Banken unter Druck Ist die Zeit von Bitcoin gekommen?

Während die Banken taumeln, ist Bitcoin auf dem Vormarsch. Kann das digitale Gold etwa vom strauchelnden Finanzsystem profitieren?

Johannes Macswayed
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Bitcoin Banken

Beitragsbild: Shutterstock

| Profitiert Bitcoin tatsächlich vom Scheitern der Banken?

Als “solide und belastbar” bezeichnete der US-Notenbank-Chef Jerome Powell das US-amerikanische Banken- und Finanzsystem im Zuge der jüngsten Leitzinsentscheidung. Nur wenige Tage zuvor hatten Behörden in den USA die gescheiterte First Republic Bank beschlagnahmt und per Auktion an die Investment-Bank JPMorgan Chase verkauft. Es ist die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Doch während die US-Behörden weiter vehement auf die “Stärke” des Bankensektors beharren, stürzten die Kurse großer Regionalbanken wenige Stunden nach Powells Pressekonferenz im nachbörslichen Handel ins Bodenlose.

Wie ein Bericht der US-Notenbank zeigt, sitzen nun mehr als 722 Banken auf unrealisierten Verlusten, die 50 Prozent ihres Gesamtkapitals übersteigen. Fraglich, ob so ein “solides und resilientes” Bankensystem aussieht. Wirkt es doch eher so, als stünde dieses am Anfang vom Ende. Ist das der Moment, auf den Bitcoin gewartet hat?

In Finanzkrisen geschmiedet – und gehärtet

Analysten von JPMorgan Chase rechnen derweil damit, dass die US-Regierung ein Verbot von Leerverkäufen (Shortselling) aussprechen könnte, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das letzte Mal geschah dies im September 2008. Damals markierte es den Beginn jener großen Finanzkrise, in dessen schwersten Stunde Satoshi Nakamoto sein Lebenswerk vollendete: die Kryptowährung Bitcoin.

Die Entstehungsgeschichte des digitalen Goldes ist inzwischen eine Legende. Sein Schöpfer sah in ihm ein hartes, nicht staatlich kontrolliertes Geld, das versprach, eine Alternative zum fehlerbehafteten Bankensystem zu bieten. Jetzt, fast 15 Jahre später, erlebt die inzwischen gereifte Kryptowährung die Chance, ihr Versprechen einzulösen. Warfen Anleger 2022 Bitcoin zusammen mit anderen Risikowerten noch gnadenlos zum Fenster raus, zeichnet sich seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) und anderen Regionalbanken ein anderes Bild.

Bitcoin Kurs (Orange) / KRE Regional Banking ETF (Blau) | Quelle: tradingview.com

Seit Beginn der neuerlichen Bankenkrise bewegt sich Bitcoin deutlich aufwärts, während die regionalen Banken (unter anderem gemessen am Regional Bank ETF von SPDR) abstürzen. Die Krypto-Leitwährung beginnt scheinbar vom schwächelnden Bankensektor zu profitieren. Dieser konsolidiert sich derweil zunehmend in eine kleine Handvoll großer Investmentbanken. Darunter: JPMorgan Chase, die mit etwa vier Billionen US-Dollar Gesamtvermögen bald die Größe der chinesischen Zentralbank erreicht.

Gegen das monetäre Monopol

Die dadurch stark zunehmende Zentralisierung wird immer deutlicher: Bereits im Dezember 2022 hielten die vier größten US-Banken knapp 25 Prozent der Marktanteile im gesamten Bankensektor des Landes. Dieser Anteil dürfte jüngst zugenommen haben. Denn SVB und First Republic Bank waren beide Top-20-Banken, von denen eine nun von JPMorgan Chase einverleibt wurde. Die Kunden der schwächelnden Regionalbanken gelangen so, ob freiwillig oder nicht, zunehmend zur kleinen Gruppe der “Too-Big-To-Fail-Banken”. Der Trend in Richtung eines zentralisierten Banken-Konglomerats nimmt weiter zu.

Indes weitet der Staat seine monetäre Rolle weiter aus. Einige Marktbeobachter glauben, dass der Einlagensicherungsfonds der USA (FDIC) im nächsten Schritt dazu übergehen könnte, alle Kundeneinlagen über die bisher gesetzte Grenze von 250.000 US-Dollar pro Kunden zu garantieren. Die Einlagen der FDIC werden zwar von den teilnehmenden Banken selbst gefüllt. Belaufen sich derzeit jedoch nur auf etwa 200 Milliarden US-Dollar. Dem gegenüber stehen etwa 17 Billionen US-Dollar “versicherte” Einlagen der Banken. Wenn der gesamte Bankensektor weiter ins Straucheln gerät, Kundengelder abfließen und der FDIC die Mittel ausgehen, kann nur noch der Staat retten.

Dies schafft zwangsläufig ein Moral-Hazard, indem Banken ihre Verluste sozialisieren können, während sie Gewinne weiterhin privatisieren. Sollte sich diese Entwicklung tatsächlich materialisieren, gäbe es für Anleger nur wenige Möglichkeiten, sich dem zu entziehen. Eine von ihnen: Bitcoin.

Wann kommt die Bitcoin-isierung?

Doch ehe Bitcoin tatsächlich zum massentauglichen, alternativen Geld wird, gilt es, bestehende Hürden zu überwinden. Und diese sind zuletzt wieder besonders deutlich geworden. Wie die Situation mit Ordinals und den BRC-20 Token zeigt, gerät Bitcoin bereits jetzt an die Grenzen seiner Kapazität. Die Probleme mit der Skalierbarkeit lassen nach wie vor die Frage offen, ob die größte Kryptowährung allein überhaupt in der Lage ist, das mehr als 220 Billionen US-Dollar große, globale Bankensystem zu ersetzen. Für die Kreditvergabe, den Derivate-Handel oder andere Finanzdienstleistungen mangelt es dem digitalen Gold womöglich an Programmierbarkeit und Flexibilität. Diese könnten stattdessen durch Smart-Contract-Plattformen wie Ethereum, Solana oder Cardano ergänzt werden.

Einige kritische Betrachter zweifeln zudem an den hier gegebenen Gründen für Bitcoins derzeitige Stärke. Sie glauben stattdessen, dass Anleger lediglich auf die rettende Liquidität und lockere Geldpolitik der Zentralbanken spekulieren, die angesichts der drohenden Krise wieder auf dem Programm stehen könnten. Quasi eine Wiederholung der Corona-Geldpolitik. Bitcoin ist in ihren Augen somit nach wie vor nichts weiter als ein spekulatives Risiko-Asset.

BTC-ECHO-Marktexperte Stefan Lübeck glaubt jedenfalls an Bitcoin als Absicherung gegen das bröckelnde Bankensystem:

Zwar dürfte Bitcoin und mit ihm der Kryptosektor insgesamt von einer neuerlichen Zentralbankpolitik einer quantitativen Lockerung profitieren. Jedoch zeigt die Statistik, dass Zinssenkungen in der Vergangenheit zunächst zu deutlichen Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten, insbesondere von risikobehafteten Wachstumswerten führten. Durch die inhärente Knappheit des Assets Bitcoin und seinem gleichzeitig dezentralen Charakter stellt die Krypto-Leitwährung ähnlich wie Gold einen optimalen Hedge gegen das bröckelnde, zentral kontrollierte Bankensystem dar. Nicht ohne Grund zeigte sich der Bitcoin-Kurs zuletzt unbeeindruckt von den massiven Kursabschlägen im Bankensektor und wirkte vielmehr resilient gegen die neuerlichen Hiobsbotschaften.

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