Blockchain-Wahlen sind keine Neuheit. So hat West Virginia bereits im Mai per Blockchain gewählt. Auch meldete kürzlich Dieter Müller, Leiter der Kommunikation der Stadt Zug, dem Krypto-Valley, dass die dortige blockchainbasierende Testwahl “gelungen” sei. Und wie BTC-ECHO berichtete, lotet auch Südkorea gerade den Einsatz von Blockchain-Wahlen aus.
Der Einsatz von Blockchains bei Wahlen macht grundsätzlich Sinn. Beispielsweise steigern sie die Transparenz oder ermöglichen Fälschungssicherheit. Sie sind jedoch kein Allheilmittel. Einer der Flaschenhälse ist ironischerweise das Internet.
Unsichere Datenübertragung und Identifizierung bieten Angriffspotenzial
Blockchain-Wahlen sind meistens Internetwahlen; Wähler stimmen online ab, die Stimmen werden digital übertragen und auf einer Blockchain gespeichert. Auch wenn die Blockchain sicher ist, die Datenübertragung ist es nicht. So können Angreifer die Übermittlung hacken und die Stimmen manipulieren. Laut Experten (z. B. Matthew Blaze, Forscher an der University of Pennsylvania u. a. für Kryptografie und elektronische Wahlsysteme), ist Datenübertragung tatsächlich eines der größten Probleme bei Internetwahlen. Opfer solch unsicherer Datenübertragung wurde übrigens MyEtherWallet. Wie BTC-ECHO berichtete, haben Hacker die Besucher von MyEtherWallet auf eine Phishing-Webseite umgeleitet und so Token gestohlen.
Eine weitere nicht-blockchainspezifische Herausforderung ist Identifizierung. So ist es wichtig, sicherstellen, dass die Wählerin tatsächlich die Wählerin ist, für die sie sich ausgibt. Blockchain-IDs sind hier eine mögliche Lösung.
Private vs. öffentliche Blockchains
Ein blockchainspezifisches Problem hingegen ist die Wahl zwischen öffentlichen und privaten Blockchains. Eine private Blockchain erschwert Transparenz, weil nur ein ausgewählter Kreis die Stimmen einsehen kann. Eine öffentliche Blockchain dagegen erschwert Anonymität. Hier muss der Ausrichter der betreffenden Wahl eine Entscheidung treffen und einen Schwerpunkt setzen.
Fazit
Basierend auf diesen Nachteilen könnte man schlussfolgern, dass mit Blockchain-Wahlen die falschen Probleme gelöst werden. Anstatt z. B. Fälschungssicherheit zu garantieren, wäre es sinnvoller, die Datenübertragung zu verbessern. Diese Schlussfolgerung wäre aber nur zum Teil richtig. Vielmehr soll der Schluss sein, dass Wahlen ein ganzheitliches System brauchen, bei welchem (die richtige) Blockchain eine Teillösung darstellt. Darüber hinaus braucht man unter anderem eine sichere Datenübertragung und ID-Systeme.
BTC-ECHO