Gegen ETH-Maximalismus? Algorand: Hidden Champion oder hoffnungslos verspätet?

Algorand fristet sein Dasein noch im Schatten von Ethereum. Dabei hat das Projekt einige Qualitäten, die dem Smart-Contract-Primus Beine machen könnten.

Christopher Klee
Teilen
Algorand

Beitragsbild: Shutterstock

Token-Ökonomie und Staking Rewards: Algorand fährt auf Sicht

Wie praktisch jedes Proof of Stake Netzwerk belohnt Algorand die Holder seines nativen Assets ALGO regelmäßig mit einem passiven Einkommen. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten können Algo Holder dabei besonders “passiv” sein. Denn das Netzwerk schüttet an jeden ALGO-Holder Staking Rewards aus – unabhängig davon, ob er an der Block-Produktion beteiligt war oder nicht. Auch das Verdienen von Zinseszins ist möglich, wenn man in regelmäßigen Abständen eine 0-ALGO-Transaktion an die eigene Wallet sendet.

Dieser auf den ersten Blick egalitär anmutende Ansatz entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch als subventionierter Zwischenschritt, den das Netzwerk auf den Weg zu seiner Dezentralisierung nimmt. Denn während es aktuell keinen finanziellen Anreiz mehr zum Aufsetzen eines eigenen Relays oder einer Participation Node – das Hardware-Rückgrat des Netzwerks – gibt, verfügt das Netzwerk aus seiner Anfangszeit noch über einen Stab aus rund 100 handverlesenen Relay-Node-Betreibern, die für ihre Dienste nach einem festgelegten Fahrplan von der Alogrand Foundation belohnt werden. Im Frühjahr 2020 hat Algorand den Verteilungsmechanismus für diese Relay-Node-Betreiber und andere Frühinvestoren angepasst. Das nicht ganz unumstrittene Update sieht eine beschleunigte Ausschüttung von ALGO an die Frühinvestor:innen vor, die an die Entwicklung des Algo-Kurs gekoppelt ist. 

Insgesamt gibt es 10 Milliarden ALGO-Einheiten, die mit dem Genesis-Block erschaffen wurden. Von diesen sind über 55 Prozent bereits im Umlauf. Der Rest verweilt noch in gesonderten Töpfen, die zur Aufrechterhaltung und dem Ausbau des Algorand-Ökosystems vorgesehen sind. 

Laut dem aktuellen Ausschüttungsplan werden im Jahr 2030 99 Prozent aller erschaffenen Algos im Umlauf sein. Der Staking Reward sinkt bis dahin sukzessive und wird schließlich auf 0 zusteuern. Es ist bislang noch offen, inwieweit neue Anreize geschaffen werden, ALGO zu staken. Ein vielversprechender und aus Sicht der Dezentralisierung lobenswerter Vorstoß stammt von Micali selbst: Er sieht ein Governance-Programm vor, bei dem Algo-Holder die Möglichkeit bekommen, etwa über Protokoll-Änderungen und die Verteilung von Mitteln aus den Förderfonds abzustimmen. Dafür sieht der Entwurf eine Lock-up-Periode von mindestens drei Monaten vor. Ende 2021 soll man sich als Gouverneur registrieren können. Wer seine ALGO für Governance-Zwecke stakt, soll Anspruch auf einen “Governance Reward” erhalten. Allein, woraus dieser gespeist werden soll, wenn im Jahr 2030 alle ALGO im Umlauf sind, ist zur Zeit des Schreibens noch offen. Auf ihrer Homepage schreibt die Algorand Foundation zu dieser Frage: “Wir haben Rewards bis 2029 geplant. Es ist zu früh, um mitzuteilen, wie die Belohnungen verteilt werden, sobald der Vorrat von 10 Milliarden ALGO verteilt worden ist.”

Nach dem Ende 2020 aktualisierten “Langzeit-Verteilungs-Plan” wird der zirkulierende Algo-Supply bis 2024 um etwa die Hälfte steigen, was – vor allem in Kombination mit dem beschleunigten Freischalten von ALGOs für Frühinvestor:innen bei Kursanstiegen – für einen Verkaufsdruck sorgen könnte. 

Algorand: Token-Verteilung bis 2030 (Quelle: Algorand)

Das sind die Use Cases

Zu der instantanen Finalität von ALGO-Transaktionen und dem Wegfall ungeplanter Hard Forks gesellen sich äußerst niedrige Transaktionsgebühren in Höhe von 0,001 ALGO pro Transaktion. Darüber hinaus kann Algorand ganz ohne zweite Netzwerk-Ebene skalieren. Das heißt einerseits, dass Algorand um beliebig viele Nutzer:innen wachsen kann, ohne dass es zu einer “Verstopfung” des Netzwerks kommt, wie man etwa sie bei Ethereum immer wieder beobachten konnte – auch wenn es hier seit der wachsenden Adaption von Polygon/MATIC, dem Coin des Monats der Juni-Ausgabe, deutlich entspannter zugeht.

Ganz fair ist dieser Vergleich freilich nicht. Denn im Gegensatz zu Ethereum ist auf der Algorand Blockchain bislang vergleichsweise wenig los. Von einem ausufernden dApp-Universum können Algo Hodler bislang nur träumen. Das liegt vor allem daran, dass Ethereum als “First Mover” Algorand mehrere Jahre voraus ist und von allen Smart-Contract-Plattformen mit Abstand die größte Entwickler:innen-Gemeinde und Nutzer:innen-Zahlen vorweisen kann. 

Das heißt indes nicht, dass Algorand nicht schon einige Prestige-trächtige Projekte vorzuweisen hat, die von einem enormen Vertrauen in die Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Algorand-Technologie zeugen. So entwickeln die Marshall Inseln beispielsweise mit dem Sovereign (SOV) eine der weltweit ersten digitalen Staatswährungen (CBDC) mit Algorand. Eine Entwicklung, die der Internationale Währungsfonds derzeit mit Argusaugen beobachtet. Erst im Juni 2021 wurde überdies bekannt, dass der Wallet-Betreiber Exodus den Börsengang mithilfe der Algorand-Blockchain gewagt hat. So hat Exodus sein 75-Millionen-Dollar-IPO ausschließlich über die eigene App abgewickelt. Für jede Aktie gibt es einen “EXIT Token” als digitale Repräsentation. 

Der Security Token EXIT ist ein Beispiel für ein Algorand Standard Asset (ASA). Ein ASA ist im Grunde das, was ein Token bei Ethereum ist. Mit dem Unterschied, dass ASA Token gleichberechtigt zu Algo direkt auf dem Baselayer von Algorand existieren. Während bei Ethereum verschiedene Tokenstandards für verschiedene Use Cases verwendet werden, lässt sich ein ASA frei konfigurieren und kann ein breites Spektrum an Werten repräsentieren. Ein weiteres Beispiel für ASA, die bereits auf Algorand existieren, sind die Stablecoins von Circle (USDC) und Tether (USDT). 

Auch Non-fungible Token sind möglich: So hat die italienische Rechteverwertungsgesellschaft SIAE im März bekannt gegeben, Autorenrechte von über 95.000 Kreativen in Form von 4 Millionen NFT auf der Algorand Blockchain zu verewigen. 

Seiten:
Du möchtest die besten NFT-Marktplätze vergleichen?
Wir zeigen dir in unserem BTC-ECHO-Vergleichsportal die besten NFT-Marktplätze.
Zum NFT-Marktplatz-Vergleich