Prädikat mangelhaft Experten im Bundestag warnen vor Web3 und Metaverse

Am heutigen 14. Dezember widmete sich der Ausschuss für Digitales in einer öffentlichen Anhörung der digitalen Zukunft des Landes und stellte einen Fragenkatalog zum Thema Web3 und Metaverse.

Tim Reindl
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Bundestag

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Ausschuss für Digitales lädt Krypto-Experten ein

Wie bewerten Sie Chancen und Risiken von Kryptowährungen – im Allgemeinen und im
Kontext des Web 3.0? Welche konkreten Anwendungsfälle und Mehrwerte, abgesehen von virtuellen Spielwelten, kann das Metaversum (z. B. in der Medizin oder im Ingenieurswesen) bringen? Können die Rechte und Prinzipien des Verbraucherschutzes in dezentralen Blockchain Systemen wie denen des Web 3 umgesetzt werden?

Mit diesen und anderen Fragen rund um die Themen Metaverse und Web3 befasste sich heute der Bundestagsausschuss für Digitales in einer zweistündigen Sitzung. Dazu wurden verschiedene Experten in das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eingeladen. Die Auswahl der Sachverständigen sorgte schon im Vorfeld für Aufmerksamkeit. Dem Ausschuss wurde vorgeworfen, zu viele kritische Stimmen einberufen zu haben.

Sachverständige sehen Web3 kritisch

Entsprechend dieser Befürchtungen kristallisierte sich im Laufe der heutigen Anhörung ein kritisches Stimmungsbild heraus. Die meisten der neun geladenen Sachverständigen betonen die Risiken, die von der Blockchain-Technologie und dem Web3 ausgehen.

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Auf die Frage, ob wir in Deutschland das nächste große Ding mal wieder verpassen, antwortet Dr. Malte Engeler, Richter vom Verwaltungsgericht Schleswig-Holstein bestimmt: “Wenn wir die technologische Umsetzung von autokratischen Ideologien verpassen wollen, dann bin ich da dabei”.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Molly White, die als Sachverständige auf den Irrglauben verweist, die Blockchain trage zur Dezentralisierung von Macht bei.

“Befürworter der Blockchain verweisen in der Regel auf die Dezentralisierung als Vorteil der Blockchain-basierten Technologien. Sie neigen jedoch dazu, den unglaublich wichtigen Unterschied zwischen der Dezentralisierung des Netzes und der Dezentralisierung der Macht zu übersehen. Außerdem neigen sie dazu, die Dezentralisierung des Netzwerks von Blockchain-Projekten zu übertreiben”.

Molly White ist Fellow am Library Innovation Lab der Harvard Universität und ist bekannt durch ihren Blog “Web3 is going just great”, indem sie sich kritisch mit neuen Anwendungsfällen des Internets auseinandersetzt. BTC-ECHO hat mit White bereits auf dem Web Summit in Lissabon gesprochen. Warum sie das Web3 für reines Marketing hält, lest ihr hier.

Ein weiterer Kritikpunkt, der von mehreren Sachverständigen angeführt wurde, ist, dass sich Einträge in einem Blockchain-Protokoll nicht löschen lassen. Softwareentwicklerin Lilith Wittmann betonte diesbezüglich:

“Das Ganze hat nur den kleinen Haken, dass in Deutschland ja jeder Mensch im Rahmen
der DSGVO ein Recht auf die Korrektur und Löschung seiner eigenen Daten hat. Daten
in Blockchains sind aber eben genau unveränderbar”.

Nicht alles ist schlecht an Blockchain und Co.

Allerdings gab es auch positive Stimmen. Ludwig Siegele, der für den Economist schreibt, betonte Potenziale, die mit dem Ausbau von Web-Erweiterungen und deren Anwendungsfällen einhergehen. Dabei warnt er vor einer indifferenten Beurteilung von Schlagwörtern wie Metaverse, Blockchain und Web3:

“Von Kritikern des Web3 wird oft übersehen, dass es sich dabei nicht um einen
homogenen Trend handelt. Zum einen gibt es die hoch kommerzielle Welt der
Kryptowährungen und des DeFi (“decentralised finance”), in der vieles schlichtweg
Betrug ist. Zum anderen gibt es aber auch ein mehr genossenschaftlich orientiertes
Web3, das unter anderem auch als ‘Decentralised Web’ oder ‘Platform
Cooperativism’ bezeichnet wird”.

In einer Rhetorik, die den Ausschuss bezeichnend zusammenfasst, schließt Ausschussvorsitzende Tabea Rößner die Sitzung: “Wir haben jetzt gleich eine Sitzung des Ausschusses, die nicht öffentlich ist. Deswegen müssen alle zügig entweder das Web verlassen oder auch den Saal”.

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