Profitieren von der Euro-Schwäche  Weichwährung Euro: Das bedeutet die US-Dollar-Parität

Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar so schwach wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Die Gemeinschaftswährung befindet sich inzwischen in einer Parität mit dem US-Dollar. Welche Faktoren den Euro-Kurs belasten, vor welchem Dilemma die Eurozone steht und wie Anleger von der Euro-Abwertung profitieren können.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

| Der Euro fängt an zu bröckeln. Die Folge: Der Euro wertet gegenüber dem US-Dollar immer weiter ab.

So stabil sich die Unternehmensgewinne in der Eurozone bislang präsentieren, könnte die Makrolage nicht schlechter sein. Das Warten auf die Rezession, einen Einbruch der Unternehmensgewinne, ist allgegenwärtig. Mit dem Schlimmsten rechnen und im Idealfall positiv überrascht werden, lautet die Devise, der man aktuell viel abgewinnen kann.

Nicht nur die Kurse der Vermögenswerte sowie die Inflation und der Leitzins geben Aufschluss über die Gemengelage. So ist es vor allem die Euro-US-Dollarparität, die als Gradmesser der Eurozonen-Befindlichkeit herhält. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Vor einem Jahr, im Juli 2021, bekam man für einen Euro umgerechnet noch 1,20 US-Dollar. Nun bekommt man nur noch ein 1:1 Austauschverhältnis. In nur wenigen Monaten hat man dem Euro, der “zweitgrößten” Währung nach dem US-Dollar, das Vertrauen entzogen.

Euro: Wie kam es zum Vertrauensverlust?

Natürlich gibt es nicht DEN einen Grund, der auf die Wechselkurse einwirkt. Sehr wohl dürften aber folgende Punkte einen größeren Einfluss auf die Euro-Schwäche und Dollar-Stärke genommen haben:

  1. Europa ist stärker von russischer Energie abhängig als die USA, entsprechend größer ist das Risiko einer Eskalation.
  2. Die Europäische Zentralbank reagiert zögerlicher auf die steigende Inflation als die US-Notenbank; generell niedrigeres Leitzinsniveau, da europäische Wirtschaft weniger belastbar.
  3. Die USA können konsequenter (politische) Maßnahmen umsetzen als die Gemeinschaft der Eurozone.
  4. Divergenz zwischen den Euro-Mitgliedern: Es wird immer schwieriger, Verschuldung und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit “unter einen Hut” zu bringen bzw. durch einen gemeinsamen Außenwert der Gemeinschaftswährung abzubilden.
  5. In Zeiten großer Unsicherheit profitiert die Weltleitwährung US-Dollar stärker als der Euro.
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Fremdwährung Euro

Neben den aufgeführten Punkten gibt es allerdings noch eine weitere Schwierigkeit: Der Euro ist für die Euro-Mitglieder selbst eine Art Fremdwährung. Da das Geldmonopol nicht beim Nationalstaat, sondern bei der supranationalen Institution EZB liegt, kann Deutschland, Italien, Frankreich und Co. nicht einfach Geld drucken, wenn es denn welches benötigt.

Das ist eine Besonderheit. Denn normalerweise kann ein Staat nicht “pleitegehen”, da er unbegrenzt die Notenbank anweisen kann – vermeintliche Notenbank-Unabhängigkeit hin oder her – die eigene Währung zu drucken. Über dieses Privileg verfügen die Euro-Mitgliedsländer aber nicht.

Solange die EZB das Zinsniveau unten hält und Staatsanleihen, insbesondere italienische Staatsanleihen, aufkauft, ist das kein Problem. In diesem Fall stellt der Schuldendienst keine Gefahr für den Staatshaushalt dar und für frische Liquidität ist gesorgt. Genau damit soll laut EZB aber nun Schluss sein. Aufgrund der hohen Inflation möchte auch sie darauf verzichten, die Anleihen der Euro-Mitgliedsstaaten aufzukaufen, bei gleichzeitiger Erhöhung der Leitzinsen.

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Europäische Zentralbank: Das ungelöste Dilemma

Die Frage, die nun im Raum steht: Was passiert, wenn hoch-verschuldete Länder wie Italien in die Rezession rutschen und nicht mehr ihrem Schuldendienst nachkommen respektive ihre Ausgaben bedienen können?

Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die EZB ändert ihren Kurs und kauft wieder Staatsanleihen an oder das entsprechende Land muss aus der Währungsunion austreten, abwerten und wieder eine eigene Währung einführen. Ebenjenes Euro-spezifische Problem dürfte mit dazu beitragen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar so schwach ist, wie kurz nach seiner Einführung.

Schwacher Euro vs. starker Euro: Was ist besser?

Nun mag der Einwand kommen, dass ein schwacher Euro der deutschen Exportwirtschaft hilft, da unsere produzierten Waren dadurch günstiger werden und deutsche Unternehmen dadurch mehr absetzen können. Dieses Argument ist zwar nicht per se falsch, doch greift es viel zu kurz.

Zum einen müssen wir viele Waren, insbesondere Rohstoffe und halbfertige Erzeugnisse, importieren. Zum anderen sind unsere hergestellten Waren aufgrund ihrer Komplexität weniger preissensitiv als simple Erzeugnisse aus Schwellenländern. Auch geht ein nicht unerheblicher Anteil des deutschen Exportes in andere Länder der Eurozone, die ebenfalls keinen Vorteil daraus ziehen können.

Stattdessen verteuert sich unser Konsum von importierten Waren hierzulande. Schließlich erhalten wir für einen Euro immer weniger ausländische Waren, die sowieso schon inflations- und lieferkettenbedingt teurer geworden sind. Das neue iPhone von Apple wird damit nicht nur aufgrund der Inflation teurer, sondern auch weil wir beim Import mehr Euro auf den Tisch legen müssen als noch vor einem Jahr. Folglich hat also sowohl ein starker als auch ein schwacher Euro seine Vor- und Nachteile, was dafür sorgt, dass der Meinungsstreit seit jeher hitzig geführt wird.

Wichtig ist an dieser Stelle anzumerken, dass Inflation und Euro-Kurs zwei verschiedenen paar Schuhe sind. Obwohl die USA eine höhere Inflation aufweist als die Eurozone, wertet der US-Dollar gegenüber den meisten anderen Währungen auf.

US-Dollar und Bitcoin: Was heißt das für Investoren?

Wem es immer schon nervig war, zwischen US-Dollar und Euro umzurechnen, der kann sich jetzt freuen. Ein Bitcoin, der 22.000 US-Dollar wert ist, ist auch 22.000 Euro wert – praktisch. Deutlicher wichtiger als diese Bequemlichkeit dürfte aber die relative Aufwertung amerikanischer Vermögenswerte sein. Wer in US-Dollar-denominierte Vermögenswerte besitzt, kann sich über Währungsgewinne freuen, vice versa.

Besitzer von Stablecoins beispielsweise, die in den meisten Fällen auf dem US-Dollar basieren, können sich über ihr virtuelles Fremdwährungskonto glücklich schätzen. Auch führt ein stärkerer US-Dollar zu einem Anstieg der US-Aktien im Depot. Wer über US-Aktien verfügt, kann sich über ein Währungs-induziertes Kursplus seit Jahresanfang von rund 14 Prozent freuen. Die Kehrseite ist, dass dieses Prinzip auch in die andere Richtung wirkt.

Wer also nicht allzu optimistisch über die Zukunft des Euro ist, kann davon profitieren in Vermögenswerte zu gehen, die nicht in Euro denominiert sind. Theoretisch können also auch Kryptowährungen wie Bitcoin dabei helfen, derartige Euro-Währungsverluste zu kompensieren.

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