Der Preis der meisten Kryptowährungen setzt sich aus Angebot und Nachfrage zusammen. Viele Anleger wissen aber nicht genau, wie die Angebotsseite ihrer Investments wirklich beschaffen ist. Die vom Projekt unter Verschluss gehaltenen Kryptos spielen dabei eine entscheidende Rolle. Eine Verwässerung des Angebots aufgrund freigeschalteter Token führt oft zu einem Preissturz, wobei aber vielen unklar bleibt, woher der Kurseinbruch kommt. Der jüngste Bericht zu Token Unlocks vom gleichnamigen Unternehmen soll daher für Aufklärung sorgen und legt nahe, worauf für betroffene Altcoins zu achten ist.
Was sind Token Unlocks?
Die wenigsten Altcoins heutzutage funktionieren hinsichtlich ihres Token-Angebots wie Bitcoin: Ihr Gesamtangebot wird von Tag eins geschürft. Vorab entscheiden daher individuell gestaltete Emissions-Zeitpläne (Vesting Schedules) über die Verteilung der Token – und wann sie freigeschaltet werden.
Denn um einen sofortigen Verkauf aller Token zum Start eines Projekts zu vermeiden, sind sie zunächst für ihrer Halter verschlossen. So sollen Investoren, die in privaten Finanzierungsrunden an die Token kommen, nicht schon zum Marktstart ihre Token abwerfen. Das stellt die allgemeine Gesundheit des Projekts sicher und erhält einen stabilen und liquiden Markt.
Bei der Art der Freischaltung unterscheidet man zunächst lineares Vesting und Klippen-Vesting. Bei ersterem werden die Token linear, also nach und nach über die Zeit verteilt freigeschaltet, was sich in den meisten Fällen weitaus weniger auf den Preis auswirkt als das Klippen-Vesting. Hierbei werden Token immer in bestimmten Mengen zu vorab definierten Zeitpunkten freigegeben. Also zum Beispiel 15 Prozent des Gesamtangebots am Tag X.
Was machen Token Unlocks mit dem Kurs?
Die gehäufte Freischaltung sorgt dabei für einen kurzfristigen Schock, bei dem sich das Angebot des Tokens schlagartig erhöht und einen Verkaufsdruck ausübt. Natürlich nur, sofern eine steigende Nachfrage den Effekt nicht kompensiert.
Wie der Bericht von Token Unlocks zeigt, sinkt der Kurs eines Tokens aber durchschnittlich um mehr als 15 Prozent unmittelbar vor einer Freischaltung. Im Anschluss tendieren die Token für kurze Zeit eher seitwärts. Doch in einigen Fällen stürzt der Preis der Token sogar kurz nach der Freischaltung ab.
So auch 2022 bei Sandbox (SAND), Axie Infinity (AXS), LooksRare (LOOKS) oder Immutable X (IMX). Alle zeichnet ein durchaus aggressives Klippen-Vesting aus. Bei allen brach der Token entsprechend kurz nach den Unlocks ein, so der Bericht.
Bei diesen Token stehen Unlocks an
Bei den meisten Token im Krypto-Sektor stehen Token Unlocks noch an. Das Gesamtangebot braucht mehrere Jahre, ehe es wirklich vollständig in Umlauf gerät.
Aus dem Bericht geht hervor, dass etwa 102 Milliarden US-Dollar an Unlocks für die derzeitigen Top-300 des Krypto-Sektors in diesem Jahr bevorsteht. Die gute Nachricht: Im Vergleich zur jeweiligen Marktkapitalisierung ist das relativ wenig. So haben die meisten Projekte inzwischen weniger als 25 Prozent ihres Gesamtangebots unter Verschluss.
Für folgende Token steht hingegen, gemessen am US-Dollar Wert, die größte Freischaltung noch aus.

Token Unlocks sind jedoch nicht immer in Stein gemeißelt. So verschob die beliebte DEX dYdX jüngst einen besonders großen Unlock von 150 Millionen Token auf Dezember und sorgte damit für Euphorie unter Anlegern. Die Gewissheit über den Aufschub des Angebotsschocks wirkte sich entsprechend gut auf den Kurs des Tokens aus.
Token Unlocks: Worauf ist zu achten?
Zunächst sollten die jeweiligen Whitepaper der Projekte auf den Vesting-Zeitplan untersucht werden, um herauszufinden, wie und wann die Token freigeschaltet werden. Auf Plattformen wie Messari oder eben Token.Unlocks lassen sich diese Informationen zu einzelnen Projekten oft überprüfen.
Dort ist häufig auch die vorab festgelegte Verteilung der Token auf entsprechende Stakeholder dargestellt.

Je weniger die Token auf einen Stakeholder konzentriert sind, desto besser. Ein hoher Anteil eines öffentlichen Verkaufs (Public Sale) spricht zudem dafür, dass möglichst wenige Token des Gesamtangebots unter Verschluss sind. Gleichzeitig befinden sie sich vermutlich auch nicht in den Händen einiger weniger Halter, sondern im besten Fall verteilt unter vielen kleineren Käufern.
Ein hoher Anteil bei Insidern wie Team-Mitgliedern und Venture-Kapitalgebern ist stattdessen genauer zu hinterfragen. Denn diese verkaufen oft Token, um das Projekt weiter zu finanzieren oder Gewinne mitzunehmen. Im schlimmsten Fall veräußern sie auf dem Rücken von Kleinanlegern, die somit zu “Exit Liquidity” werden.


