Moskaus letzte Fluchtmöglichkeit Kehrt Russland zum Goldstandard zurück?

Die Steuer auf Edelmetalle wird gestrichen. Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, will mit Gold die Vermögen der Russen im Krieg absichern. Und er hat lange vorgesorgt.

Giacomo Maihofer
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Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Rede im Alexandersaal.

Beitragsbild: Picture Alliance

| Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Rede im Alexandersaal des Kremls (2021).

Moskau plant, seine 20-prozentige Steuer beim Kauf von Edelmetallen für Privatpersonen zu streichen. Das berichtet die russische Staatszeitung Rossiyskaya Gazeta unter Berufung auf Finanzminister Anon Siluanov. Gleichzeitig soll der Kauf von US-Dollars mit einer Steuer erschwert werden. Gold würde damit zum letzten Rettungsanker für die bedrohten Privatvermögen der russischen Bürger werden. Der Vorstoß könnte den Weg für eine Rückkehr zu einer Art Goldstandard auf nationaler Ebene ebnen, ein fast schon historisches Ereignis.

1944 international als Bretton-Woods-Abkommen eingeführt und 1971 von den USA aufgehoben, wurde der Goldstandard  bisher nie wiederbelebt. Seine Leitidee: Die Währung eines Staates wird an real existierende Goldreserven gekoppelt, so ihr Wert garantiert – als Schutz vor Inflation. Putin möchte mit diesem Schritt ganz offensichtlich die Ängste der Bevölkerung und der Oligarchen Russlands vor einer Wirtschaftskrise abmildern. Und er kann so allen Bürgern eine Fluchtmöglichkeit für ihre Vermögen anbieten, die nicht auf dem US-Dollar basieren.

Flucht vor Sanktionen: Gold vs. Krypto

Dass Moskau ausgerechnet auf Gold als Ausweg setzt und nicht etwa auf eine dezentrale Währung wie Bitcoin, hat mehrere Gründe: Moskau wirbt schon seit vielen Jahren für das Edelmetall, um sich finanziell unabhängiger zu machen, besonders vom US-Dollar, in den viele Russen ihr Vermögen vor dem Krieg anlegten. Putin kann Gold zudem besser kontrollieren, als den Finanzfluss von Bitcoin. Seit Tagen fordern die USA, die Russen auch vom Krypto-Space so weit wie möglich auszuschließen, ihre Konten beispielsweise in zentralisierten Exchanges wie Coinbase einzufrieren. Bisher lehnen die meisten CEOs das noch ab.

Vor allem aber hat Russland in den letzten Jahren mehr Gold aufgekauft als jede andere Nation, die Gesamtreserven belaufen sich auf rund 2000 Tonnen, umgerechnet 132 Milliarden US-Dollar. Noch 2014, bei der Annektion der Krim, waren es nur etwa 42 Milliarden. Mit diesem Vorrat und allen anderen Devisen könnte Russland finanziell fast zwei Jahre durchhalten.

Russlands Flucht vor den Sanktionen ist auch Thema des heutigen BTC-ECHO-Podcasts:

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