Wieso Bitcoin SV zum Scheitern verurteilt ist – Das Meinungs-ECHO

Christoph Bergmann, seines Zeichens Host einer der reichweitenstärksten Blogs in der deutschsprachigen Bitcoin-Szene, war bei der aktuellen Folge des Konsens und Nonsens Podcasts zu Gast. Thema: Bitcoin SV. Wieso Bitcoin SV nicht Bitcoin ist.

David Scheider
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Beitragsbild: Shutterstock

Ein Kommentar von David Scheider

In diesem Meinungs-ECHO-Spezial widmen wir uns einer Debatte, die sich mit den Grundzügen von Bitcoins Wertversprechen auseinandersetzt: Es geht um die aktuelle Folge des Konsens & Nonsens Podcast von Holger Rohm und Daniel Wingen. Zu Gast war in der achten Episode niemand Geringeres als Christoph Bergmann, langjähriger Blog-Autor und Szenegröße. Wer sich in letzter Zeit mit seinem Bitcoinblog beschäftigt hat, wird nicht um die Erkenntnis herumgekommen sein, dass der Autor seit geraumer Zeit Anhänger der Bitcoin Cash Fork Bitcoin SV (BSV) ist.

Bitcoin ist eine digitale, dezentrale Form von Geld. Seine bestechenden Wertversprechen – digitale Knappheit sowie die Trennung von Staat und Geld – gilt es, mit aller Macht zu verteidigen. Schließlich sind die Implikationen enorm. So enorm, dass so mancher Bitcoiner gar von einem Paradigmenwechsel spricht: Es heißt, Bitcoin sei ein Phänomen, wie es nur alle paar Generationen auftritt, vergleichbar etwa mit der Erfindung von Elektrizität. Ob diese, zugegeben maximal bullishe Haltung, auf rationalen Annahmen fußt, darüber darf trefflich gestritten werden. Und es wird gestritten – mitunter hitzig, wie die neueste Ausgabe des Konsens & Nonsens Podcasts beweist.

Denn im Kern prallten hier Narrative aufeinander. Auf der einen Seite die maximalistische Seite, vertreten durch Daniel Wingen, Host der Value of Bitcoin Conference München. Auf der anderen Seite Christoph Bergmann von Bitcoinblog. Holger Rohm, seines Zeichens Geschäftsführer von Kryptonauten und Co-Host des Podcasts, hielt sich diplomatisch zurück, war aber eher der agnostischen Ecke zuzuordnen: Interessante Ansätze ja, als Kryptowährung sei BSV aber ungeeignet.

Die Sache mit dem Label

Was Bitcoiner zunehmend zu triggern scheint, ist eine Konfusion mit dem Label. Wieso sollte sich ein Altcoin der Marke Bitcoin zuordnen, wenn nicht aus Gründen der Irreführung. Man beansprucht direkt die Netzwerkeffekte von BTC und stiftet so Verwirrung. Auch dies kam im Podcast zur Sprache.

Um es gleich vorweg zu sagen: Bitcoin SV ist nicht Bitcoin. Das hat nichts mit der persönlichen Einstellung des Autors zu tun, sondern mit Tatsachen. Bitcoin SV ist eine Hard Fork, die ihrerseits aus der wohl berühmtesten Bitcoin Fork Bitcoin Cash (BCH) entstanden ist. Bereits BCH beansprucht seit seiner Geburt den Titel „wahrer Bitcoin“. Nun gibt es also drei „wahre Bitcoins“, oder? Nicht ganz.

Bitcoin ist ein dezentrales Projekt. Es ist weder eingetragene Marke noch Unternehmen, nicht einmal eine juristische Person. Was Bitcoin ist, entscheiden demzufolge die Nutzer bzw. der Markt.

Anders gesagt: Um den Titel Bitcoin konkurrieren derzeit eine Reihe von Coins. Man könnte nun verschiedene Metriken an Land ziehen, um seine eigenen Schlüsse zu ziehen, was man für Bitcoin halten will und was nicht. Die BSV-Fraktion, vertreten in diesem Fall durch Bergmann, rekurriert im Zuge dessen gerne auf die „wahre Vision Satoshis“, der zu Anfangs auch für eine unbegrenzte Blockgröße einstand. Dass es sich beim Verweis auf den vermeintlichen Satoshi Nakamoto Craig Wright um einen Argumentationsfehler handelt, bei dem eine logische Wahrheit aus einem Bezug auf „Expertenwissen“ abgeleitet wird – geschenkt.

Es ist schlicht müßig, einzelne Aspekte der ursprünglichen Idee zum Vorwand zu nehmen, um einer Hard Fork das Label Bitcoin aufzudrücken. Was Bitcoin ist, entscheidet der Markt. Und Sieger nach Punkten ist eindeutig BTC: Mit knapp 200 Milliarden US-Dollar ist die Marktkapitalisierung von BTC fast 100 mal so hoch wie die von BSV.

Die Sache mit der Komplexität

Was ist nun das Problem daran, dass verschiedene Personen eine unterschiedliche Haltung zu Bitcoin haben? Im Prinzip nichts.

Schwierig wird es allerdings dann, wenn reichweitenstarke Persönlichkeiten meiner Meinung nach fragwürdige Thesen betreiben. Jeder darf behaupten, was er will. Man muss bei Behauptungen, die auf falschen Tatsachen beruhen, allerdings damit rechnen, Gegenwind zu erhalten. Christoph Bergmann ist das gewohnt, er schwimme gerne gegen den Strom, wie er im Podcast abermals betont.

Das Problem an BCH, BSV oder wie all die BTC Forks heißen, ist das folgende: Neulinge verfügen nicht über einen ausreichenden Kenntnisstand über Kryptowährungen, um eine mündige Entscheidung zu treffen, welcher der vielen Coins, die Bitcoin im Namen tragen, denn nun genau Bitcoin ist. BTC ist ein hochkomplexes Konstrukt. Man ist verleitet, einfachen Narrativen zu folgen. BTC skaliert nicht? Schaut her, hier ist dieser tolle neue Coin, dessen Blockgröße nicht auf 1 MB begrenzt ist und deshalb viel mehr Transaktionen verarbeiten kann!

Die Sache mit der On-Chain-Skalierung

Dass die Erhöhung des Block Size Limit keine nachhaltige Art der Skalierung ist, offenbart sich indes erst, wenn man ganz genau hinschaut. Wie Daniel Wingen im Podcast herausstellt, reichen auch 256-MB-Blöcke nicht, um auf ein globales Niveau à la Visa, PayPal und MasterCard zu skalieren. Da helfen nur Payment Channel wie das Lightning-Netzwerk.

Zudem machen große Blöcke das Betreiben einer Full Node immer schwieriger und gefährden so Bitcoins Trustlessness und Dezentralität. Schließlich benötigt man laut offiziellen Angaben (!) vonseiten Bitcoin SVs schon fast einen Supercomputer, um einen Netzwerkknoten erfolgreich betreiben zu können. Wie Bergmann selbst konstatiert: Eine BSV Node wird den Raspberry Pi hoffnungslos in die Knie zwingen. Es ist also kein Zufall, dass aktuell über 10.000 Full Nodes die Einhaltung der BTC-Netzwerkregeln überwachen, während BSV auf etwa 450 kommt.

Doch genau diese Unterschiede sind es, die Bitcoin zu einem spannenden Projekt machen. Wer selbstsouverän prüfen will, ob Bitcoin die magische Grenze von 21 Millionen Coins einhält, der kommt nicht drum herum, eine Full Node zu betreiben. Daher ist es wichtig, die Grenzen dafür so niedrig wie möglich zu halten. Dass genau das die relevante Messgröße ist, zeigen die Nutzer, indem sie ihre Präferenz für BTC in Kaufentscheidungen ummünzen.

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