Zwangsadaption: Venezolanischer Journalist lässt sich mit Bitcoin bezahlen

In einem Interview mit der Technology Review schildert der venezolanische Journalist Carlos Hernández, wie Bitcoin ihm bei seinem wirtschaftlichen Überlebenskampf im Land hilft. Der Bolívar, Venezuelas krisengebeutelte Fiatwährung, ist nicht mehr in der Lage, die Bürger mit Bargeld und Lebensmitteln zu versorgen. Die Geschichte von Carlos Hernández demonstriert das emanzipatorische Potential von Kryptowährungen abseits von Börsengeschäften und Spekulation.

Polina Khubbeeva
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Beitragsbild: Shutterstock

„Am einfachsten ist es, wenn ich einen Arbeitgeber davon überzeugen kann, mich in Bitcoin – oder jeder anderen Kryptowährung – zu bezahlen“, erzählt der venezolanische Ökonom Carlos Hernández in einem E-Mail-Interview vom 1. April, welches in dem Heise-Ableger Technology Review abgedruckt ist.

Hernández ist als freier Journalist für viele US-amerikanische Medien tätig. Seine Arbeitgeber bittet der in Caracas lebende 26-Jährige darum, in Bitcoin bezahlt zu werden.

Bitcoin als Lösung für finanzpolitische Hürden   

In Venezuela herrscht seit geraumer Zeit eine schwere wirtschaftliche Krise, der Staatspräsident Maduro mit bescheidenem Erfolg eigene Krypto-Experimente in Form des Petro entgegensetzt.

Angesichts der Hyperinflation des venezolanischen Bolívar wäre es laut Hernández „finanzieller Selbstmord“, seine Ersparnisse in der Fiatwährung anzulegen. Die höchste Banknote ist inzwischen gerade einmal 15 US-Cent wert. Geldautomaten funktionieren kaum, Geschäfte lehnen kleine Banknoten ab. Kurzum: Mit dem Bolívar ist es fast unmöglich, seinen täglichen Bedarf an Nahrungsmitteln zu bezahlen.

Er habe es zunächst mit PayPal versucht, so der 26-Jährige Hernández. Ein PayPal-Konto zu eröffnen, ohne ein US-Bankkonto zu besitzen, sei in Venezuela aber kaum machbar. Er habe dann das US-Konto eines in den Staaten lebenden Freundes mit dessen Einverständnis genutzt.

Später ist Hernández zu dem Finanzdienstleister Payoneer gewechselt, welcher US-Bankkonten bereitstellt. Diese Option nutzt der Journalist aber nur für große Unternehmen, die die Verwendung von BTC ablehnen, denn die Umwandlung von Payoneer- und PayPal-Geld in Bolívar ist mit hohen Verlusten verbunden. Dieses Geld kann Hernández in Venezuela also nicht für die Finanzierung seines Alltages nutzen.

Der Journalist setzt stattdessen auf BTC, die er über eine Peer-2-Peer-Börse handelt. „So habe ich wenigstens eine Chance in der Konkurrenz, um die immer knapper werdenden Güter bestehen zu können.“

Venezuelas Krypto-Szene hat die Situation erkannt

Auf die Frage hin, wie Menschen, die mit Kryptowährungen nicht vertraut sind, mit der Situation im Land umgehen, antwortet Hernández:

Es gibt tatsächlich eine Art Wettrüsten unter den Kryptowährungen in Venezuela, um zu sehen, wer die zuverlässigste und einfachste Methode für ihre Verwendung anbieten kann. Digitale Geldbörsen sind heutzutage sehr leicht zu benutzen. Der schwierige Teil ist der Umtausch in Bolívar und wieder zurück. Es gibt keinen Mangel an Anleitungen für diese Technologien, aber Kryptowährungen können für die meisten schon sehr einschüchternd sein.

Hoffnungsschimmer für die Armen

Venezolaner wie Carlos Hernández lösen sich von den Schwankungen und Mängel ihrer Fiatwährung so gut sie können. Damit erschaffen sie Möglichkeiten für die dezentrale Organisation einer Volkswirtschaft, deren politische Führung daran scheitert, ihr das Überleben zu sichern.

In einem Land, in dem es aktuell sogar an grundlegender medizinischer Versorgung der Bevölkerung mangelt, kann die Krypto-Technologie Menschen Hoffnung spenden, indem sie Alternativen aufzeigt.

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