Ausblick 6 Gründe, warum Bitcoin noch 2021 die 100.000-US-Dollar-Marke knackt

Nach den neuen Bitcoin-Allzeithochs werden die Rufe lauter, dass Bitcoin noch dieses Jahr die 100.000 US-Dollar Marke knackt. Welche Gründe für diese gewagte Kursprognose sprechen.

Sven Wagenknecht
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Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

Pünktlich zum 1. Oktober hat Bitcoin seine Sommerpause beendet und befindet sich seitdem auf Rekordjagd nach neuen Höchstständen. Bis zu den heiß ersehnten 100.000 US-Dollar ist es allerdings noch ein ganzes Stück beziehungsweise rund etwas mehr als 40 Prozent Kurszuwachs, der für diese Marke notwendig wäre.

Die Vergangenheit von Bitcoin hat allerdings gezeigt, dass derartige Zuwächse in kurzer Zeit durchaus realistisch sind. Immer wieder hat Bitcoin Phasen respektive Marktzyklen durchlaufen, indem es zu Hockeystick-artigen Preissprüngen gekommen ist. Man denke hier nur an die berühmte ICO-Blase von Ende 2017. Innerhalb von zwei Monaten, vom 15.10.2017 bis zum 15.12.2017, konnte der Bitcoin-Kurs von rund 5.500 USD auf rund 19.500 USD ansteigen. Mit derartigen Sprüngen ist jetzt zwar nicht mehr zu rechnen, Steigerungen von 40 Prozent bis Jahresende sind aber sehr wohl denkbar.

1. Bitcoin ETFs verstärken Marktdynamik

Auch wenn die im Oktober zugelassenen Bitcoin ETFs in den USA kritisch zu betrachten sind – wir haben dazu ausführlich berichtet – sind die primären Effekte auf den Bitcoin-Kurs klar positiv. Der Krypto-Markt hat dies als Vertrauensbeweis der Behörden und institutionellen Investoren aufgefasst, die für Rekord-Mittelzuflüsse in die gerne als Königsklasse bezeichnete Wertpapiergattung gesorgt haben.

Diese Mittelzuflüsse erklären zwar nicht den bisherigen starken Kursanstieg von Bitcoin, sehr wohl aber konnte die Zulassung der ETFs die positive Marktdynamik verstärken. Die Hemmschwelle, in Bitcoin zu investieren, ist damit auch für institutionelle Investoren und Privatinvestoren, die sich vor Token und Wallets scheuen, deutlich abgesenkt worden.

2. Inflation so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr

Ebenfalls dürfte die massiv anziehende Inflation dem Bitcoin-Narrativ in die Karten spielen. Die auf 21 Millionen Einheiten begrenzte Kryptowährung wird von einigen Anlegern als digitales Gold und damit als Inflationsschutz gesehen. Die Flucht aus Geldwerten dürfte daher auch dem digitalen Sachwert einige Mittelzuflüsse bescheren. Unmittelbar nach Verkündung der Inflationszahlen aus den USA am 10. November sprang der Bitcoin-Kurs in die Höhe und erreichte ein neues Allzeithoch. Mit einer Inflations-Steigerung von 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr sind amerikanische Verbraucher mit dem höchsten Anstieg seit 1990 konfrontiert.

Die vorerst nicht enden wollende Lieferkettenproblematik und rapid ansteigenden Energiepreise machen ein vorschnelles Einfangen der Inflation tendenziell unwahrscheinlich. Auch das von der amerikanischen Notenbank eingeleitete Tapering – also das Zurückfahren der expansiven Geldpolitik – wird voraussichtlich nicht zu einer schnellen Inflationsreduzierung führen können. Ebenfalls die Inflation in Deutschland von aktuell 4,5 Prozent dürfte mit den nächsten Bundesbank-Meldungen eher zunehmen als fallen. Der Druck auf Anleger, in limitierte Vermögenswerte zu investieren, wächst folglich weiter und damit auch die Chancen, dass weitere Milliarden in Bitcoin fließen.

3. Politische Risiken größtenteils absorbiert

Eines der größten Risiken für Bitcoin und den gesamten Kryptomarkt ist die staatliche Regulierung. Bitcoin-Verbote wie in China können die digitalen Assets schwer treffen, wie im Mai dieses Jahres geschehen. Da die USA und Europa aber bereits signalisiert haben, keine Bitcoin-Verbote auszusprechen, sind vergleichbare Hiobsbotschaften immer weniger wahrscheinlich.

Auch die negativ zu beurteilende Überregulierung, die bereits stattfindet und noch in den nächsten Monaten zunehmen dürfte, muss keine negativen Auswirkungen auf den Preis der digitalen Assets haben. So kritisch das restriktive Vorgehen der Staaten auch zu beurteilen ist, für die Kurse muss das keinesfalls schlecht sein. Schließlich können dadurch neue Anlegergruppen, allen voran institutionelle Investoren, gewonnen werden.

Umgekehrt könnten Staaten, die Bitcoin als Landeswährung einführen, für zusätzliche Kursimpulse sorgen. Bislang hat nur das kleine lateinamerikanische Land El Salvador Bitcoin als offizielle Landeswährung eingeführt. Sollten in den nächsten Monaten weitere Nationen folgen, dann wäre dies sehr positiv für den Bitcoin-Kurs zu bewerten.

4. Netzwerkdaten stimmen bullish

Betrachtet man die technischen Indikatoren vom Bitcoin-Netzwerk, dann zeichnen auch diese ein vielversprechendes Bild. Seit dem Bitcoin-Mining-Verbot in China erholt sich die Hashrate im Eiltempo. Bei der aktuellen Hashrate-Zunahme dürfte diese noch in diesem Jahr, korrespondierend zum Bitcoin-Kurs, ein neues Allzeithoch knacken. Das Netzwerk ist damit so stabil und sicher wie eh und je.

Hashrate von Blockchain.com

Auch die Anzahl an Nodes, also den Netzwerkknoten, die ebenfalls für die Transaktionsabwicklung und Netzwerksicherung zuständig sind, konnte in den letzten Monaten deutlich zulegen. Ebenfalls positiv zu verbuchen sind die Erfolge im Ausbau des Lightning-Netzwerkes. Die Second-Layer-Skalierungslösung nimmt hinsichtlich Nodes und Transaktionsdurchsatz ebenfalls massiv zu. Darüber hinaus wird an diesem Wochenende das Taproot Update bei Bitcoin aktiviert, das für zusätzliche Verbesserungen sorgen soll.

5. Börsenbestände schmelzen dahin

Bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage gilt: je geringer das Angebot, desto höher der Preis. Genau diese Marktdynamik zeichnet sich bei den Börsenbeständen ab. Immer weniger Bitcoin sind frei an den Krypto-Börsen handelbar, da große Investoren respektive Verwahrstellen die Bitcoin vom Markt abziehen und “einlagern”.

Screenshot Börsenbestände

Sollte sich diese Dynamik weiter fortsetzen, besteht die Gefahr und Chance, dass es zu kurzzeitigen Preisspikes kommt. Das Gegenteil einer Verkaufspanik kann dann zu panikartigen Käufen führen, die Preisblasen bewirken können.

6. Stock-to-Flow-Modell sieht zeitnahen Ausbruch

Kein anderes Modell wird so gerne zur Preisprognose von Bitcoin genutzt, wie das Stock-to-Flow-Modell (S2F). Auch wenn die Aussagekraft von derartigen Modellen begrenzt ist, dienen sie doch als zusätzliche Orientierungshilfe. Bislang jedenfalls hat es bei Bitcoin gut funktioniert. Gemäß dem Erfinder des STF – bekannt unter dem Pseudonym Plan B – müssten wir noch in diesem Jahr die 100.000 US-Dollar-Marke knacken.

Stock-to-Flow-Modell Screenshot

Wie an den Farben im Screenshot zu erkennen ist, stehen wir nach dem S2F-Modell kurz vor der Endphase eines Zyklus, wie er unter anderem von den Bitcoin Halvings – Halbierungen der Bitcoin-Block-Emissionenen – geprägt wird. Demnach ist kurzfristig mit einem heftigen Anstieg zu rechnen, der dann in eine Übertreibung und anschließender Korrektur endet, bevor wieder ein neuer Zyklus beginnt.

Raoul Pal: 100.000 US-Dollar auf Umwegen

Der Ex-Goldman-Sachs-Banker und Bitcoin Influencer Raoul Pal gilt als wichtiger Krypto-Marktexperte. Er geht davon aus, dass wir nicht auf direktem Wege die 100.000 US-Dollar bei Bitcoin erreichen werden. Seiner Einschätzung nach neigen die Märkte dazu, den “Weg des größten Schmerzes” zu gehen.

Statt eines schnellen Anstieges auf 100.000 US-Dollar innerhalb der nächsten zwei Monate sieht Raoul Pal die Aufschwungphase bis Juni 2022 andauern. Soll bedeuten: massive Volatilität sorgt für schnelle Rallye-Phasen, die von ebenfalls schnellen Korrekturen begleitet werden. Als “Belohnung” für diesen Stress sieht Pal dafür den Bitcoin-Kurs bei über 250.000 US-Dollar im nächsten Jahr.

Bitcoin-Ausblick

Weder Raoul Pal noch das Stock-to-Flow-Modell können den Bitcoin-Kurs sicher vorhersagen. Sehr wohl kann man aber festhalten, dass es einige Argumente gibt, die für stark steigende Bitcoin-Kurse sprechen. Oder anders formuliert: Die Wahrscheinlichkeit steigender Kurse nimmt gegenwärtig eher zu als ab. Da die Gründe aber niemals monokausal sind, sondern chaotisch und vielfältig, sind Tendenzaussagen sinnvoller als klare Kursziele. Vor allem die Marktstimmung, die durch prominente Personen wie Apple CEO Tim Cook oder natürlich Elon Musk angeheizt wird, kann zu unvorhergesehen Marktdynamiken führen. Auch Krypto-Innovationen wie Blockchain Gaming, NFTs und dezentrale Metaverse-Projekte tragen indirekt dazu bei, dass die Leitwährung der Krypto-Ökonomie profitiert.

Auf der anderen Seite können jederzeit unvorhergesehene Ereignisse geschehen, die alle Prognosen zunichtemachen. Sei es eine Implosion des Stablecoins Tether oder eine plötzliche Wirtschafts- und Finanzkrise, die alle Anlageklassen gen Süden zieht. Dass wir Weihnachten mit einem 6-stelligen Bitcoin-Kurs feiern, ist also alles andere als unwahrscheinlich. Wirklich wissen werden wir es allerdings erst, wenn es so weit ist.

Die im Artikel getroffenen Aussagen stellen keine Anlageberatung respektive Empfehlung dar. Sie repräsentieren ausschließlich die persönliche Meinung des Autors.

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