Bärenrallye Warum DAX und Bitcoin zeitnah wieder einbrechen werden

Die Panik hat sich an den Börsen gelegt und die Vorzeichen sind seit einigen Tagen wieder kräftig grün, ganz gleich, ob beim Bitcoin oder DAX. Was dafür spricht, dass die Erholung nur von kurzer Dauer ist, Bitcoin in der aktuellen Deflation gegenüber Euro und US-Dollar das Nachsehen hat und wieso eine Sonderabgabe für zukünftige Inflationsgewinner ein Kaufargument für Kryptowährungen darstellt. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Eine weiße Maus zwischen Mausefallen die mit Käse bestückt sind

Beitragsbild: Shutterstock

Seit Beginn der CoronaKrise gehen Krypto-Markt und traditionelle Finanzmärkte Hand in Hand. Wollte man in den letzten Tagen wissen, ob DAX und Co. im Plus oder Minus öffnen, hatte es oft gereicht vorher auf die Vorzeichen von Bitcoin zu schauen. Die Korrelation erreicht im Guten wie im Schlechten neue Höhen.

Seit dem Tiefpunkt der Börsen, zwischen dem 13. und 20. März, konnten sich Aktien wie Kryptowährungen gleichsam erholen. Inzwischen befindet sich der DAX wieder deutlich über 10.000 Punkten und Bitcoin bei über 7.000 US-Dollar. Es entsteht der Eindruck, dass mit den rückläufigen Infektionszahlen von Covid-19 auch das schlimmste an den Börsen vorbei sei. Der Boden ist erreicht und das viele Notenbankgeld kann die Kurse wieder gen Norden spülen, könnte man meinen. Es gibt jedoch gute Gründe dafür, diesem Gedankengang zu misstrauen.

Keine Krise ohne Bärenrallye

Vergangene Krisen haben uns gelehrt, dass es in den großen Finanzmarktkrisen immer wieder Erholungsrallyes gab, die sich am Ende als Bärenrallye entpuppt hatten. Damit ist ein temporärer Anstieg der Vermögenswerte gemeint, die im Anschluss noch stärker in sich zusammensacken.

Sei es bei der Großen Depression von 1929 als die Märkte nach dem ersten Crash um 47 Prozent ganze 45 Prozent wieder zugelegt hatten, um dann verzögert um beachtliche 80 Prozent einzubrechen. Auf dieser Reise zum Tiefpunkt der Depression, die damals sage und schreibe rund zwei Jahre gedauert hat, gab es zwischendurch immer wieder Erholungsrallyes von 35 Prozent und mehr, wie der Fondsmanager Ben Carlson in einem Blogbeitrag herausgearbeitet hat.

Marktzyklen laufen heute deutlich schneller ab, aber auch in den Finanzkrisen, die zeitlich näher liegen, konnten vergleichbare Beobachtungen gemacht werden. Ähnliche Bärenrallyes haben sich bei allen größeren Finanzmarktkrisen des 20. und 21. Jahrhunderts finden lassen. Ganz gleich, ob Nixon-Schock 1973, Schwarzer Montag 1987, Dotcom-Crash 2000 oder zuletzt die Finanzkrise 2007. Die Muster und Phasen ähneln sich allesamt sehr stark. Dass es bei Corona anders sein sollte, kann man zwar hoffen, die Wahrscheinlichkeit hat man allerdings nicht auf seiner Seite.

Viele erfahrene Marktbeobachter wetten daher bereits auf einen erneuten Crash in den nächsten Tagen. Beispielsweise auch der bekannte Anleihen-Investor Jeffrey Gundlach, der gegenüber Reuters äußert, dass es im April sehr wahrscheinlich einen zweiten Crash geben wird. Dieser dürfte auch das Tief im März unterschreiten.

Sekundäreffekte kommen erst noch

Bislang lassen die Bilanzen der Banken noch keine Krisenauswirkungen erkennen. Die Vorstände der Banken geben sich in Statements selbstbewusst und betonen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Kreditforderungen mussten bislang schließlich noch nicht abgeschrieben werden, da die Insolvenzen und Forderungsausfälle erst allmählich in den kommenden Wochen reinflattern werden.

Zu glauben, dass es sich dabei lediglich um Maredo, Vapiano und einer handvoll weiterer Wackelkandidaten handelt, dessen Forderungen man abschreiben muss, wäre allerdings naiv. Selbst, wenn der Kampf gegen Corona besser als erwartet verläuft und wir die Wirtschaft schnell hochfahren können, ist der Schaden bereits entstanden.

Die Effekte der Arbeitslosigkeit, ausbleibender Leasingraten für das Auto, Kredite für das Haus und generell einem Lebensstandard, der viel zu sehr auf Kante genäht ist, werden erst im Laufe des Jahres zu Ausfällen bei Krediten führen.

Nachhaltige Erholung bei DAX ist kaum logisch zu erklären

Bislang fehlt es an einer Erklärung, wie prognostizierte Arbeitslosenzahlen, die in den USA zuletzt während der Great Depression vor 90 Jahren gesehen wurden, mit einem Börsenminus von lediglich 12 Prozent beim DAX und 14 Prozent beim Dow Jones innerhalb der letzten 12 Monate einhergehen können. Zu glauben, dass eine Explosion der Arbeitslosenzahlen, wie wir sie aktuell beobachten können, praktisch keine Auswirkung auf die Börsenkurse haben, ist absurd.

Selbst das billige Notenbankgeld kann nicht die Kurse von DAX und Co. unentwegt nach oben treiben. Bei Kreditausfällen in Billionenhöhe und Arbeitslosenzahlen wie zuletzt in der Großen Depression können quantitative Geldmaßnahmen nicht ewig die Börsenkurse stabilisieren. Die Summen, die dafür notwendig wären, um also die Börsen auf ihrem aktuellen Level zu halten, wären auf Dauer so hoch, dass nach der aktuellen Deflation, eine massive Inflation folgen würde.

Wenn die Notenbanken es nicht zu einer Hyperinflation kommen lassen wollen, können sie nicht beliebig Geld ins System pumpen. Dies führt wiederum dazu, dass Börsenkurse nicht unentwegt oben gehalten werden können. Die Folge wäre eine fundamental beziehungsweise realwirtschaftliche determinierte Korrektur, ergo fallende Kurse im Finanzmarkt.

Lieber Euro als Bitcoin

Wenn es in den nächsten Wochen wieder ordentlich nach unten gehen sollte – was zu hoffen ist, da alles andere mehr als ungesund für unsere Geldwertstabilität wäre – dann wird auch Bitcoin sehr wahrscheinlich mit in die Tiefe gerissen und die Bärenrallye ihr Ende finden. Schließlich befinden wir uns in einer Deflation und nicht in einer Inflation. Bitcoin wird als besonders liquides Asset, mit einer zudem öffentlich hohen Risikowahrnehmung, vorerst stark unter Verkaufsdruck kommen.

Im Jahr 2020 sind Fiatwährungen wie Euro noch die erste Wahl in der Krise und nicht Kryptowährungen wie Bitcoin. Im Gegensatz zu Ländern wie Venezuela können wir uns noch über ein robustes Währungssystem mit stabilen Preisen freuen. Bitcoin als volatile Währung fällt als Fiatgeldersatz daher aktuell raus. Bitcoin bleibt lediglich die Rolle als Vermögenswert und hier kennt die Krise nur eine Richtung: Vermögenswerte werden in Cash umgetauscht.

Wann wird Bitcoin zum Krisengewinner?

Genau dies dürfte sich allerdings ändern, wenn wir in eine Inflation eintreten, sprich, wenn die zusätzliche Geldmenge im System ankommt und sich auf das bestehende Waren- und Dienstleistungsangebot verteilt. Dann können Sachwerte wie vor allem Gold als Inflationsschutz punkten. Das digitale Gold Bitcoin gehört ebenfalls zu dieser Art Sachwert und dürfte dann deutlich als Wertspeicher profitieren.

EZB, Fed und Co. werden in den nächsten Monaten ihre Bilanzen nach japanischem Vorbild in ungeahnte Höhen aufblähen. Die Geldmenge bei Bitcoin hingegen wird nie die 21 Millionen Einheiten überschreiten. Während Geldvermögen eine drastische Entwertung erfahren, können stabile Sachwerte wie in den Inflationen der letzten Jahrzehnte dazu helfen, das Vermögen zu retten.

Traditionelle Inflationsgewinner, wie Immobilienbesitzer mit Hypothek, müssen allerdings unter Umständen mit einer anschließenden Sonderabgabe rechnen. Man erinnere sich hier etwa an die Hauszinssteuer und den Lastenausgleich. Von ebenjener Art der Sondersteuer dürften Bitcoin-Besitzer aber verschont bleiben. Schließlich wird es der Staat kaum schaffen, die Zugehörigkeit der Bitcoins einzelnen Steuerzahlern zuzuordnen. In ein paar Monaten könnte sich dies als zusätzliches Argument für Kryptowährungen erweisen.

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