Chainalysis-Report 14 Mrd. USD – Krypto-Kriminalität auf einem neuen Höchststand

Mit dem Bitcoin-Allzeithoch haben auch Krypto-Crime-Aktivitäten stark zugenommen. Der neue Chainalysis-Report liefert einige überraschende Ergebnisse.

Phillip Horch
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krypto-crime und bitcoin-hype

Beitragsbild: Shutterstock

Verbrechen, die in Verbindung mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen stehen, haben im vergangenen Jahr laut des aktuellen Crime-Reports von Chainalysis ein neues Allzeithoch erreicht. So haben illegale Adressen in 2021 insgesamt 14 Milliarden US-Dollar erhalten. Im Vorjahr waren es mit 7,8 Milliarden US-Dollar deutlich weniger. Doch diese Zahlen darf man nicht isoliert betrachten.

Bitcoin-Hype korreliert mit Anstieg an Betrugsfällen

Denn allein das Volumen aller Kryptowährungen, die Chainalysis trackt, sei auf insgesamt 15,8 Billionen US-Dollar gestiegen – ein Anstieg um 567 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das habe vor allem mit dem massiven Anstieg der Nutzung von Kryptowährungen im Allgemeinen zu tun, unterstützt durch den zunehmenden Hype und die steigende Adoption im vergangenen Jahr.

Setzt man nun den generellen Anstieg der Nutzung von Kryptowährungen zum Anstieg der Nutzung von Bitcoin und Co. für illegale Aktivitäten ins Verhältnis, wird deutlich, dass der Anstieg von Krypto-Kriminalität längst nicht mehr so stark ins Gewicht fällt. Chainalysis erkennt hier sogar einen gegenläufigen Trend.

Krypto-Scams und Rug-Pulls

Chainalysis identifiziert in seinem Report zwei Hauptbereiche für kriminelle Aktivitäten im Bitcoin-Space: gestohlene Gelder und Krypto-Scams. Die Erträge der Betrügereien seien demnach um 82 Prozent gestiegen – 7,8 Milliarden US-Dollar konnten die Urheber:innen insgesamt ergaunern. Ein beträchtlicher Anteil, nämlich 2,8 Milliarden US-Dollar, resultieren von einem Phänomen namens Rug-Pulls.

Bei dieser Methode sammeln die Scammer Investoren-Gelder ein und verschwinden dann von der Bildfläche, als ob sie den Anlegern aus dem Nichts den Boden unter den Füßen wegziehen würden. 90 Prozent dieser Rug-Pull-Scams gehen übrigens auf die Kappe des Drahtziehers hinter Thodex. Hierbei handelt es sich um eine Scam-Exchange, deren CEO plötzlich mit den Geldern der Börsen-Nutzer:innen verschwand.

Auch die Justiz schläft nicht

Doch nicht all diese kriminellen Aktivitäten rund um Bitcoin und andere Kryptowährungen blieben ungestraft. So konnten auch die Strafverfolgungsbehörden im vergangenen Jahr einige Erfolge verbuchen. Chainalysis identifiziert folgende Justiz-Erfolge im Kampf gegen Krypto-Verbrechen:

  • Das US-Justizdepartment hat Kryptowährungen im Wert von 2,3 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit der DarkSide-Erpressersoftware beschlagnahmt.
  • Die US-Bundessteuerbehörde (Internal Revenue Service, IRS) hat Bitcoin und Co. im Wert von über 3,5 Milliarden US-Dollar in 2021 festsetzen können.
  • Der London Metropolitan Police Service hat Kryptowährungen im Gegenwert von 180 Millionen Pfund sichergestellt – die bis dato größte Beschlagnahmung von Kryptowährungen im Vereinigten Königreich.
  • Das Auffinden von Bitcoin und Co. im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar im spektakulären BitFinex-Betrugsfall.

Nordkoreas goldene Bitcoin-Nase

Im jährlichen Crypto-Crime-Report darf auch Nordkorea nicht fehlen. Denn die “Demokratische Volksrepublik” rund um Machthaber Kim Jong-Un unterhält bereits seit einigen Jahren eine Hacker-Gruppe namens “Lazarus”. Mit dieser attackiert der Staat immer wieder Krypto-Börsen und füllt die Staatskasse mit gestohlenen Bitcoins.

Laut Chainalysis waren es im vergangenen Jahr mindestens sieben Angriffe, bei denen nordkoreanische Hacker:innen Assets im Gegenwert von ungefähr 400 Millionen US-Dollar erbeuteten. Dabei hat die Lazarus-Gruppe mithilfe von Phishing-Angriffen, Code Exploits, Malware und Social-Engineering-Angriffen Kryptowährungen aus Hot Wallets von Investment-Firmen und zentralisierten Exchanges geangelt.

Kurzum: Nordkorea hat sich mit schlecht gesicherten Bitcoin-Einlagen auch im vergangenen Jahr ein goldenes Näschen verdient. Mit den Kursexplosionen im Krypto-Sektor im Rücken haben sich die Bemühungen der Hacker:innen umso mehr bezahlt gemacht. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gegenwert der erbeuteten Kryptowährungen um 40 Prozent gestiegen.

Hacks, die mit Nordkorea assoziiert werden – aufgeteilt nach Gegenwert und Anzahl der Hacks. Quelle: Chainalysis.

Laut Chainalysis-Report haben die nordkoreanischen Hacker:innen inzwischen ein recht ausgeklügeltes System entwickelt, um die gestohlene Beute wieder zu waschen. Dazu senden sie die gestohlenen Funds auf dezentralisierte Börsen und tauschen das Geld in mehreren Schritten zwischen Bitcoin und Ether hin und her, um die Spuren so zuverlässig zu verwischen. Im letzten Schritt verkaufen sie die Bitcoins dann auf herkömmlichen Krypto-Börsen im asiatischen Raum.

Non-fungible Token (NFT): Wash Trading und Geldwäsche

Auch Non-fungible Token (NFTs) haben sich die Analyst:innen von Chainalysis zur Brust genommen. Dabei haben sie herausgefunden, dass die Preise von NFTs zum Teil durch Wash Trading künstlich aufgeblasen werden. Bei diesem Verfahren wechseln die digitalen Sammlerstücke scheinbar oft die Besitzer:innen, was sie wertvoller erscheinen lässt. Tatsächlich transferieren sie die Wash Trader:innen nur zwischen den eigenen Wallets, um damit eine künstliche Nachfrage entstehen zu lassen.

Auch für die Geldwäsche scheinen NFTs immer interessanter zu werden. Wie Chainalysis feststellt, haben die Zuflüsse aus illegalen Quellen aus Bitcoin-Scams und gestohlenen Geldern im vergangenen Jahr stetig zugenommen.

Illegale Gelder auf NFT-Plattformen in US-Dollar. Quelle: Chainalysis.

Übrigens: Wer wissen möchte, ob und wie sich Bitcoin und andere Kryptowährungen für Geldwäsche eignen, darf sich auf den kommenden Kryptokompass freuen – BTC-ECHO-Redakteur Daniel Hoppmann wird sich die Sache genauer anschauen.

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