Jeder Cent zählt So knapp sind die Margen beim Bitcoin-Mining

Das Bitcoin-Mining-Geschäft ist knallhart. Zwischen Gewinn und Verlust liegen oft nur wenige Cents und die Konkurrenz ist groß.

Tim Reindl
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Bitcoin Mining

Beitragsbild: Shutterstock

| Um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, braucht ein Miner vor allem günstigen Strom

Bitcoins wachsen nicht auf Bäumen. Um sie zu bekommen, muss Aufwand in Form von Arbeit geleistet werden. Diese Aufgabe übernehmen die Miner. Sie stellen dem Netzwerk Rechenleistung zur Verfügung, sichern damit die Blockchain ab und erhalten dafür eine Belohnung in Form vom Bitcoin. Die Miner “erstellen” die Blöcke, in denen die Transaktionen festgehalten werden. Dabei stehen sie in Konkurrenz zu anderen, die ebenfalls hoffen, den nächsten Block zu finden. Wer mehr Rechenpower hat, erhöht seine Chance auf den nächsten Block. Dafür erhält ein Miner aktuell 6,25 Bitcoin. Allerdings steht diesem “Block Reward” eine Kostenseite gegenüber. Denn die Miner haben einen hohen Stromverbrauch. Um überhaupt profitabel zu wirtschaften und konkurrenzfähig zu sein, muss eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Über Gewinn und Verlust entscheidet dabei jeder Cent.

Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Darüber, ab wann sich das Mining lohnt, entscheiden einige Parameter. Zunächst: der Bitcoin-Kurs. Die Miner werden in BTC bezahlt. Der Kurs ist daher der entscheidende Faktor bei den Einnahmen. Er bestimmt gewissermaßen das Gehalt pro Block. Zum Zeitpunkt des Schreibens liegt der Bitcoin-Kurs bei etwa 28.000 US-Dollar. Für einen gefundenen Block erhält man also gerade etwa 175.000 US-Dollar, anfallende Transaktionsgebühren nicht einberechnet.

Der wichtigste Faktor bei den Ausgaben ist der Strompreis. Dieser schwankt natürlich im globalen Vergleich. Deswegen sind Standorte mit niedrigen Energiepreisen besonders attraktiv für Miner. In Deutschland zahlt ein Haushalt aktuell etwa 42 Cent pro Kilowattstunde (Die Strompreise für industrielle Abnehmer sind günstiger).

Und schließlich: die Hashrate. Um einen Block zu erstellen, müssen die Miner eine bestimmte Zufallszahl finden. Diese Zahlen heißen Hash. Das geht nur durch Probieren. Moderne Mining-Geräte sind darauf optimiert, genau das zu tun. Sie erstellen in kurzer Zeit möglichst viele Hashes, um den passenden zu finden. Die neuesten Geräte schaffen über 100 Terahashes pro Sekunde. Ein Terahash ist eine 1 mit 12 Nullen. Alle Miner, die an der Suche beteiligt sind, bilden die Hashrate des Netzwerks. Je höher sie ist, desto sicherer das Netzwerk. Der Anteil eines Miners an der Gesamt-Hashrate entscheidet auch über die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Block zu finden.

Alle Faktoren beeinflussen sich dabei gegenseitig. Steigt zum Beispiel der Bitcoin-Kurs, wird das Geschäft attraktiver und weitere Miner könnten sich entschließen, am Netzwerk teilzunehmen. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für die einzelnen Akteure, einen Block zu finden. Entsprechend müssten Kosten gedrosselt werden. Und das geht am besten über den Strompreis.

Auf Kante genäht

Um die finanzielle Gratwanderung der Miner etwas besser zu veranschaulichen, lohnt es sich, ein Beispiel-Szenario zu entwerfen. Der Antminer S19 Pro ist eines der beliebtesten Mining-Geräte. Er schafft ganze 110 Terahashes in der Sekunde. Der Bitcoin-Kurs liegt am heutigen 6. April bei etwa 28.000 US-Dollar. Die gesamte Hashrate des Bitcoin-Netzwerks beläuft sich aktuell auf 377.430 Exahashes/s.

Außerdem wird noch ein weiterer Parameter benötigt: die Difficulty. Diese gibt an, wie schwer es ist, den gesuchten Hash zu finden. Der Bitcoin-Code sieht vor, dass ein neuer Block ungefähr alle 10 Minuten gefunden wird. Um diese Taktung aufrechtzuerhalten, wird, je nachdem wie viele Miner sich an der Suche beteiligen, die Schwierigkeit in regelmäßigen Abständen angepasst. Wir beziehen uns auf einen aktuellen Wert von 46.843 TH (Target Hash). Mehr zur Bitcoin-Difficulty hier.

Ab wann lohnt es sich?

Mit diesen Werten lässt sich ermitteln, ab welchem Strompreis ein Miner profitabel ist und ob der Antminer Gewinne abwirft.

Die Berechnungen zeigen, dass mit einem Strompreis von 10 Cent pro Kilowattstunde derzeit noch Gewinne erzielt werden können. Steigt der Preis jedoch um nur einen Cent, befindet man sich bereits in der Verlustzone. Wer sich also vorgenommen hat, ein solches Gerät zu Hause aufzustellen, wird enttäuscht. Bei den derzeitigen Preisen für den Endverbraucher würde ein jährlicher Verlust von über 10.000 Euro entstehen.

Bei einem Strompreis von 42 Cent pro Kilowattstunde müsste der Bitcoin-Kurs auf über 122.000 US-Dollar steigen, damit sich das Home-Mining lohnt. Vorausgesetzt natürlich, dass sich die Hashrate nicht verändert, was bei einem BTC-Preis jenseits der 100.000er-Marke auszuschließen ist.

Günstiger Strom ist also für das Bitcoin-Schürfen essenziell, um konkurrenzfähig zu bleiben. Eine genaue Kostenkalkulation bleibt allerdings für Unternehmen nach wie vor ein echtes Unterfangen. Denn Bitcoin-Kurs, Strompreise und Hashrate sind schwer vorhersehbar. Hinzu kommt eine regelmäßige Verknappung des Block Rewards beim sogenannten Halving. Mehr dazu hier.

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