Gartner Report Blockchain-Industrie wächst global

Der diesjährige Blockchain-Bericht des Marktforschungsunternehmens Gartner stellt fest, dass die Anzahl lösungsorientierter Blockchain-Projekte, die in Produktion gehen, steigt. Dabei stellt die Studie geographische und industrielle Unterschiede fest.

Daniel Hoppmann
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Massband auf Holztisch

Beitragsbild: Shutterstock

Die im November publizierte Studie des Marktforschungsunternehmens Gartner kommt zu dem Schluss, dass das Interesse in Blockchain-Anwendungsfällen nach wie vor hoch ist. Die 53 untersuchten Anbieter konnten 14 Prozent ihrer über 1.000 Blockchain-Projekte bereits in Produktion geben. Der Banken- und Wertpapiersektor setzt nach wie vor am meisten auf die Blockchain-Technologie. 36 Prozent der Projekte fanden im Finanzbereich statt. Das ist ein Anstieg um 6 Prozent zum Vorjahr, wenngleich der überwältigende Anteil von 75 Prozent aus dem ICO-Jahr 2017 nicht erreicht wurde. Dafür schafften es 63 Prozent der Blockchain-Initiativen über die Proof-Of-Concept-Phase (PoC) hinaus. Verglichen mit den 32 Prozent aus 2019, ergibt das einen Anstieg von 31 Prozent.

Die größte Überraschung stellt der Großhandelssektor dar. Lag der Anteil der Blockchain-Initiativen 2019 noch bei knapp 1 Prozent, setzten nun 7 Prozent auf Blockchain-Technologien. Dabei stamme ein Großteil des Großhandelswachstums im Jahr 2020 aus Anwendungsfällen im Bereich der Handelsfinanzierung, wo die Automatisierung des Prozesses erhebliche Effizienzgewinne für alle Beteiligten schaffen könnte.

Den größten Rückgang musste der Medien-, Kommunikations- und Dienstleistungssektor hinnehmen. Wie Gartner feststellte, wurden in diesem Jahr weniger Anwendungsfälle und Investitionen gemeldet, was den Zuwachs der letzten beiden Jahre umkehrt. Die Studie sieht als Begründung, ähnlich wie im Finanzsektor, eine Verlagerung der Prozesse von der PoC-Phase in die Produktions-Phase. Demnach seien 19,5 Prozent der Projekte dieses Jahr den nächsten Schritt gegangen.

Der Bildungssektor investierte am wenigsten in Blockchain-Initiativen. Dabei fielen die meisten Blockchain-bezogenen Arbeiten in diesem Sektor in den Bereich des Identitätsmanagements, wie zum Beispiel bei Bildungsleistungen.

Vergleich unterschiedlicher Blockchain-Initiativen
Gartner-Report: Übersicht der Blockchain-Initiativen nach Wirtschaftssektoren von 2017 – 2020, Gartner 2020

Meiste Blockchain-Anwendungen in Europa, Asien und Nordamerika

Auf Basis der analysierten Erhebung hat sich in der geographischen Verteilung der Blockchain-Projekte ein klares Triumvirat herauskristallisiert, das den europäischen, asiatisch-pazifischen (APAC) und nordamerikanischen Raum umfasst. Europa belegt dabei mit 307 Anwendungsbeispielen den ersten Platz, was 30 Prozent aller Blockchain-Unternehmungen ausmacht. Darauf folgt der APAC-Sektor mit 290 Initiativen (28 Prozent) und Nordamerika mit 260 (25 Prozent) Blockchain-Initiativen. Somit sind 83 Prozent aller Krypto-Projekte in diesen drei Wirtschaftsräumen verortet.

Laut der Studie sei in Europa Großbritannien ausgehend von der Anzahl der Blockchain-Anwendungsfälle führend. In Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz, den Niederlanden und weiteren Staaten gäbe es ebenfalls viele Initiativen in verschiedenen Entwicklungsstufen. Die Ergebnisse decken sich in etwa mit denen des vor Kurzem veröffentlichten Blockchain-Reports der EU. Dort wurde Großbritannien ebenfalls eine relativ fortgeschrittene Entwicklung im Blockchain-Bereich attestiert.

In Nordamerika hält die USA den Löwenanteil der DLT-Projekte. 236 der 260 Initiativen spielen sich auf US-amerikanischem Boden ab. Die Entwicklungen in Südamerika sind ebenfalls interessant. Dort stellte das Marktforschungsunternehmen eine erhöhte Aktivität von Blockchain-Unternehmungen von 10 Projekten in 2019 auf 62 in diesem Jahr fest.

Der asiatisch-pazifische Raum verfügt mit 290 Initiativen über den zweitgrößten Anteil aller Krypto-Initiativen. Laut der Gartner-Studie sei besonders in diesem Wirtschaftssektor ein schnellerer Übergang in die Produktionsphase zu beobachten.

Gartner-Report: Heat-Map von Blockchain-Projekten in der Umwandlung zur Produktionsphase, Gartner 2020

Qualität statt Quantität

Der Gartner-Report stellt fest, dass der Übergang der Blockchain-Projekte in die Produktionsphase im asiatisch-pazifischen Sektor schneller vollzogen wird als in vergleichbaren Wirtschaftsräumen. So konnte der Erstplatzierte China etwas mehr als 44 Prozent seiner Blockchain-Initiativen auf die Produktionsebene verlagern. Südkorea folgt knapp dahinter mit 43 Prozent. Den dritten Platz markiert Belgien mit 40 Prozent produktionstransformierten Blockchain-Unternehmungen.

Der Studie zufolge hätten die meisten westlichen Länder erheblich in die Quantität der Projekte investiert, diese dann jedoch nicht unbedingt mit dem gleichen Tempo vorangetrieben wie in anderen Regionen. Viele der Initiativen seien in westlichen Regionen vor der Produktionsphase gestoppt worden, weil es außer des PoC nichts substantielleres geben habe, was eine Fortführung gerechtfertigt hätte.

Eventuell lässt sich diese Zaghaftigkeit westlicher Industrienationen mit dem Mangel an regulatorischen Maßnahmen erklären. Viele europäische Nationen ziehen jedoch nach und führen peu à peu Krypto-Gesetze ein. Das Bundeskabinett beschloss erst letzte Woche ein Gesetz für digitale Wertpapiere. Solche gesetzlichen Rahmenbedingungen könnten europäischen Krypto-Projekten insofern zugute kommen, als sie Unternehmungen planbarer machen und so die Schleusen für weitere Investitionen öffnen.

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