OneConnect will an die Wall Street – und kehrt Hongkong den Rücken  

Das chinesische Fintech OneConnect plant den Börsengang in den USA. Einen entsprechenden Listungsantrag hat das Unternehmen bei der US-Wertpapierbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) eingereicht. Ursprünglich sollten die Anteile des AI- und Blockchain-Dienstleisters in Hongkong gehandelt werden.

David Barkhausen
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Beitragsbild: Shutterstock

An asiatischen Aktienmärkte brechen stürmische Zeiten an: Was in Hongkong im März dieses Jahres als demokratischer Protest begann, ist längst zu Straßenschlachten ausgeufert. Die Unruhen lassen die Finanzmärkte der ehemaligen britischen Kronkolonie bangen und schickten den Leitindex zuletzt mit zwei Prozent ins Minus. Auch ein baldiges Ende des Handelsstreites zwischen China und den USA ist wieder in weite Ferne gerückt. Dies verunsichert die Anleger. Wer mit seinem Unternehmen hier an die Börse will, überlegt es sich dieser Tage ein zweites Mal.

Einer dieser Betriebe, die ihren Börsengang zuletzt auf Eis legten, ist das chinesische Fintech OneConnect. Ganz aufgeben will man die Pläne jedoch nicht. Wie das Unternehmen an diesem Donnerstag, den 14. November in einer Pressemitteilung verkündet, will das Fintech sein Glück stattdessen lieber an fremden Ufern suchen: Für den Börsengang hat das Unternehmen in dieser Woche einen Antrag bei den US-Wertpapierbehörde SEC gestellt. Künftig will OneConnect Unternehmensanteile an der Wall-Street-Börse NYSE und deren digitalem Pendant NASDAQ anbieten.

Fintech bekommt namhafte Unterstützung

OneConnect ist der Fintech-Arm von Ping An, dem größten Versicherer im Reich der Mitte. Ursprünglich als interne Agentur gegründet, bietet das Unternehmen seinem inzwischen breiten Kundenstamm eine ganze Reihe Finanzdienstleistungen, bei denen neben Künstlicher Intelligenz (AI) auch Blockchain-Technologien zum Einsatz kommen. Eigenen Angaben zufolge zählt OneConnect dabei nahezu sämtliche chinesische Großbanken und rund die Hälfte aller chinesischen Versichern zu seinen Kunden.

Vor allem mit Blick auf die Entwicklung von Blockchain-Technologien kann das Fintech dabei gewichtige Erfolge vorweisen: In China betreibt OneConnect seit dem vergangenen Jahr die One Enterprise Chain eine Finanzplattform für Lieferketten. Zudem hat das Unternehmen Smart-Contract-Lösungen für den Mutterkonzern Ping An entwickelt, die dessen Finanzströme absichern.

Gegenüber diesen Erfolge scheint es wenig verwunderlich, dass sich das Unternehmen mit offiziellen Sitz auf den Cayman Inseln für den geplanten Börsengang namhafte Unterstützung sichern konnte: Den Wertpapieremission koordinieren und verwalten unter anderen die Bankenriesen Morgan Stanley, Goldman Sachs und JP Morgan.

Zudem hat das Start-Up nicht nur mit Pin gewichtige Unterstützung im Rücken. Zu den derzeit wichtigsten Geldgebern des Fintechs zählen die japanischen Schwergewichte SoftBank und die SBI Group.

Expansion und Betriebsverlust: Kann OneConnect Anleger überzeugen?

Zwar heißt im Listungsantrag dieser Woche, Wert, Menge und Preise der Unternehmensanteile stehe derzeit noch aus. Als Berechnungsgrundlage peilt das OneConnect jedoch Aktienerlöse von 100 Millionen US-Dollar an – ein Bruchteil des für Hongkong anvisierten Börsengewinns.

Für die ursprünglich für September geplanten Listung an der SEHK, dem größten Handelsplatztes der von Protesten erschütterten Finanzmetropole, hatten Beobachtern mit Erlösen von bis zu einer Milliarde US-Dollar gerechnet.

Zwar gehen Finanzmarktexperten derzeit davon aus, dass die Erlöse von OneConnect durchaus höher als im Listungsantrag angegeben ausfallen. Ob diese die Mammutsumme von einer Milliarde erreichen, ist jedoch durchaus fraglich. Denn trotz zahlreicher neuer Partnerschaften und der Expansion des Geschäfts nach Thailand, Japan oder zuletzt Deutschland, kriselt es im Getriebe des Fintech. Die Geschäftszahlen vom vergangenen September zeugen von einem Betriebsverlust von 156 Millionen US-Dollar.

Darüber hinaus müssen chinesische Tech-Konzerne derzeit ohnehin ein weltweites Ablaufen des Investoreninteresses verschmerzen. Sie gelten als größte Opfer des andauernden Handelskrieges mit den USA.

Viele von ihnen suchen dieser Tage ebenfalls die Sicherheit der US-Märkte. Allein neun Firmen aus dem Reich der Mitte sollen im Oktober Listungsanträge für die New Yorker Börsen gestellt haben – unter ihnen auch Canaan Creative, einer der größten Hersteller von Mining-Hardware.

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