Zu Besuch im SAP Innovation Center Potsdam – Blockchain muss nicht immer Krypto sein

SAP ist für seine Datenbank-Anwendungen im industriellen und finanziellen Bereich bekannt. Als viertgrößter Softwarehersteller weltweit beschäftigt sich das Unternehmen auch mit der Blockchain-Technologie. BTC-ECHO war im SAP Innovation Center Potsdam zu Besuch und sprach mit Jan Schaffner und Torsten Zube über aktuelle Blockchain-Projekte.

Dr. Philipp Giese
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Berlinern ist der Jungfernsee in erster Linie als Ausflugsziel und wegen des schönen Uferweges bekannt. Dort, am Rand von Potsdam, befindet sich jedoch ein Standort des SAP Innovation Center Networks.

Global gibt es elf dieser Innovationszentren. Ziel von SAP ist, dass die Mitarbeiter innerhalb dieses Netzwerks innovative Ideen jenseits des Tagesgeschäfts verfolgen können. Man kann sich das SAP Innovation Center Network als geschützte Umgebung innerhalb der Unternehmensstruktur vorstellen, in der die Flexibilität eines Start-ups auf das Rückgrat eines großen Unternehmens trifft.

BTC-ECHO hatte 2016 im Zuge eines Interviews mit Raimund Gross von SAP über im Unternehmen entwickelte Blockchain-Projekte berichtet. Jan Schaffner, Leiter des SAP Innovation Center Networks, und Torsten Zube, Leiter des Bereichs Blockchain bei SAP, haben an das damalige Gespräch anknüpfend die neueren Blockchain-basierten Projekte von SAP vorgestellt.

Torsten Zube kann tatsächlich sagen, Blockchain „vor allem wegen der Technologie“ interessant zu finden. So stellt er beim gemeinsamen Mittagessen klar, dass er nicht in Kryptowährung investiert hat. Nicht weil er Kryptowährungen schlecht finden würde – sein Fokus liege  auf der Bedeutung der Technologie für Unternehmensprozesse.

SAP – Konsortiale Blockchain-Lösungen für Unternehmen

Und diese Einstellung macht Sinn: Als Anbieter von Unternehmensanwendungen hat sich SAP unter anderem auf den Aspekt Blockchain-as-a-Service fokussiert. Deshalb realisierte das Unternehmen bisher kaum Lösungen auf öffentlichen Blockchains, kann aber inzwischen verschiedene Use-Cases auf konsortialen Blockchains vorweisen.

Als Plattformen verwendet das Unternehmen derzeit Hyperledger und Multichain – weitere Protokolle sollen folgen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Hyperledger. Da diese Plattform flexibel und Smart-Contract-fähig ist, lassen sich auch komplexe Projekte umsetzen. Bezüglich Hyperledger besuchen Vertreter von SAP regelmäßig die Hyperledger-Meetups und sind Premier-Mitglied des Hyperledger-Konsortiums, um die Technologie mit weiteren Industrievertretern voranzutreiben.

Von Pharma bis zu Ad-Hoc-Hilfsnetzwerken – die Palette der Blockchain Use-Cases bei SAP

Im Gespräch betonten Torsten Zube und Jan Schaffner, dass SAP nicht nur intern mit Ideen experimentiert. Einige dieser Ideen sind schon länger aus der Konzeptphase erwachsen beziehungsweise sind, im Fall der elektronischen Verwaltung in Bozen, bereits aktiv.

Inzwischen entwickelte das Unternehmen weitere Produkte: So wurde das Standardprodukt SAP Advanced Track and Trace for Pharmaceuticals  um eine Blockchain-basierte Lösung zur eindeutigen Identifikation und Verifikation von Produkten in der Pharma-Industrie erweitert. Mithilfe dieser Lösung können Apotheker eindeutig feststellen, ob es sich bei einer zurückgegebenen Ware um das originale Produkt handelt und Medikamentenhersteller und Verkäufer die Fälschungssicherheit der Produkte gegenüber Kunden gewährleisten. Derartige Lösungen sind speziell in Amerika wichtig, da der „Drug Supply Chain Security Act“ eine über Barcodes gewährleistete Nachverfolgung der Produkte fordert.

Die Verwaltung des so entstehenden dezentralen Versorgungsnetzwerks läuft über eine Blockchain. Derartige Lösungen sind wichtig, um Katastrophenopfer schnell und effizient helfen zu können und dabei volle Transparenz und Nachverfolgbarkeit für alle Parteien zu gewährleisten.

E-Procurement ist ein weiteres Thema, bei dem die Blockchain als Lösungselement angedacht ist. Ausschreibungen sollen zugunsten des freien Wettbewerbs eine faire Angebotsabgabe garantieren. Ein Beispiel für Aktivitäten, die den fairen Wettbewerb hemmen, wäre, wenn die Einkaufsabteilung aus persönlichen Gründen einen Kandidaten bevorzugt oder ihm Details aus den Angeboten der Konkurrenz zuspielt. Um Derartiges zu verhindern, kann eine Blockchain durch ihre dezentrale Natur eine Fälschung, einen unbefugten Datenzugriff und unzulässige Neueinreichungen von korrigierten Angeboten unterbinden.

Die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie und die Arbeit von SAP auf diesem Gebiet werden durch einen plastischen Modellaufbau illustriert, der eine Blockchain-basierte elektronische Verwaltung von Zugängen zu Mietshäusern demonstriert. Über eine App können Hausbesitzer die Zugriffrechte zu ihren Mietobjekten regeln und direkt updaten. Die Mieter und Gäste würden ihrerseits über eine App, die auf die Blockchain zugreift, schließlich Zugriff zu den Häusern erhalten. Die Lösung erinnert etwas an Slockit beziehungsweise könnte eine Skalierung dieses Geschäftsmodells darstellen.

Blockchain – ein Baustein für zukünftige Kundenlösungen

Man konnte sehen, dass die Blockchain ein fester Teil der Innovationsbestrebungen von SAP ist. Nicht jede Kundenlösung wird die Blockchain benötigen. In einigen Fällen rät das Unternehmen Kunden, deren Herausforderung auch mit einer anderen Technologie lösbar ist, von einer Blockchain ab. Das ist sinnvoll, gilt doch hier dasselbe wie bei anderen innovativen Technologien. Sie sind keine Allzwecklösungen, sondern können ein Weg sein, wenn stark dezentrale Systeme verwaltet werden müssen.

Wir danken SAP für diesen Besuch und den Einblick in ihre Arbeit im Bereich Blockchain!

BTC-ECHO

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