Die größte Krypto-Börse der Welt gab heute früh auf ihrer Website bekannt, ab dem 29.09. eine automatische Umwandlung für den USD Coin einzuführen. Bestehendes USDC-Guthaben auf den Nutzerkonten und neue Einzahlungen werden demnach automatisch in den hauseigenen Stablecoin BUSD umgewandelt. Für Auszahlungen in USDC müssen diese zuvor aus BUSD konvertiert werden. Die Umwandlung soll auf einer 1:1-Basis stattfinden.
Außerdem schafft Binance zeitgleich wichtige Handelspaare im Zusammenhang mit USDC ab, darunter: BTC/USDC, ETH/USDC, USDC/USDT oder USDC/BUSD. Alle ausstehenden Order für Trades mit USDC sollen dabei storniert werden.
Selbiges gilt für zwei weitere Stablecoins, darunter USDP und TUSD. Als Begründung erklärte Binance, die “Liquidität und Kapitaleffizienz für Nutzer” erweitern zu wollen. Auf Anfrage von BTC-ECHO teilte ein Sprecher von Binance mit, dass die Änderung auch Kunden aus Deutschland und Europa betreffe. Für nähere Informationen zur Änderung wurde auf den FAQ-Bereich der Website verwiesen.
BUSD-Zwang
Die Ankündigung kam für viele überraschend. Der USD Coin ist nach Tether der größte Stablecoin am Krypto-Markt und darf daher eigentlich nicht auf der größten Börse fehlen. USDC unterliegt einer strengen Regulierung und wird von großen Unternehmen wie Coinbase und BlackRock gestützt. Daher gilt er als verhältnismäßig sicher.
Binance nimmt seinen Kunden hier gewissermaßen das Recht, sich den Stablecoin ihrer Wahl auszusuchen. Gegen deren Willen und Präferenz wandelt die Plattform nun das USDC Guthaben in BUSD. Wer das nicht möchte, kann die Börse nicht wie gewohnt nutzen.
Binance könnte somit bald nur noch mit dem eigenen Stablecoin verwendet werden. Das bündelt Liquidität, erhöht aber auch die Zentralisierung. Auszahlungen werden zwar wieder in andere Stablecoins umgewandelt. Was aber passiert, wenn der Binance-Stablecoin vorher versagt?
Nur mit einem Stablecoin arbeiten zu müssen, macht das Ganze für Nutzer sicherlich einfacher. BUSD dominiert ohnehin die Dollar-Handelspaare auf der Börse. Stablecoin-Einzahlungen werden direkt in diesen umgewandelt, wodurch die Plattform effizienter wird. Dieses Argument dürfte Binance sehr gelegen kommen.
Kampf um die Stablecoin-Vorherrschaft
Ob sich hinter der Aktion noch mehr verbirgt, ist schwer zu sagen. BTC-ECHO Marktexperte Stefan Lübeck gibt zu bedenken, dass neben den Vorteilen einer Liquiditätsverbesserung bedingt durch die zunehmende Zentralisierung auf den hauseigenen Stablecoin BUSD dieser Schritt zudem Krypto-politisch motiviert sein könnte.
Die Entscheidung wirkt in diesem Zusammenhang wie eine Ohrfeige gegen den Herausgeber von USDC. Dass Circle, mit seinen institutionellen Investoren Blackrock Inc. und Fidelity Management and Research LLC., das von der OFAC ausgesprochene Tornado-Cash-Nutzungsverbot für US-Bürger anstandslos umgesetzt hat, war unter anderem von Coin Center, der führenden Non-Profit Krypto-Lobbygruppe, scharf kritisiert worden.
Der Kampf um die Vorherrschaft unter den Stablecoins scheint sich in jedem Falle zu verschärfen. Der Chef von Circle, Jeremy Allaire, gab sich dennoch sportlich. Auf Twitter spekulierte er, dass diese Änderung eher für eine Verlagerung der Stablecoin Dominanz führen könnte: weg von Tethers USDT, hin zu BUSD und USDC. Diese Einschätzung ist jedoch fragwürdig, vor allem, weil Tether nicht von den Einschränkungen seitens Binance betroffen ist.