CBDC  Anonymität ade: Die Kopplung von Geld und Identität

Digitales Zentralbankgeld (CBDC) bietet nicht nur technische Vorteile, sondern könnte dem Staat auch mehr Kontroll- und Steuerungsoptionen eröffnen. Ein Auszug aus dem Buch: Geld – Die nächsten 10 Jahre.

Sven Wagenknecht
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CBDCs können dem Staat zusätzliche Kontrolloptionen bieten.

Beitragsbild: Shutterstock

| CBDCs können dem Staat zusätzliche Kontrolloptionen bieten.

Deutlich wichtiger als die technisch-industriellen Vorteile dürfte der Kontroll- und Steuerungsaspekt aus staatlicher Sicht sein. Je digitaler und programmierbarer das Geld und seine Infrastrukturen sind, desto effizienter kann der Staat seine Interessen durchsetzen. Mit der Zurückdrängung des schlecht kontrollierbaren Bargeldes würden die ausschließlich digital abgewickelten Transaktionen mehr Informationen liefern. In Zukunft könnte unser Geld so auch Zusatzfunktionen bieten, die wir uns heute nur schwer vorstellen können.

“Maßgeschneiderte” CBDC

Zum Beispiel könnten Staaten und Notenbanken individuelle Spielregeln für CBDC-Wallets festlegen, um den Wallet-Inhaber bestmöglich zu kontrollieren. Je nach politischer Maßgabe könnten so Guthaben subventioniert oder sanktioniert werden.
So könnte man bei dem Besuch in einem anderen Währungsraum automatisch andere Wechselkurse erhalten als jemand aus einer anderen Region. Gerade vom Tourismus oder von Expats überlaufene Regionen könnten ihre eigene Preis- und Steuerpolitik programmieren, je nachdem, was ihrer Zielsetzung entspricht. An dieser Stelle wird in Zukunft auch die Frage auftauchen, inwiefern Geld an eine Identität gebunden sein muss. Die Kaufkraft ergibt sich dann unter Umständen nicht mehr allein aus dem Nominalwert des Geldes.

Token- und kontenbasierte CBDC

Mehr denn je könnte entscheidend sein, wer das Geld besitzt und es ausgeben oder sparen möchte. Auch hier entscheidet die Konzeption des digitalen Zentralbankgeldes: Es gibt kontenbasierte und Token-basierte CBDC; auch eine Kombination beider Modelle ist möglich, sodass die Unterscheidung verwischen kann.

Beim kontenbasierten Ansatz müsste jeder, der am Zahlungsverkehr teilnimmt, ein Konto bei der Notenbank besitzen. Die Notenbank ist dann für sämtliche Identifikations- und Abwicklungsprozesse zuständig. Anders würde es bei einer Token-basierten CBDC aussehen, die ohne zwangsweises Notenbankkonto auskommt. Auch ohne eine Identifikation bei der Notenbank könnte derjenige, der über die Private Keys verfügt, eine Zahlung initiieren. Die Zentralbank hätte in diesem Szenario keinen Einfluss darauf, wer die Zahlungen vornimmt, sodass unter Privatsphäre-Gesichtspunkten letztere Ausgestaltung Vorteile mit sich bringt.

In Analogie zu unserem heutigen System würde eine Token-basierte CBDC unserem Bargeld entsprechen, während das Kontenmodell eher unserem Bankkonto nahekommt, bei dem die Bank entsprechende Identitätsprüfungen vornimmt. Daher wundert es nicht, dass bei einer eher anonym ausgestalteten Token-basierten CBDC bereits heute über Zahlungslimits wie beim Bargeld nachgedacht wird, um Geldwäsche und anderen kriminellen Finanztransaktionen entgegenzuwirken.

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