Marktupdate  China droht Bitcoin Minern mit einer Schwarzen Liste

China könnte Bitcoin Miner künftig auf eine schwarze Liste setzen. Die Restriktionen dürften den Miner-Exodus aus dem Land verschärfen. Coin Metrics erklärt, warum das eine positive Entwicklung für das Bitcoin-Ökosystem darstellt.

Moritz Draht
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Bitcoin-Münze

Beitragsbild: Shutterstock

Allmählich schüttelt der Krypto-Markt den Staub ab und begleicht die Verluste der letzten Tage. Die Gesamtmarktkapitalisierung hat in den letzten 24 Stunden fünf Prozent aufgeholt und somit seit dem Tiefpunkt vergangenen Sonntag rund 500 Milliarden US-Dollar zugelegt. Hält die Aufholjagd das Tempo, könnte die 2-Billionen-Marke in einigen Tagen schon wieder fallen. Auch Bitcoin zeigt sich reanimiert und hat allein seit dem gestrigen Tagestief 3.000 US-Dollar aufgeholt. Zu Redaktionsschluss notiert Bitcoin bei 39.456 US-Dollar und verpasst damit nur knapp den Anschluss zur 40.000er Marke.

Auch am Altcoin-Markt weht wieder frischer Wind. Ethereum legt im Tagesvergleich neun Prozent zu und nähert sich mit 2.850 US-Dollar immer rascher der nächsten Tausendermarke. Durch den Kurssprung grenzt sich der Wochenverlust auf ein Minus von 16,9 Prozent ein.

Binance Coin (BNB) zieht ebenfalls mit und steigt in den letzten 24 Stunden um sieben Prozent, Cardano (ADA) verbucht sogar ein Kursplus von zwölf Prozent. XRP legt immerhin vier Prozent zu, während Dogecoin (DOGE) mit einem Plus von einem Prozent im Vergleich zum Vortag auf der Stelle tritt. Polkadot (DOT) zählt zwar mit einem Plus von zehn Prozent zu den heutigen Top-Performern unter den zehn größten Kryptowährungen, hat mit einem Minus von 42 Prozent im Wochenvergleich aber auch den größten Rückstand aufzuholen. Der frisch gebackene Internet Computer (ICP) hält mit einem Plus von 3,4 Prozent auf Tagessicht mit.

China zieht die Daumenschrauben für Miner an

Während sich der Markt weiter vom Crash erholt, stellen sich die Weichen im Bitcoin Mining neu. Vergangene Woche sickerte die Meldung durch den Krypto-Space, wonach die chinesische Regierung das Minen von Kryptowährungen in Zukunft noch stärker reglementieren will. Bereits Ende April veröffentlichte Peking eine Notfallmitteilung zur schärferen Kontrolle von Mining-Rechenzentren. Das Büro für Wirtschafts- und Informationstechnologie verlangt seitdem eine genaue Auskunftspflicht von Betreibern über Mining-Aktivitäten und den Strombedarf.

Diese Auflagen scheinen sich nun zu verschärfen. Die Entwicklungs- und Reformkommission der Inneren Mongolei hat einem chinesischen Bericht zufolge nun vorgeschlagen, Miner, die gegen die neuen Auflagen in der Provinz verstoßen, aus dem Sozialkreditsystem des Landes auf eine schwarze Liste zu setzen. Bitcoin Minern drohen dadurch Sanktionen wie Reisebeschränkungen, eingeschränkter Zugang zum Finanzmarkt, Drosselung der Internetgeschwindigkeit oder auch höhere Steuerabgaben.

Bitcoin Hash Rate im Umbruch

Die Ankündigung dürfte nicht folgenlos bleiben. Die Innere Mongolei zählt neben den Regionen Sichuan und Xinjiang zu den absoluten Hashrate-Knotenpunkten in China. Die ersten Miner haben bereits Konsequenzen aus den neuen Bestimmungen gezogen und ihre Dienste vor Ort eingestellt.

Diese Gemengelage hat seine Spuren bereits bei der Bitcoin Hash Rate hinterlassen. Vergangene Woche fiel die durchschnittliche Hash Rate im Zuge der neuen Bestimmungen von knapp 200 auf 106 EH/s in nur zwei Tagen, wie die Grafik von Glassnode zeigt. Mit 152 EH/s hat sich die Hash Rate aktuell im Mittelfeld zwischen beiden Extremen eingependelt.

“Eine der positivsten Entwicklungen für Bitcoin”

Dies mag auf den ersten Blick besorgniserregend scheinen, doch das Gegenteil ist der Fall, wie die On-Chain-Datenplattform CoinMetrics in einem Bericht festhält. Der Umbruch markiere demnach eine “gigantische Gelegenheit” für die Hash Rate, sich von zwei Altlasten zu trennen: Der Abhängigkeit von chinesischen Minern und seinem CO2-Fußabdruck.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hätte das Timing der jüngsten Welle der regulatorischen Überprüfung durch die CCP nicht besser sein können. Der darauf folgende Exodus der Miner, der derzeit stattfindet, ist eine der positivsten fundamentalen Entwicklungen für Bitcoin im Jahr 2021. Selbst wenn wir kurzfristige Rückgänge bei den monatlichen Implied Hash Rate-Zahlen sehen, weil Miner abwandern, würde dies für einen wichtigen Zweck geschehen.

Die langfristigen Vorteile würden die kurzfristigen Folgen, wie eine Erhöhung der Blockzeit, deutlich überwiegen. Und auch eine höhere Blockzeit wäre nur ein kurzfristiges Phänomen, das sich bei der nächsten Anpassung der Mining Difficulty selbst behebt.

Der Anti-Krypto-Kurs der chinesischen Regierung, der sich auch durch die nahende Einführung des digitalen Yuan erklärt, bietet also eine gewaltige Chance für das Bitcoin-Ökosystem, sich von der Willkür eines Überwachungsregimes zu emanzipieren und gleichzeitig die Ökobilanz nach oben zu ziehen. Insbesondere US-Unternehmen wittern hier die Möglichkeit, mehr Mining-Marktanteile zu übernehmen. Dabei werden auch sie sich an strengere Umweltauflagen halten müssen. Die Zeiten, in denen vorwiegend dreckiger Billigstrom aus Kosten/Effizienz-Gründen zum Minen genutzt wurde, scheinen allmählich vorbei. Dahingehend soll der neu geründete Lobbyverband “Bitcoin Mining Council” über die Einhaltung der Richtlinien in den USA wachen. Was es mit dem Council auf sich hat, und warum auch dieser Zusammenschluss mit einem kritischen Auge zu betrachten ist, erfahrt ihr hier.

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