Zentralbank-Forum: Kryptowährungen könnten monetäre Souveränität „stark gefährden“

Das Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) hat ein Papier veröffentlicht, in dem die Autoren den Einfluss von privaten Kryptowährungen auf die Geldpolitik beleuchten. Der Bericht gibt einen Einblick in einen Währungsmarkt, der zunehmend unter Konkurrenzdruck durch Bitcoin, Libra & Co. gerät.

David Scheider
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Beitragsbild: Shutterstock

Central Bank Digital Currencies (CBDC), also digitale Währungen, die von Zentralbanken ausgegeben werden, dürften in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Mit Veröffentlichung des Bitcoin White Paper hat Satoshi Nakamoto einen Prozess in Gang gesetzt, der lange nicht mehr zu beobachten war: einen Wettbewerb zwischen privaten und staatlichen Währungen. Durch die Ankündigung Facebooks, mit Libra eine eigene Währung lancieren zu wollen, hat dieser Wettbewerb ums beste Geld abermals Fahrt aufgenommen.

Ein Papier, welches das Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) in Zusammenarbeit mit IBM am 29. Oktober dieses Jahres veröffentlicht hat, gibt nun Einblick in die Sorgen von Zentralbankern vor zunehmendem Wettbewerb am Währungsmarkt.

Der Bericht befragt 23 Zentralbanken, von denen 13 Industrieländern angehören und zehn der Geldpolitik von Schwellenländern vorstehen. Nachdem das OMFIF bereits 2018 eine Studie zu sogenannten Wholesale CBDC publiziert hatte, nahm man sich in diesem Jahr Retail CBDC vor. Der Unterschied ist gravierend: Während Wholesale CBDC lediglich eine Art Verrechnungsinstrument zwischen Finanzinstituten wie Banken und Notenbanken sind, handelt es sich bei Retail CBDC um eine Art digitalen Bargelds. Also digitales Geld, das jedermann im Alltag nutzen kann. Ein Beispiel dafür lieferte jüngst China. Denn wie BTC-ECHO berichtete, tüftelt die Notenbank Chinas, die PBoC, bereits seit 2014 an einer eigenen Zentralbank-Kryptowährung.

Private Kryptowährungen schränken Zentralbankpolitik ein

Über die Hälfte der befragten Notenbanken fürchtet negative Einflüsse für die Geldpolitik durch das Aufkommen von digitalen Währungen wie Libra und Bitcoin. Man befürchte, dass Kryptowährungen die „monetäre Souveränität gefährden könnten“.

Es besteht die Befürchtung, dass private digitale Währungen im Wettbewerb immer mehr an Akzeptanz gewinnen könnten. Dies ist insofern bedenklich, als die Einführung einer alternativen Rechnungseinheit die Fähigkeit der Zentralbank zur Durchführung der Geld- und Finanzstabilitätspolitik untergraben würde,

heißt es in dem Bericht.

Dem Konkurrenzdruck ist man sich folglich bewusst.

CBDC gegen die Abschaffung von Bargeld

Die Verbreitung von Bargeld im Alltag sinkt. Daher sollten entsprechende Retail CBDC so ausgestaltet sein, dass sie „alle Funktionen, die Bargeld bereits heute erfüllt, auch erfüllen können“. Zu den wichtigsten Eigenschaften von Bargeld gehört unter anderem seine Funktion als gesetzliches Zahlungsmittel. Denn der Annahmezwang gilt nur für Zentralbankgeld und nicht für Kreditgeld.

Digitales Zentralbankgeld als Bargeldersatz könne so den negativen Auswirkungen einer bargeldlosen Gesellschaft entgegenwirken sowie das Vertrauen in die Notenbank stärken.

Das allmähliche Verschwinden von Bargeld in den Industrieländern ist eines der Hauptmerkmale des Diskurses über CBDC,

schreiben die Autoren des Papiers.

Schlussendlich seien digitale Währungen wie Bitcoin und Libra nicht mehr aus dem monetären Kalkül von Geldpolitik wegzudenken:

Zentralbanken reagieren auf die Realität, dass digitale Währungen, entweder privat oder öffentlich, ein unvermeidlicher Bestandteil des globalen Währungssystems sein werden.

Die Katze ist aus dem Sack.

Den gesamten Bericht mit dem Titel “Retail CBDC: The next payments frontier” findet ihr hier.

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