Brain Wallet So merkt man sich Private Key und Seed Phrase

Der Alptraum für jeden Krypto-Anleger: Passwort verlegt, Vermögen weg. Eine der sichersten Aufbewahrungsmethoden: der eigene Kopf. Mit diesen Gedächtnisstrategien gehen Seed Phrase und Private Key nicht verloren.

Moritz Draht
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Beitragsbild: picture alliance

| Mit der richtigen Technik lässt sich sogar der Private Key merken

Dass der Mensch nur zehn Prozent seines Gehirns nutzt, ist ein weit verbreiteter Mythos. In einer zunehmend digitalisierten Welt werden Gedächtnisleistungen jedoch immer weiter abtrainiert: Das Internet schafft eine Komfortzone, in der das Hirn im Dauer-Standby-Modus schlummert. Platz für eine Seed Phrase oder vielleicht sogar den Private Key ist da allemal. Nur eine Frage der Übung – und richtigen Technik. Krypto als Denksport, sozusagen.

Sicher ist sicher

Wer in Kryptowährungen investiert, trägt in der Regel auch die Verantwortung für seine Zugangsdaten. Das oberste Gebot: Not your keys, not your coins – ohne Schlüssel keine Coins. Rettungsanker für Krypto-Anleger ist die Seed Phrase, eine zufällige Kombination aus 12 oder 24 Wörtern, die im Notfall den Zugriff auf eine Wallet wiederherstellen. Entsprechend sicher sollten die Wörter aufbewahrt werden.

Grundsätzlich gilt: doppelt hält besser. Auf einem Zettel, in einer Word-Datei oder auf einem Stück Metall ist das Passwort gut aufgehoben. Um auf Nummer sicher zu gehen, kann es aber auch nicht schaden, den eigenen Kopf einzuschalten.

Brain Wallet: Die Kunst des Merkens

Die Gedächtniskunst, auch Mnemonik genannt, bietet verschiedene Strategien, um sich Wörter, Zahlen oder Buchstaben zu merken. Eine der bewährtesten Techniken: die Loci-Methode. Dabei werden Begriffe in der Vorstellung mit einem vertrauten Ort verknüpft, etwa ein Einkaufszettel mit dem eigenen Badezimmer. Die Wörter auf dem Einkaufszettel werden der Reihe nach im Raum platziert: Bananen liegen zermatscht im Waschbecken, aus dem Duschkopf tropft Milch, das Päckchen Butter liegt in der Toilette. Je ulkiger, desto besser. Das setzt wirkungsvolle Reize für das Langzeitgedächtnis. Wichtig bei dieser Methode ist es, eine bestimmte Route festzulegen und diese immer in der gleichen Reihenfolge abzugehen.

Besitzt man mehrere Wallets, kann die Loci-Methode auf die gesamte Wohnung ausgeweitet werden: Jedes Zimmer für eine Seed Phrase. Oder man setzt auf eine Weiterentwicklung der Technik, die schon Sherlock Holmes bei seinen kniffligsten Fällen zu nutzen wusste: der Gedächtnispalast. Dabei wird ein fiktiver “Palast” mit einem oder mehreren Korridoren imaginiert. Jeder Korridor kann an zahlreichen Zimmern vorbeiführen, wobei hinter jeder Tür ein Begriff abgelegt wird. Auch hier verankern starke Bilder die Begriffe besser im Gedächtnis: hinter der ersten Tür wirft ein Affe mit Bananen um sich, hinter der zweiten regnet es Milch, und der dritte Türknauf ist mit Butter beschmiert. Bei abstrakteren Wörtern oder Namen helfen Eselsbrücken. Auch der Gedächtnispalast funktioniert nur, wenn immer der gleiche Weg abgegangen wird.

Königsdisziplin: Private Key

Als Abfolge von 64 Ziffern und Buchstaben ist der Private Key eine besonders harte Nuss, die sich aber mithilfe des Zahl-Reims-Systems, auch PEG-Methode genannt, und der Alphabetmethode häppchenweise knacken lässt. Dabei wird die Buchstaben-Zahlen-Kombination in eine einprägsame Geschichte umgewandelt, die sich anschließend als Private Key wieder dekodieren lässt.

Jeder Ziffer wird ein Reim zugeordnet. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Müll für Null, Bein für Eins, Brei für Zwei – geeignet sind Assoziationen, die einem als Erstes in den Sinn kommen. Alternativ lassen sich die Formen der Zahlen auch bestimmten Bildern und Symbolen zuordnen, 0 als Eiskugel, 1 als Kerze, 2 als Schwan. Man muss sich nur für ein System entscheiden. Bei der Alphabet-Methode schließlich wird jeder Buchstabe mit einem Bild verknüpft: A für Auto, B für Brief, C für Cello.

Lautet der Anfang eines Private Key etwa E2163, könnte ein Merkspruch lauten: Ein Esel (E) und ein Schwan (2) rauchen bei Kerzenlicht (1) Pfeife (6) auf einem Hocker (3). Auch hierbei gilt: abstruse Geschichten lassen sich besser merken. Im besten Fall ergeben alle Merksätze eine zusammenhängende Geschichte. Die Methode braucht etwas Übung, sind das System und die Geschichte aber einmal verinnerlicht, lässt sich sogar ein Private Key bei Bedarf vollständig abrufen.

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