Der demografische Wandel macht auch vor der Blockchain-Technologie nicht Halt. Ebnete die Bitccoin Blockchain den Weg für öffentlich geteilte und dezentral verwaltete Ledger- und damit für anonyme Transaktionen – hat Ethereum mit Einführung von Smart Contracts das Krypto-Ökosystem um dezentrale Anwendungen bereichert. Nach der ersten und zweiten Generation sind es Projekte wie Cardano, Solana und Avalanche, die mit einem Fokus auf Interoperabilität und Skalierbarkeit die dritte Blockchain-Generation einläuten. Auch Polkadot zählt sich zur neuen Generation.
Vom ehemaligen Ethereum-Mitgründer Gavin Wood 2016 ins Leben gerufen und von der Web3 Foundation verwaltet, will Polkadot für Cross-Chain-Kommunikation in der Krypto-Landschaft sorgen. Blockchains sind geschlossene Systeme, der Daten-Austausch zwischen Netzwerken über Oracles und Bridges entsprechend ressourcenaufwendig und fehleranfällig. Polkadot hat eine Antwort auf diese Probleme gefunden: Parachains.
Was sind Parachains bei Polkadot?
Parachains sind eigenständige Blockchains, die sich an die Relay Chain von Polkadot hängen und dadurch in das plattformübergreifende Ökosystem einbetten. Die Relay Chain ist das Herzstück von Polkadot, sie sorgt für Sicherheit, gewährleistet die Konsensfindung und verwaltet den Status der angeschlossenen Netzwerke. Blockchains profitieren als Parachain bei Polkadot von einer hohen Nutzeraktivität und Liquidität, agieren aber souverän. Sie haben eigene native Währungen und spezifische Anwendungsmöglichkeiten.
Während sich viele Blockchain-Netzwerke auf bestimmte Use Cases spezialisiert haben, kann Polkadot mit dem Parachain-System das gesamte Spektrum abdecken: von dezentralen Finanzen (DeFi), Gaming und Lieferketten, über Oracles bis zum Internet der Dinge (IoT). Polkadot ist so facettenreich wie seine Parachains.
Der Vorteil: Der Datenaustausch zwischen den Netzwerken ist enorm durchlässig – auch zwischen privaten und öffentlichen Blockchains. So können Daten von öffentlichen Netzwerken auch für Anwendungen auf öffentlichen Blockchains genutzt werden, und umgekehrt. Zudem können Transaktionen parallel verarbeitet werden, was für einen hohen Durchsatz sorgt.
Während Smart Contracts oftmals auf Transaktionen beschränkt bleiben, erlaubt Polkadot den Austausch und die Verarbeitung von sämtlichen Daten. Letztlich steht hinter Polkadot die Vision eines Internet of Blockchains, das plattformübergreifende Interaktionen ermöglicht, Monopole der Big Techs aufsprengt und Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Daten zurückgibt. Somit ist Polkadots erklärtes Ziel, das Web 3.0 aufzubauen.
Parachain-Auktionen
Ob sich eine Blockchain überhaupt an die Relay Chain hängen kann, hängt davon ab, ob sie genügend Unterstützung von der Community erhält. Parachain-Plätze stehen zur Auktion, da die Kapazität auf maximal 100 Chains begrenzt ist, ist der Andrang an Anwärtern entsprechend groß.
Das Bewerbungsverfahren für einen Parachain-Platz funktioniert über sogenannte Candle Auctions. Die Projekte mit den höchsten Zuschüssen erhalten den Zuschlag. Bei erfolgreicher Teilnahme wird ein bestimmter Betrag in DOT für die Parachain-Laufzeit hinterlegt und gesperrt. Das sind im Regelfall 24 Monate. Danach erhalten die Spender ihre geliehenen Gelder zurück.
Die erste Parachain-Auktion konnte die DeFi-Plattform Acala im November 2021 mit DOT im Gegenwert von über 1,3 Milliarden US-Dollar für sich entscheiden. Aktuell gibt es sechs Parachains auf Polkadot, Kusama, das ebenfalls von der Web 3 Foundation und auf der gleichen Codebasis wie Polkadot betriebene Testnet, umfasst inzwischen 22 Parachains.
Crowdloans
Um Gelder für ein Projekt zu sammeln und somit auch kleineren, aber umso ambitionierteren Projekten den Zugang zum Polkadot-Ökosystem ermöglichen, wurden Crowdloans eingeführt – Darlehen, die Projekte mit Kapital versorgen und als Gegenleistung Teilnehmer:innen lukrative Renditen ermöglichen können.
Crowdloan-Kampagnen können bereits vor Eröffnung der Auktionsslots beginnen. Dabei setzen die Projekte eine Obergrenze fest. Wird diese erreicht, endet die Kampagne automatisch. Die Gelder werden nach Ende der Parachain-Laufzeit oder wenn die Kampagne scheitert zurückgezahlt.
Welche Vergütung Nutzer:innen für ihre Finanzspritzen erhalten, steht den Projekten frei. “Es ist Sache der einzelnen Parachain-Teams zu entscheiden, ob und wie sie Teilnehmer belohnen wollen, die auf Einsätze verzichten und sich dafür entscheiden, ihre Token zur Unterstützung der Parachain-Kampagne zu sperren”, erklärt die Web 3 Foundation.
Entsprechend bunt ist das Angebot. In der Regel erhalten Nutzer:innen eine bestimmte Menge an der nativen Währungen der jeweiligen Blockchain-Netzwerke. Wie hoch diese aber ausfallen und zu welchen Zeitpunkten Auszahlungen erfolgen, variiert. Auch NFT-Giveaways oder Verlosungen sind keine Seltenheit. Das Darwinia Network hat beispielsweise einen Bitcoin unter den fünf Höchstbietenden aufgeteilt.
So bist du dabei
Um an Parachain-Auktionen via Crowldoans teilnehmen zu können, braucht es nur zwei Dinge: eine Polkadot-Wallet und etwas Startkapital in DOT. Die Browser-Wallet “Polkadot JS Extension” lässt sich in Firefox oder Chrome, daran anschließend auch über den Brave Browser, kostenlos installieren. Unter polkadot.js.org/apps erhält man eine Aufstellung aller aktuell laufenden und bereits abgeschlossenen Parachain-Auktionen sowie Informationen zu Gewinnbeteiligungen. Einfach ein Projekt auswählen, unter “Contribute” teilnehmen und fertig.
Wichtig: Der Mindestbetrag für jede Parachain-Auktion liegt bei fünf DOT. Das sind zu Redaktionsschluss umgerechnet 117 US-Dollar. Und noch wichtiger: Die Wallet sollte nach Abschluss der Transaktion noch mindestens einen DOT beinhalten. Jeder Betrag darunter wird vernichtet. Transaktionsgebühren von etwa 0,02 DOT eingerechnet sollten also 1,1 DOT als Polster zusätzlich zu den fünf DOT eingeplant werden.