Krypto = Rohstoffe?  Warum Europa noch keine Krypto-ETFs hat – und was sich dafür ändern muss

Während die USA mit Bitcoin-ETFs Milliarden einsammeln, bleibt Europa außen vor. Woran das liegt und was passieren muss, damit echte Krypto-ETFs auch hierzulande Realität werden – ein Gespräch mit Bernhard Wenger von 21Shares.

Sven Wagenknecht
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Eine goldene Bitcoin-Münze auf einer Flagge der Europäischen Union mit gelben Sternen auf blauem Hintergrund, die die mögliche Einführung eines Bitcoin-ETF in Europa symbolisiert.

Beitragsbild: Shutterstock

| "Ein echter Bitcoin-ETF in Europa? Das bleibt vorerst Wunschdenken", sagt Bernhard Wenger von 21Shares. Warum der Regulierungsrahmen nicht mitspielt – und was sich ändern müsste

“Ein einzelne Kryptowährung wird in Europa nie als ETF zugelassen – zumindest nicht unter den aktuellen Regeln.” Bernhard Wenger, Head of Northern Europe bei 21Shares, bringt auf den Punkt, warum es in Europa keine Krypto-ETFs im klassischen Sinne gibt. Zwar existieren längst börsengehandelte Krypto-Produkte (ETPs bzw. ETCs), doch diese sind rechtlich keine Fonds im Sinne der UCITS-Richtlinie.

Wenger betont allerdings: “Unsere ETPs sind den ETFs funktional sehr ähnlich – wie man es auch von den Gold-ETCs kennt, die sich bei institutionellen Investoren längst etabliert haben. Es braucht deshalb nicht zwangsläufig zusätzliche ETFs auf Einzel-Krypto-Assets in Europa.”

Eine Vergleichstabelle zeigt die regulatorischen und strukturellen Unterschiede zwischen ETFs und anderen ETPs in Europa in sieben Kategorien auf.
Die strukturrellen Unterschiede zwischen ETFs und ETPs in Europa. Quelle: Eigene Grafik

ETPs statt ETFs: Das regulatorische Dilemma

Im Gegensatz zu den USA, wo im Januar 2024 gleich elf Bitcoin-Spot-ETFs live gingen und seither Milliarden an Kapital absorbieren, bleibt Europa auf ETPs beschränkt. Der Grund: die sogenannte UCITS-Richtlinie der ESMA. Sie schreibt vor, dass ein ETF nur zugelassen wird, wenn das zugrunde liegende Portfolio ausreichend diversifiziert ist.

“Solange Bitcoin und Co. als einzelne Positionen gelten, die nicht breit genug gestreut sind, wird ein echter Krypto-ETF keine Chance auf Zulassung haben”, erklärt Wenger. Der Weg führe daher über diversifizierte Basket-Produkte – also Portfolios mit mehreren Kryptowerten, die unabhängig voneinander performen.

Doch hier liegt das Problem: Die Märkte sind noch zu eng miteinander korreliert. “Wir sehen derzeit einfach noch keine ausreichende Entkopplung zwischen den einzelnen Krypto-Sektoren”, so Wenger. “Ein diversifizierter Index à la MSCI World für Krypto – den gibt es schlicht noch nicht.”

Regulatorik: Krypto wie Rohstoffe behandeln?

21Shares arbeitet bereits mit Klassifikationsstandards für verschiedene Krypto-Sektoren – ähnlich der GICS-Systematik bei Aktien. Ziel ist es, einzelne Branchen innerhalb des Sektors identifizierbar zu machen, um langfristig thematische oder sektorale ETFs aufzulegen.

Ein Mann in einem hellen Hemd spricht in ein Mikrofon, während er mit drei anderen Personen bei einer Veranstaltung in einer Halle in Europa über Änderungen und Trends bei Krypto-ETFs diskutiert.
Bernhard Wenger in einem Panel auf dem World Venture Forum 2025 in Kitzbühel. Nach seinem Panel traf ihn BTC-ECHO zum Interview. Quelle: Venionaire Capital

“Ich glaube fest daran, dass Krypto in Zukunft wie Rohstoffe behandelt werden könnte”, so Wenger. “Im Rohstoffbereich war es genauso: Einzelrohstoffe waren lange nicht als ETF abbildbar – aber ein diversifizierter Korb mit Agrar-, Energie- und Industriemetallen wurde irgendwann zugelassen. Das Gleiche muss bei Krypto passieren.”

Die ESMA hat es in der Hand

Ein Hoffnungsschimmer: Die ESMA führt derzeit eine neue Konsultation durch, um die Kriterien für sogenannte “Eligible Assets” zu überarbeiten. Sollte Krypto hier künftig als zulässige Anlageklasse anerkannt werden, wäre ein wichtiger regulatorischer Schritt getan.

Wichtig ist: Für institutionelle Investoren zählt vor allem, ob sie ein Produkt im Rahmen ihrer Anlagerichtlinien und regulatorischen Vorgaben erwerben dürfen – nicht, ob es formal als ETF klassifiziert ist.

Wenger präzisiert: “Das institutionelle Interesse wird dann spürbar steigen, wenn unsere ETPs – unter Berücksichtigung der aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen – auch für UCITS-Fonds investierbar sind. In Deutschland ist das unter bestimmten Voraussetzungen bereits möglich, insbesondere bei physisch besicherten Delta-One-Strukturen. In Luxemburg hingegen ist eine solche Allokation derzeit nicht zulässig, obwohl dort viele Fonds deutscher Asset Manager domiziliert sind.”

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