Der Propaganda-Krieg um „den wahren Bitcoin“ erreicht wirre Gefilde. Nachdem @bitcoin und bitcoin.com seit Roger Vers Bitcoin Hard Fork ohne Zweifel im Bitcoin-Cash-Lager anzusiedeln waren, scheint bei den Betreibern des @bitcoin-Twitter-Kontos ein Umdenken eingesetzt zu haben. Denn seit dem heutigen 20. August verdichten sich die Zeichen, dass die Betreiber von @bitcoin die Seiten gewechselt haben. So erhielt der bekannte Bitcoiner @BTCsessions Privatnachrichten von @bitcoin, die kaum anders als eine Art Bußgang zu interpretieren sind.
The @bitcoin account just DM'd me and said he'd love it if any maximalists that have the account blocked would begin to un-block him. Seems a bitcoiner is once again behind the helm. Color me surprised. Spread the word.@francispouliot_ @saifedean @pierre_rochard @danheld
— BTC Sessions 😎 (@BTCsessions) August 20, 2019
Das @bitcoin-Konto hat mir gerade eine Nachricht geschickt und geschrieben, dass man es schätzen würde, wenn Maximalisten, die das Konto blockiert haben, anfangen würden, es zu entsperren. Scheint, als wäre ein Bitcoiner wieder hinter dem Steuer. Ziemlich überraschend. Verbreitet die Nachricht.
Doch die vermeintliche Läuterung wird in der Szene nicht ohne die notwendige Portion Skepsis betrachtet. Viele bekannte Bitcoin-Maximalisten wie Stephan Livera, Host des Stephan Livera Podcast, bezichtigt die Betreiber des Twitter-Profils gar eines sogenannten Affinity Scams. Dabei handelt es sich um ein Betrugsschema, bei dem betrügerische Unternehmer eine gewisse Gruppenaffinität vorgaukeln – in diesem Fall zur BTC Community – um Mitglieder dieser Gruppe von bestimmten Investments zu überzeugen. Worin genau der Betrugsversuch allerdings liegen soll, lässt Livera offen.
Keep em blocked until they prove themselves. For all we know they're just trying to build trust for a new round of affinity scamming
— Stephan Livera (@stephanlivera) August 20, 2019
Lass sie blockiert. Möglicherweise bauen die nur Vertrauen für einen weiteren Affinity Scam auf.
Insgesamt sind die Reaktionen auf Twitter gemischter Art. So mancher freut sich über die neu gewonnene Unterstützung aus dem vormaligen Feindeslager. Andere fordern von @bitcoin mehr als nur ein paar Privatnachrichten.
So fordert @ArminVanBitcoin von @bitcoin eine öffentliche Entschuldigung und ein klares Bekenntnis zu BTC und eine Großspende an Bitcoin Core Developers.
https://twitter.com/ArminVanBitcoin/status/1163739325714116608
Die plausibelste Erklärung für den Sinneswandel der Account-Betreiber dürfte wieder einmal die einfachste sein: @bitcoin gehört schlicht geschäftstüchtigen Twitter Usern, die ihr Handle auf Zeit „vermieten“. Nachdem 18 Monate ein BCH-Freund die Stricke in der Hand gehabt hatte, dürfte dieser nun durch einen Bitcoiner ersetzt worden sein.
A ginormous announcement! pic.twitter.com/lGkFqY6ccd
— Bitcoin (@Bitcoin) August 20, 2019
Auch Justin Sun kriegt sein Fett weg.
Bitcoin hat keine PR-Agentur
Der Zwist um Bitcoin.com und den Twitter Account @bitcoin offenbart spannende Konflikte um Bitcoins Copyright. Denn dezentrale Marken wie Bitcoin lassen sich kaum branden. Wer entscheidet, welche Blockchain Bitcoin ist? Der Streit zwischen der BCH- und BTC-Gemeinschaft gilt als besonders ideologisch motiviert, da Roger Ver, einer der führenden Figuren im BCH Space, Bitcoin Cash immer wieder als „den wahren Bitcoin“ bezeichnet hat. Solange Exchanges jedoch der Bitcoin Blockchain das Kürzel BTC verleihen, bleibt Bitcoin Cash das, was es ist: ein Altcoin.