Wie sicher sind eigentlich Stablecoins?

Stablecoins erfreuen sich auf Kryptobörsen großer Beliebtheit. Sie bieten Tradern die Möglichkeit, ihre Profite nach einer Rallye abzusichern – ohne das Geld in Fiat zu tauschen. Das funktioniert jedoch auch nur, wenn der Stablecoin stabil bleibt. Sowohl in der Krypto- als auch der Fiatwelt gibt es hier Negativbeispiele. 

Dr. Philipp Giese
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Beitragsbild: shutterstock

Stablecoins sind einer der das Jahr 2018 bestimmenden Hypes. Wie auch Tokenized Assets versprechen sie eine Brücke zwischen der klassischen Finanzwelt und dem Kryptomarkt – und sie sorgen für eine gewisse Stabilität. Diese ist notwendig, rangiert doch die monatliche Volatilität des Wertepaars Bitcoin/US-Dollar durchschnittlich zwischen drei und sechs Prozent. Zum Vergleich: Die vom Euro, wieder bezogen auf den US-Dollar, liegt bei unter einem Prozent. Selbst die von der türkischen Lira liegt bei zwei Prozent.

Unkritisch die Stabilität von Stablecoins als gegeben hinzunehmen, ist jedoch aus verschiedenen Gründen etwas sehr optimistisch. Im Zweifel für den Angeklagten ignorieren wir mal die verschiedenen Red Flags um das Tether-Projekt. Der Fokus soll auf dem Problem Stabilität selbst liegen. Wir können hier aus der Welt der Fiatwährungen lernen. Konzepte wie Stablecoins gibt es in dieser schon lange. 25 Währungen koppeln ihren Kurs an den des Euros. Beim US-Dollar sind es noch mehr, da sprechen wir von 66 Währungen. Beispiele für an den Euro gekoppelte Währungen sind die dänische Krone, die Konvertible Mark von Bosnien und Herzogovina und der CFA-Franc der westafrikanischen Währungsunion.

Eine derartige Kopplung zweier Währungen bedeutet, dass die Tauschrate konstant ist. Über den An- und Verkauf von Staatsanleihen kann eine Zentralbank den Wechselkurs ihrer Währung beeinflussen. Das geht gut, solange wenig passiert. Bei abrupten Kursschwankungen kann es geschehen, dass die Zentralbanken trotz Verkauf aller Staatsanleihen nicht genügend auf die Kurserschütterung reagieren konnten. Zum Teil versuchen sie dann über das Drucken von Geld die Lage zu verbessern, was teilweise zu Hyperinflationen führte. Das ist kein hypothetisches Damoklesschwert über Fiatwährungen, Argentinien oder Griechenland sind tragische Beispiele, dass derartiges vorkommen kann.

Nubits: Ein Menetekel für Stablecoins…

Auch die Stablecoin-Welt ist nicht frei von derartigen Ereignissen. Nubits, eines der ältesten Stablecoin-Experimente, startete 2014. Zusätzlich war es der erste Stablecoin, dessen Kurs über sogenannte Seignorage Shares verwaltet wurde: Stieg der Wert zu stark an, sollten automatisch neue Nubits-Token verkauft werden, bis der Preis wieder das gewünschte Level erreichte. Bei einem zu stark fallenden Kurs sollte das System umgekehrt vorgehen.

Die Rechnung ging leider nicht auf. Nicht nur ein, sondern zwei Mal wich der Nubits-Kurs dramatisch vom Zielkurs ab:

Der Kurs fiel das erste Mal 2016 um fast 80 Prozent. Es brauchte drei Monate, um wieder einen stabilen Kurs von einem US-Dollar erreicht zu haben. Zur selben Zeit stieg Bitcoin an, nachdem er sich seit Anfang 2016 seitwärts bewegte. Eine mögliche Interpretation ist, dass Nubits-Holder aus dieser Situation Kapital schlagen wollten. Sie verkauften ihre Nubits-Token, um Bitcoin zu kaufen. Der Nubits-Algorithmus konnte diesen großen Sell-off nicht verkraften und den damit zusammenhängenden Preissturz nicht kompensieren.

Dieser Crash erinnert an die zuvor diskutierten Szenarien in der Fiatwelt. Statt den Währungskurs über An- und Verkauf von Staatsanleihen zu regulieren, sollte hier ein direkter An- und Verkauf von Token das Stabilitätsproblem lösen.

Seit Anfang 2018 ist der Kurs ins Bodenlose gefallen. Ende 2017 begann die Marktkapitalisierung von Nubits dramatisch zu steigen. Im dargestellten Chart sehen wir an dem Spike kurz vor Sylvester, dass hier nicht Geld einfach gedruckt wurde, sondern eine tatsächliche Nachfrage vorhanden war. Dieser Nachfrage wollte man nachkommen und emittierte eifrig Nubits-Token. Der Markt wurde damit geflutet. Als das Interesse an Nubits abflaute, fehlten dem Team die notwendigen Reserven, um die Token zu sinnvollen Preisen wieder aufzukaufen. Da das Team zur Absicherung Bitcoin-Bestände hatte, kann es möglich sein, dass diese ebenfalls Ende des Jahres erworben wurden. Mit der Zeit verlieren diese an Wert und konnten nicht mehr genügend Nubits-Token aufkaufen.

… eine Lektion für Developer und Investoren!

Zusammenfassend schienen die Fehler von Nubits gewesen zu sein, sich nicht mit einem diversifizierten Portfolio abgesichert zu haben und eine zu geringe Kriegskasse besessen zu haben. Aus der Vergangenheit kann die Krypto-Community lernen. Die Menschen hinter den Stablecoins können sich die Lektionen von Nubits zu Herzen nehmen. Der einfache Trader/Investor kann Gretchenfragen in seine Due Dilligence einbauen. Wenn beide Seiten, Entwickler wie Nutzer, die Lektionen nicht vergessen und eine gesunde kritische Haltung gegenüber Stablecoins einnehmen, können diese ohne Zweifel sehr hilfreich sein!

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