Quorums Schritt in die Unabhängigkeit

Die amerikanische Investmentbank JPMorgan Chase überlegt, ihre Blockchain-Plattform Quorum in eine separate Firma auszugliedern. Die Gespräche seien noch im Anfangsstadium, berichtet die Financial Times unter Berufung auf anonyme Quellen. Das Unternehmen selbst kommentiert die Aussagen nicht.

Tim Stockschlaeger
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JPMorgan Chase entwickelte Quorum vor zwei Jahren als eigene Blockchain. Ziel war es, die internen Prozesse zu optimieren und internationale Zahlungen erheblich zu beschleunigen. Die Technologie sollte zum Standard für die Bankenwelt und an der Wall Street werden. Bis heute ist beispielsweise SWIFT der unangefochtene Standard für die Interbanken-Kommunikation, wenngleich der Standard in die Jahre gekommen ist. JPMorgan strebe eine Revolution in der Bankenwelt an, doch niemand wollte so richtig.

„Blockchains funktionieren nur, wenn Netzwerk-Effekte vorhanden sind. Es macht wenig Sinn, wenn sie Banken nur intern nutzen“, erklärte damals Caitlin Long von JPMorgan Chase. Doch die Bank musste auch lernen, dass ihr nicht alle vertrauten. Die Konkurrenz zögert, eine Plattform des Wettbewerbers zu akzeptieren. Eine unabhängige und offene Lösung könnte für mehr Vertrauen in der Branche sorgen. Das ist ein entscheidender Punkt, der das Bankhaus zu der Unternehmensausgliederung bewegt. Mit dem Vorgang erwarten vertraute Personen, dass JPMorgan Chase zumindest einen kleinen Anteil an dem neuen Spin-off behält. Was mit den übrigen Anteilen passiert, ist noch unklar. Die Abwicklung soll noch dieses Jahr über die Bühne gehen.

Doch auch so gewinnt Quorum an Beliebtheit. JPMorgan testet zusammen mit der Royal Bank of Canada und Australians ANZ Bank einen modernen Nachrichtendienst, der internationale Zahlungen beschleunigt. Gerade bei größeren Überweisungen ins Ausland fallen horrende Gebühren an. Wir berichteten letzte Woche über eine ähnliche Lösung der spanischen Bank Santander.

Bürokratie abbauen mit Quorum

In Europa loten die niederländische ING und ABN Amro zusammen mit der französischen Société Générale Möglichkeiten aus, über Quorum Dokumente für den Rohstoffhandel zu digitalisieren. Das Ziel ist dabei immer gleich: Bürokratie abbauen und Ausführungsfristen verkürzen.

Quorum findet auch außerhalb der Bankenwelt Anklang. Die beiden Pharma-Giganten Pfizer und Genentech entwickelten in den vergangenen Monaten den MediLedger, basierend auf Quorum. MediLedger soll die Supply-Chain überwachen und Produktfälschungen erkennen. Eine Vielzahl von Unternehmen ist inzwischen in Quorum involviert. Die Ethereum Enterprise Alliance (EEA) ist eine seit Februar 2017 bestehende Kooperation zwischen namhaften Unternehmen, um Blockchain-Lösungen zu optimieren und zu verbreiten. Die Organisation wuchs in den vergangenen 15 Monaten von rund 30 Gründungsmitgliedern auf mehrere hundert Mitglieder an. Zu den Firmen gehören auch Microsoft, Intel und Shell.

Viele der weltweit größten Banken haben sich derweil dem R3-Konsortium angeschlossen und experimentieren mit der Open-Source-Blockchain-Plattform Corda. Sie soll ebenfalls, ähnlich wie Quorum, antiquierte Standards ersetzen und Innovationen fördern. JPMorgan hatte allerdings letztes Jahr die Zusammenarbeit mit R3 beendet.

Trotz der positiven Entwicklung von Quorum hat JPMorgan Chase ein gespaltenes Verhältnis zu Blockchain und Kryptowährungen. Der langjährige CEO James Dimon nannte Bitcoin noch im letzten Jahr „Betrug“ und hielt die digitale Währung für „schlimmer als die Tulpenmanie [vor rund 400 Jahren in den Niederlanden]“. Inzwischen bereut er diese Aussagen. Und JPMorgan Chase sieht nun großes Potenzial in Blockchain-Lösungen.

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