Regulierung Entwurf des “DeFi-Killer-Gesetzes” aus dem US-Kongress geleakt

Der Entwurf eines umstrittenen Krypto-Gesetzes beunruhigt DeFi-Enthusiasten und lässt einstige Helden des Sektors scheinbar zu Schurken mutieren.

Johannes Macswayed
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US-Kongress

Beitragsbild: Shutterstock

| Könnte DeFi in seiner jetzigen Form von der CFTC verboten werden?

Im Zuge des “Digital Commodities Consumer Protection Act” (DCCPA) plant die Behörde zur Überwachung von Rohstoff- und Futures-Märkten in den USA (CFTC) eine allumfassende Krypto-Regulierung. Neue Entwürfe dieses Gesetzes leakte Krypto-Anwalt Gabriel Shapiro vergangene Woche auf Github und Twitter.

Besonders beunruhigend für den DeFi-Sektor waren hierin Formulierungen, die im Prinzip wie ein Verbot grundlegender Aktivitäten im dezentralen Finanzwesen anmuten.

Einige Größen im Krypto-Sektor, darunter Sam Bankman-Fried, CEO der zentralisierten Krypto-Börse FTX, begrüßen das Gesetz jedoch. Bankman-Fried formulierte im Zuge dessen gar eigene Regulierungsstandards und erntete dafür heftige Kritik von DeFi-Enthusiasten und -Puristen.

DeFi-Verbot?

Denn die neuen Bestimmungen zielen auf eine Regulierung von “digitalen Rohstoff-Handelseinrichtungen” ab. Diese sollen zur Ausführung von Trades beispielsweise zentralisiert gesteuert werden. Jake Chervinsky, Politikbeauftragter der Krypto-Lobbygruppe The Blockchain Alliance, sah daher bereits in einem früheren Entwurf ein DeFi-Verbot.

Da der DCCPA in vielerlei Hinsicht vage formuliert wurde, ist ungeklärt, ob einfacher Protokoll-Code, Wallets oder gar Nutzer selbst als digitale Händler betrachtet werden könnten.

Die Krypto-Gründer-Stiftung Alliance hält weiter in einem Tweet fest, dass die Bestimmungen dem DeFi-Sektor menschliche Mittelsmänner und zentralisierte Strukturen der alten Finanzwelt auf erzwingen würden. Die meisten DeFi-Plattformen sähen sich also gezwungenm ihre Dezentralität aufzugeben – ein effektives DeFi-Verbot.

Noch liest sich die Formulierung im Gesetzestext wegen einer wichtigen Ergänzung etwas weniger restriktiv. Denn zumindest Software-Entwickler und Herausgeber sind von den Regeln ausgenommen. Diese kleine, aber feine Unterscheidung diskutieren Gesetzgeber jedoch laut Gabriel Shapiro derzeit untereinander. Gegebenenfalls könnte die CFTC sie im weiteren Verlauf streichen.

Krypto-Held oder Schurke?

Inmitten der Debatte um das Gesetz machte sich FTX-CEO Sam Bankman-Fried mit seinen eigenen Vorstellungen zur DeFi-Regulierung in der Community unbeliebt. Zuerst begrüßte er den DCCPA und sah darin keine Gefahr für den Sektor. In der Formulierung seiner eigenen Regulierungsstandards ging er dann einen Schritt weiter.

Bankman-Fried schlägt so eine Sanktionsliste für Wallets vor, die von Regulatoren geführt und in Echtzeit aktualisiert würde. Wallets, die mit diesen Adressen in Kontakt geraten, würden dann ebenfalls zumindest temporär blockiert. Weiter suggeriert er die Implementation von Identifikationsmaßnahmen für jegliche DeFi-Front-Ends. Auch eine transparentere Stablecoin-Regulatorik hält er für notwendig. Für Hacker sieht er einen sogenannten “5-5-Standard” angebracht, bei dem Übeltäter einen Teil ihrer Beute behalten dürften, sofern Nutzer zuvor kompensiert würden. Also ähnlich wie im jüngsten Fall der DeFi-Plattform “Mango Markets”. Die Reaktion der DeFi-Community folgte prompt.

Einige DeFi-Puristen sahen in Sam B. Frieds Veröffentlichung einen eigennützigen Versuch, seine Krypto-Börse im Zuge solcher Regularien besser zu stellen. Den “Digital Commodities FTX Protection Act” nannte der Gründer der Analyse-Plattform “DeFi-Pulse” den Gesetzesentwurf auf Twitter in diesem Zusammenhang sogar.

“Idealerweise würde eine Gruppe des Sektors über diese Punkte grübeln, sie verbessern und die für sie richtig erscheinenden Normen veröffentlichen”, schrieb Bankman-Fried in seinem Entwurf. Womit er sich seiner Rolle bewusst gewesen sein dürfte. Und gestand schon bei der Verfassung ein, dass einige seiner Punkte womöglich nicht durchsetzbar wären. Inzwischen hat er mit einem Thread auf Twitter seine Ideen näher beleuchtet bzw. revidiert.

An einem Strang

Ganz ohne Unterstützung ist Sam Bankman-Fried nicht. Auch der CEO von Coinbase, Brian Armstrong, sah in dem Gesetz einen richtigen Schritt in Richtung konstruktiver Krypto-Regulierung. Und ist der Meinung, dass Fried nach seinem Verständnis “DeFi schützen möchte, was ich toll finde”.

Die Debatte dürfte sich indessen weiter zuspitzen. Die DeFi-Community sieht vielleicht zu Recht Probleme in der Tatsache, dass die Chefs zentralisierter Börsen die Regularien rund um ihren Sektor mitbestimmen. Andererseits fragt sich, woher Krypto-freundliche Ansätze herkommen, wenn der DeFi-Bereich sich aus ideologischer Überzeugung gar nicht erst mit dem Thema Regulierung auseinandersetzen will.

Denn sie kommt. Vermutlich schon zum Ende des Jahres in Form eines größeren Gesetzespakets. Zumindest bis dahin müsste der Sektor also an einem Strang ziehen, um sich übermäßiger Restriktion zu entziehen.

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