Dezentrale autonome Organisationen DAOs – Brutkästen für die Wissenschaft?

Wissenschaftliche Projekte scheitern oftmals an der Finanzierung. Über DAOs könnten häufiger auch nischige Forschungszweige an Gelder kommen.

Moritz Draht
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Beitragsbild: Shutterstock

| An Potenzial mangelt es nicht, in der Umsetzung müssen DAOs aber nachbessern

Dezentrale autonome Organisationen – kurz DAOs – gehören zu den wenigen Exportschlagern der Blockchain-Technologie. In verschiedenen Branchen wird ihre Anwendung erprobt. Vielversprechend scheint ihr Einsatz für wissenschaftliche Zwecke, wie in der Fachzeitschrift Nature Biotechnology diskutiert wird. Um Fördermittel aufzubringen oder wissenschaftliches Arbeiten digital zu organisieren: DAOs könnten Forschende unabhängiger machen und “zu starken wissenschaftlichen Gemeinschaften” heranwachsen, so das Plädoyer.

Auf der Blockchain vereint

Wissenschaftliche Projekte können noch so ambitioniert sein, fehlt am Ende das Geld, bleiben sie liegen. Ein Schlüssel zur Geldbeschaffung sind DAOs. Das Konzept ist vergleichbar mit einer Genossenschaft – Mitglieder investieren in einen gemeinsamen Topf und stimmen über die Verwendung der Gelder ab. Alles über die Blockchain, in Form von Token.

DAOs sind eine Art digitales schwarzes Brett, an das Projektvorschläge gehängt werden. Findet sich genügend Zustimmung, werden Gelder aus der gemeinsamen Schatzkammer locker gemacht. Transparenz ist ein Wesensmerkmal, Manipulationen kaum möglich. Forschungsergebnisse werden zur Qualitätskontrolle regelmäßig veröffentlicht und zur Diskussion gestellt.

Mitglieder bleiben meist anonym, was die Chancengleichheit hinsichtlich Geschlecht und Herkunft fördern könne, wie es der Aufsatz in Nature Biotechnology hervorhebt. Die Zusammenarbeit in einer DAO könne insgesamt zu “schnellerem Fortschritt in der Wissenschaft” führen.

DAOs in der Praxis

Profitieren könnten an erster Stelle “traditionell unterfinanzierte Forschungsbereiche”. Projekte, die auf “Proof-of-Concept-Ergebnisse angewiesen” sind, die aber “oft noch nicht vorliegen”, und somit keine Förderungen erhalten.

Als positives Beispiel wird etwa die ValleyDAO genannt, das die Forschung in der synthetischen Biologie zur nachhaltigen Herstellung von Nahrungsmitteln und Kleidung finanziert. Der Projektförderung im Bereich der Frauengesundheit hat sich etwa die AthenaDAO verschrieben, dem der Langlebigkeit die VitaDAO. DAOs können ihren Schwerpunkt punktuell auf bestimmte Patientengruppen legen. Sei es auch auf die Behandlung von Haarausfall, wie von der HairDAO gefördert.

Der Weg in eine “dezentralisierte Wissenschaft”

Die Absichten einer DAO können noch so nobel sein, früher oder später kommt sie trotzdem auf: die Frage nach der Finanzierung. Von dem idealistischen Grundtenor darf man sich nicht täuschen lassen. DAOs sind keine gemeinnützigen Einrichtungen, auch ihnen geht es letztlich ums Geschäft, also darum, Forschungsprojekte zu monetarisieren.

In der Regel sind DAOs noch “nicht selbsttragend”. Eine Möglichkeit ist der Gang über Patente – geistiges Eigentum wird mithilfe von Non-fungible Token “zu einem Produkt kommerzialisiert”. Dadurch könnten “weitere Einnahmen generiert werden, die dann wieder in die DAO zur Finanzierung weiterer Projekte fließen würden”.

Doch hier müssen DAOs selber noch einen Proof of Concept erbringen. Selbst Projekte, die sich wie die VitaDAO “bis zum IP-NFT-Stadium finanziert haben”, ringen um weitere Finanzierungsrunden. Nicht zuletzt müssten DAOs “auch die Zahl ihrer Token-Mitglieder erhöhen”. Viele Ideen scheitern weiter an der Umsetzung, ob sich DAOs etablieren, muss sich noch zeigen. Als Gedankenspiel haben sie aber ihren Reiz.

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