Aufstieg der umstrittenen Taproot Wizards Laseraugen, ade? Der neue Twitter-Trend gegen Bitcoin-Maximalismus

Ein Meme erobert die Twitter-Profile von BTC-Promis: die Taproot Wizards. Ihre Mission: mehr Experimente wagen – und so Bitcoin befreien.

Giacomo Maihofer
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Taproot Wizard

Beitragsbild: Taproot Wizards

| Dürfen wir vorstellen? Taproot Wizard Nr. 1850

Ein neues Meme erobert diese Tage die Twitter-Profile berühmter Bitcoiner: der Taproot Wizard. Sein Ursprung reicht zurück zur Anfangszeit von Bitcoin. Und genau dahin will die prominente Bewegung hinter dem süßen Zauberer wieder: mehr Experimente wagen, weniger Orthodoxie predigen. “Make Bitcoin magical again”, so der Schlachtruf. Er findet auf Krypto-Twitter immer mehr Sympathisanten. Und richtet sich provokativ gegen die als verstaubt empfundenen Glaubenssätze sogenannter Maximalisten.

Ein bisschen süß, bewusst amateurhaft: Der Taproot Wizard sieht aus wie ein krudes Paint-Experiment eines Praktikanten während der Kaffeepause. Das soll so sein. Der unperfekte Look ist Teil des Charmes der Bewegung. Sie will dezidiert weg vom Perfektionismus, der Bitcoin ihrer Meinung nach lähmt.

Insgesamt existieren 2132 dieser Zauberer. Sie leben als NFTs auf der Bitcoin Blockchain, sogenannte Ordinals. Kritikern sind diese BTC-NFTs ein Dorn im Auge, denn der Platz auf der Blockchain ist stark begrenzt. Bilder von Zauberern und Co. – in ihren Augen eine Verschwendung, wenn nicht sogar Sünde. Und die Taproot Wizards gelten “als eine der am schnellsten wachsende Ordinals-Communities”.

Clashs mit Maximalisten

Nic Carter, Dan Held, Cobie, Eric Wall: Die Liste der BTC-Promis, die ihr Twitter-Profilbild zeitweise mit einem der Zauberer getauscht haben, wird länger – und hat Gewicht. Fast alle von ihnen sind in den vergangenen Monaten öffentlich in Querelen mit Maxis geraten, am lautesten: Nic Carter. Als einer der ältesten und profiliertesten Bitcoiner kam er im Sommer 2022 unter die Räder des Maxi-Mobs. Sein Vergehen: als VC in andere Coins investieren. Die Folge: ein Shitstorm solchen Ausmaßes, dass selbst die Washington Post darüber berichtete.

Radikale Maximalisten glauben an die eine wahre Lehre: Bitcoin – und nichts anderes. Das Protokoll soll unangetastet bleiben. Große Veränderungen: eine Sünde. An sich ein debattierbarer Standpunkt. Das Problem: Wer von diesen Glaubenssätzen abweicht, wird in den sozialen Medien oftmals mit Hass und Häme überschüttet, so wie Nic Carter. Das Erkennungszeichen von Maximalisten, oftmals (aber nicht immer): die Laseraugen im Twitter-Profil.

2021 auf dem Höhepunkt des damaligen Bullruns gestartet, waren die funkelroten Augen ein Signal an den Mainstream: Bitcoin ist nicht mehr aufzuhalten. Selbst Promis wie der Football-Spieler Tom Brady übernahmen es kurzzeitig in ihr Profil. Heute wird es von Kritikern als Symbol für die toxischen Seiten des Maximalismus angeprangert. Ein Beispiel von vielen: der Fall von David Heinemeier Hansson, einem berühmten Hacker. Ein Grund, warum er so genervt von Bitcoin war: die “HODL-Armee mit den Laseraugen“, die ihn ständig auf Twitter angriff.

Taproot Wizards als Alternative

Der Taproot Wizard soll das Social-Media-Maskottchen der gemäßigten und experimentierfreudigen Bitcoiner werden. Die Mission des Gründers der NFT-Kollektion, Udi Wertheimer, ein früheres Mitglied der BTC-Community: “Nicht ruhen, bis jeder respektable Bitcoiner seine Laseraugen gegen einen Taproot Wizard getauscht hat.” An heftigen Spitzen gegen Maximalisten spart er dabei nicht, wie dieses Meme zeigt.

Die Taproot Wizards erinnern dabei an eine der essenziellen Eigenschaften von Kunst: ihre provokative Natur. Seit Jahrhunderten nutzen Künstler ihre Werke, um den Status quo einer Gesellschaft infrage zu stellen, seien es religiös-orthodoxe oder verstaubt-konservative Ansichten. Es scheint, als sei dieses Prinzip 13 Jahre nach seiner Geburt auch in der Bitcoin-Community angekommen.

Dabei hat schon die Geschichte der Wizards eine symbolische Bedeutung. Der originale Taproot Wizard wurde 2013 im Bitcoin-Reddit gepostet. Mit einer einfachen Botschaft: “Magic Internet Money. Come join us.” Die Community wuchs danach rasant an, der Beweis für die imaginative Kraft der Memes. Heute soll es daran erinnern, worum es bei Bitcoin geht – zumindest den Meme-Zauberern:

Es hat den Anschein, dass die Menschen bei Bitcoin sehr darauf bedacht sind, Fehler und Misserfolge zu vermeiden, während sie in Wirklichkeit seinen Fortschritt verhindern. Der einzige Weg, keine Fehler zu machen, ist, sich überhaupt nicht zu bewegen. Ich hoffe also, dass Taproot Wizards diese Leidenschaft zum Experimentieren, Dinge auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen, neu entfachen kann.

Udi Wertheimer, NFT Now

Bereits die Genese der NFT-Kollektion war als ein Affront gegen die Gebote der Maximalisten angelegt: Die Taproot Wizard-Sammlung konstituierte die größte Transaktion der Geschichte von Bitcoin, mit einem Block von fast vier Megabyte. Sozusagen, eine Form von Mega-Spam.

Auf Twitter veranstalten die Taproot Wizards mittlerweile kleine Events, sogenannte Quests. Zum Beispiel: die Wizard Shower. Die Aufgabe: sich in einem Video als Zauberer verkleiden und symbolisch von den unschönen Seiten des Maximalismus “reinwaschen”. “Wir stellen eine Pro-Hygiene-Armee zusammen”, so der Slogan.

Bereits über viertausend solcher Videos wurden laut eigenen Angaben eingesendet. Außerdem gibt es eine Wizard School, in der man sich mit seinem Twitter-Account registrieren kann. Etwas bedenklich: Die Website verlangt dafür Zugriff auf sensible Informationen, etwa die eigenen Tweets oder wem man folgt. Die nächste und vierte “Quest” wird bald angekündigt.

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