns der CTO und Mitbegründer, Thomas Schmiedel, verraten, worauf es beim Trading mit Algorithmen im Krypto-Markt ankommt.

Sven Wagenknecht
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KI-Trading

BTC-ECHO: Bitte erläutere zu Anfang, worum es beim KI-Trading grundsätzlich geht und wie es funktioniert?

Thomas Schmiedel: Es gibt drei grobe Kategorien des Tradings: erstens der manuelle Handel. Da sitzt ein Mensch, der kauft und verkauft. Zweitens gibt es die sogenannten Quants. Also Trader, die sich bei ihren Analysen auf quantitative Methoden verlassen. Quantitative Trader schauen sich klassische Indikatoren wie zum Beispiel gleitende Mittelwerte an und bilden daraus statistische Handelsmodelle. Drittens gibt es das KI-Trading. Der Vorteil an Künstlichen Intelligenzen (KI) ist, dass sie abstrakte Muster wie etwa das Head-and-Shoulders-Muster automatisch erkennen.

Wir gehen aber noch einen Schritt weiter: Unsere KI soll eigenständig Handelsstrategien entwickeln und umsetzen. Das geht nur über Unmengen an Daten. Schließlich muss man irgendwie aus der Vergangenheit Erwartungen an die Zukunft formulieren können. Dafür braucht man Preisdaten, Handelsdaten, Orderbuch-Daten oder – speziell bei Kryptowährungen – auch Daten wie die Difficulty oder Transaktionsvolumina. Am Ende besteht die Schwierigkeit darin, ein KI-Modell zu erzeugen, das sinnvoll ohne menschliches Marktwissen mit all den Daten umgehen kann.

BTC-ECHO: Wenn sich KI beziehungsweise Algorithmen immer weiter etablieren, welche Rolle nimmt dann der Mensch noch im Investmententscheidungsprozess ein?

Thomas Schmiedel: Aktuell haben viele die Vorstellung, dass die Zukunft wie bei Terminator aussehen wird. Das wird nicht passieren. Es gibt in Märkten sehr viele Schwierigkeiten. Denn aus wissenschaftlicher Sicht sind Märkte nichtstationäre Signale und sehr stark verrauscht. Das bedeutet, dass es kaum Systeme gibt, die langfristig profitabel und ohne menschliches Zutun handlungsfähig sind. Bisher ist es so, dass die meisten Systeme lediglich Vorschläge geben und mittels Alarm-Systemen den Trader zu Handlungen auffordern. Wir sind eines der ersten Unternehmen, das ein vollautomatisiertes KI-Trading-System entwickelt hat.

BTC-ECHO: Wie wird sich die KI im Finanzmarkt weiterentwickeln, also was sind beispielsweise die konkreten Verbesserungen, die wir in den nächsten fünf Jahren erwarten können?

Thomas Schmiedel: Ich denke, dass es in Zukunft nur ein paar wenige Firmen geben wird, die wirklich Fortschritte im automatisierten Trading erzielen werden. Auch Hedgefonds, die seit Jahrzehnten an dem Thema arbeiten, sind noch weit von guten Ergebnissen entfernt. Die komplette Automatisierung der Handelswelt wird also noch wesentlich länger brauchen.

BTC-ECHO: Nach welchen Kriterien sollte man KI-Trading-Software auswählen? Sprich wie kann ich Algorithmen auf Qualität überprüfen, bevor ich Geld investiere?

Thomas Schmiedel: Es gibt zwei Möglichkeiten: Anleger können den Algorithmus selbst prüfen. Das wird in den meisten Fällen aber kaum möglich sein, da Kenntnisse fehlen und der Code nicht quelloffen ist. Anleger sollten daher vor allem auf den Track Record schauen. Sie sollten insbesondere die risikoadjustierte Rendite prüfen, die ein bestimmter Algorithmus in der Vergangenheit erzielt hat.

BTC-ECHO: Worin siehst du den größten Unterschied zwischen KI-Trading im traditionellen Finanzmarkt und im Krypto-Markt?

Thomas Schmiedel: Der größte Unterschied liegt in der Volatilität. Die Volatilität des Krypto-Markts ist nur mit Penny Stocks oder Low-Cap-Märkten zu vergleichen. Zudem gibt es, ausgelöst durch die regelmäßigen Block Reward Halvings, einen recht großen Preisdruck auf Kryptowährungen wie Bitcoin. Das kennt man so aus dem traditionellen Finanzsektor nicht. Auch hinsichtlich der Informationsbeschaffung gibt es Unterschiede. Die Datenverfügbarkeit im Krypto-Sektor ist extrem gut. Bitcoin-Börsen haben mehr oder weniger standardisierte APIs, weshalb sich mit algorithmischem Handel relativ viel machen lässt. Diese standardisierte und vollumfängliche Datenverfügbarkeit gibt es im traditionellen Finanzsektor nicht.

BTC-ECHO: Welche Rolle nimmt für dich die klassische Charttechnik im Krypto-Markt ein? Ist sie trotz der geringen Liquidität und hohen Manipulationsanfälligkeit eine gute Analysemethode?

Thomas Schmiedel: Ich finde, ja – aber nicht so, wie die Allgemeinheit darüber denkt. Der Punkt ist der: Wenn man manipulierte Märkte und dünne Orderbücher hat, wie im Krypto-Markt häufig der Fall, dann können Wale oder Großinvestoren relativ gut abschätzen, was die breite Masse tun wird. Schließlich folgen 80 bis 90 Prozent der Trader etablierten Regeln, was bei bestimmten Chart-Formationen zu tun ist. Aus Sicht der Großinvestoren lässt sich dieses „Herdenverhalten“ gut ausnutzen. Das heißt, Charttechnik ist sinnvoll, wenn man nochmal um die Ecke denkt. Der Mehrwert der Charttechnik besteht darin, zu wissen, was die meisten Trader tun werden und daraus dann – womöglich konträre – Schlüsse zu ziehen.

BTC-ECHO: Funktioniert euer System nur bei großen Kryptowährungen wie Bitcoin oder auch mit gering kapitalisierten Coins?

Thomas Schmiedel: Da wir vollautomatisiert sind, macht es für uns Sinn, zu diversifizieren. Mithilfe unseres KI-Systems behandeln wir über 500 Kryptowährungen gleichzeitig. Für uns liegt der wesentliche Vorteil vor allem in der Diversifizierung. Wir unterscheiden etwa zwischen Low Risk Assets (Stable-Coin-Märkte) und High Risk Assets (Token mit einer geringen Marktkapitalisierung).

BTC-ECHO: Was ist der Business Case, womit verdient ihr Geld?

Thomas Schmiedel: Wir bieten Lizenzen für unser komplett automatisiertes Trading-System an. Aktuell verwalten wir zudem das Kapital unserer Seed-Investoren und partizipieren an der Rendite, die sich aus dem Trading ergibt.

BTC-ECHO: Wenn wir mal die Software vergessen, was ist denn deine persönliche Marktmeinung zu Bitcoin und zum Krypto-Markt insgesamt? Welche Kursentwicklung erwartest du für die nächsten Monate?

BTC-ECHO: Ich persönlich denke, dass das Stock-to-Flow-Verhältnis von Bitcoin Hand und Fuß hat. Zudem erwarte ich, dass viele Use Cases, die aktuell entwickelt werden, bald live gehen. Einen Aufschwung wird es ferner auch durch verschiedene gesetzliche Verbesserungen geben. Im vierten Quartal dieses Jahres werden wir uns vermutlich wieder dem Bitcoin-Allzeithoch nähern.

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