Mit Vorsicht zu genießen Wie der DeFi-Sektor trotz Bärenmarkt Renditen erzielen kann

Noch immer locken einige DeFi-Projekte risikofreudige Investoren trotz Bärenmarkt mit hohen Renditen. Ein Blick in den DeFi-Untergrund.

Johannes Macswayed
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Beitragsbild: Shutterstock

| Trotz Bärenmarkt sind die Renditen einiger DeFi-Protokolle noch immer sehr hoch.

Vorbei sind die Zeiten von Food-Token-Farming mit dreistelliger Rendite und des Hypes um scheinbar ewig steigende Governance-Token. Doch gänzlich leer gefegt scheint der DeFi-Sektor noch nicht zu sein. Wenngleich es mit Blick auf die Renditen der klassischen Protokolle wie AAVE, Compound und Co. so scheinen mag.

Wer weiß, wo man suchen muss, stellt schnell fest, dass sich das Risiko heutzutage in einigen wenigen Plattformen sammelt, anstatt auf die ganze Branche verteilt. Die Protokolle werden dabei immer komplexer, weshalb sie sich kaum mehr für Krypto-Anfänger eignen. Wir wagen uns dennoch auf eine Tour in den DeFi-Untergrund.

Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar und dient nur der Information. Für Investoren gilt daher: Betreten auf eigene Gefahr!

Curve, Convex und (C)onzentration

Dreh und Angelpunkt der noch immer hohen APYs (Anual Percentage Yield, zu Deutsch: effektiver Jahreszins) ist Curve Finance. Neben Stablecoins, finden sich auf der dezentralen Börse inzwischen einige Liquidity Pools für exotischere Token-Paare. In einem Zusammenspiel mit sogenannten Boostern, wie Convex Finance oder dem Concentrator, könnten die Renditen in den zweistelligen Bereich klettern.

LP-Token Paare und APYs auf Convex Finance | Quelle: convexfinance.com

Anleger könnten dafür das jeweilige Token Paar (oder Trio) in einen Liquiditätspool auf Curve geben und im Gegenzug LP-Token erhalten. Diese lassen sich auf Convex oder im Concentrator anlegen. Die komplexen Smart Contracts der Plattformen können die Rewards für Anleger “boosten”. Dabei legt das Protokoll verdiente Rewards wieder an und automatisiert Zinseszinseffekte.

Die variablen Zinssätze ändern sich dabei täglich, je nach Aktivität in den Pools. Ausgezahlt wird häufig in CRV, dem heimischen Token des Curve Protokolls oder einer Abwandlung davon. Bei diversen Ethereum-Liquiditätspaaren könnte so zwischen acht und mehr als 25 Prozent APY erzielt werden. Bitcoin-Paare bringen bis zu 30 Prozent APY. Bei einigen Stablecoin-Paaren übersteigt die APY diese Marke momentan.

LP-Token Paare und APYs auf Concentrator | Quelle: concentrator.aladdin.club

Im Laufe dieses Jahres stieg mit Beginn der Real-Yield-Narrative im DeFi-Sektor die Nachfrage nach Erträgen in Stablecoins oder Ethereum. Auch hier haben sich Protokolle herausgebildet, die zweistellige APYs für ETH-Einzahlungen führen. Darunter Ribbon-Finance, das mithilfe von Optionen auf das ETH-Staking-Derivat stETH mehr als 15 Prozent APY verspricht.

Das Protokoll nutzt dabei Einzahlungen der Nutzer, um mit ihnen Call-Optionen auf Ethereum zu erwerben. Ein Algorithmus berechnet dafür den optimalen Verkaufspreis und zahlt eventuelle Gewinne plus akkumulierte Staking Rewards an Nutzer aus. Falls der Algorithmus dabei überwiegend erfolgreich ist, könnte dies zu durchschnittlich positiven Erträgen führen, die in den zweistelligen Bereich wachsen könnten. Dennoch sind Verluste unausweichlich.

Risk und Reward

Mit Blick auf die Performance der Optionen-Strategie auf Ribbon Finance ist schnell erkennbar, dass die Zinssätze in den Protokollen starken Schwankungen unterliegen. Mitunter fallen die APYs unter jene für einfaches Ethereum-Staking. In Hinblick auf Opportunitätskosten müssen sich Anleger daher entscheiden, ob ihnen dieses Risiko wert ist. Vor allem, weil das Staking deutlich sicherer drei bis sechs Prozent Rendite abwerfen könnte.

Performance der T-STETH-C Strategie auf Ribbon | Quelle: app.ribbon.finance

Der Algorithmus ist in diesem Fall zudem nicht immer erfolgreich, was den optimalen Verkaufspreis der Optionen betrifft. An Verlusttagen muss daher mit durchschnittlich acht Prozent Miese gerechnet werden. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Krypto-Markt stärker als erwartet schwankt.

Die experimentelle Natur dieser DeFi-Protokolle bedeutet auch, dass Fehler in den Smart Contracts und dem ökonomischen Design häufig zu spät festgestellt oder von böswilligen Akteuren ausgenutzt werden. Ein Risiko, das neben den gewöhnlichen Verlusten der Strategie in die eigene Gewinnrechnung einkalkuliert werden sollte.

Was die CRV-Rewards betrifft, bleibt fraglich, wie hoch die reale Rendite ist, wenn der Token mit dem Rest des Marktes kurz- bis mittelfristig gen Süden wandert. Sprich: was nutzen 25 Prozent APY Rewards in CRV, wenn CRV im Folgenden fünf bis 20 Prozent einbricht?

Wen das nicht abschreckt, sollte dennoch den altbewährten Grundsatz beachten: Nur das investieren, was man bereit ist, zu verlieren.

Disclaimer: Alle in diesem Artikel dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen oder Anlageberatung dar.

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