Das aktuelle makroökonomische Umfeld ist für Bitcoin neu: steigende Inflationszahlen, drohende Zinserhöhungen und obendrein ein Krieg auf europäischem Boden mit ungewissem Ausgang. All das wirbelt nicht nur den Krypto-, sondern den gesamten Wertpapiermarkt durcheinander. DAX, DOW Jones – alles steht kopf. Einzig Gold macht seinem Ruf als Krisenwährung alle Ehre und schreibt neue Allzeithochs (siehe Chart).
Doch was sagen eigentlich die Fundamentaldaten bei Bitcoin? Was ist wahrscheinlicher: Bodensuche oder weitere Korrekturbewegungen?
Ein Blick auf die Hashrate offenbart: So richtig bullish ist eigentlich niemand mehr – die Miner eingeschlossen. Die Hashrate, also die akkumulierte Rechenleistung, die die Miner ins Netzwerk einspeisen und es damit absichern, war – trotz fallender Kurse – zuletzt auffallend stabil. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und die Hashrate korrigiert im Tandem mit dem allgemeinen Trend am Markt.
Seit dem Peak bei 214 Exahashes pro Sekunde Mitte Februar hat die Hashrate rund 10 Prozent eingebüßt und steht nun bei 193 EH/S, wie im Chart zu sehen ist.
Dass die Hashrate im Vergleich zum Bitcoin-Kurs nur bedingt einknickt, ist der Professionalisierung der Branche zu verdanken. Schließlich investieren Mining-Unternehmen, was das Zeug hält und nach wie vor bildet sich an der Nasdaq-Wertpapierbörse ein regelrechter Stau für Neu-Listings.
Bodensuche oder Kapitulation?
Unklar ist jedoch, ob der Rückgang der Hashrate nun ein Vorbote weiterer Abverkäufe ist oder der Boden schlussendlich gefunden wurde. Aufschluss geben On-Chain-Daten. So ist das Volumen der auf Bitcoin-Börsen gelagerten Coins in letzter Zeit tendenziell gefallen. Seit dem "Allzeithoch" der hinterlegten Coins auf Binance sind zum Zeitpunkt des Schreibens mit 573.743 etwa 4 Prozent weniger Coins auf Wallets von Binance eingelagert.
Es wäre zwar zu leicht darauf eine direkte Kursimplikation zu ziehen. Grundsätzlich ist eine verringerte Angebotsmenge aber ein Signal für Akkumulationstätigkeit und ein sich verknappendes Angebot von Coins am Markt. Das könnte durchaus das entscheidende Signal für stärkeres Kurswachstum am Krypto-Markt geben.
Auch der Entity-adjusted-Dormancy-Flow-Indikator, der das Verhältnis zwischen der Marktkapitalisierung und dem Ausgabeverhalten on-chain aufzeigt, zeichnet ein Bild der Bodenfindung. Denn geht man nach diesem Indikator, der in der Vergangenheit schon häufiger eine Trendumkehr signalisiert hat, deutet sich an, dass BTC dieser Tage recht überverkauft ist. Mehr zu dem Indikator findest du hier.
Vor allem aber in der langen Frist stehen die Zeichen für Bitcoin gut.
Spielt die Inflation Bitcoin in die Karten?
Bitcoin ist als begrenztes Gut der diametrale Gegenentwurf zur Gelddruckmaschine Fiatgeld. Dass die Wirtschaftsschäden durch die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren vor allem durch die Notenpresse aufgefangen wurden, fällt uns jetzt auf die Füße. In den USA etwa beträgt die Inflation nach offiziellen (!) Zahlen 7.9 Prozent – das ist der höchste Wert seit 40 Jahren.
7,9 Prozent Inflation im Durchschnitt bedeutet auch: so mancher Bereich liegt deutlich darüber, wie der Gründer von Compound Capital Advisors, Charlie Bilello, via Twitter aufzeigt.
Inflation ist nun nicht mehr temporär, sie ist dauerhaft und sie kommt heftiger als erwartet. Zwar mag Bitcoin noch nicht der sichere Hafen für Inflationsängste sein, für den es so mancher Bitcoiner hält. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn dieses Narrativ künftig an Dampf gewinnt. Denn während die Preise steigen, ist eines gewiss: Das nächste Halving kommt bestimmt.