Shitstorm Heftige Kritik nach Bitcoin-Beitrag der ARD

Der Krypto-Space ist in Aufruhr. Nachdem die ARD in ihrem Magazin “Kontraste” einen Beitrag zu Bitcoin sendete, hagelt es Kritik. Der Kernvorwurf: Aussagen wurden verdreht und aus dem Zusammenhang gerissen. Generell sei der Bericht nicht differenziert genug gewesen. Doch was war eigentlich passiert?

Daniel Hoppmann
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ARD

Beitragsbild: Shutterstock

Vergangenen Donnerstag veröffentlichte das ARD-Magazin “Kontraste” einen Bitcoin-Beitrag. Darin ging es um den exorbitanten Stromverbrauch der Kryptoleitwährung und dessen klimaschädliche Folgen. So weit, so gut – denn Kritik an der Ökobilanz des digitalen Wertspeichers sind diskutabel, jedoch nicht neu. Was also trieb den Krypto-Space so auf die Barrikaden?

Hauptsächlich lässt sich die Kritik wie folgt zusammenfassen: Aussagen seien verdreht und aus dem Zusammenhang gerissen worden. Zudem empfanden viele die Darstellung der Maintainer des Bitcoin-Netzwerks als falsch, da die Berichterstattung den Eindruck erzeugte, dass die Core Maintainer klimafreundlichere Veränderungen herbeiführen könnten, dies jedoch aus Profitgier ablehnen würden. Gesprächspartner, die für den Beitrag kontaktiert wurden, berichteten darüber hinaus gegenüber BTC-ECHO von verdrehten oder ausgelassenen Aussagen. So sagt beispielsweise Werner Hoffmann, Geschäftsführer von Pekuna, einer Krypto- und Blockchain Analysefirma, dass die Klima-Thematik während seines Gesprächs zu keiner Zeit erwähnt worden sei. Und auch in der E-Mail der RBB-Redakteurin, die BTC-ECHO vorliegt, war der Fokus der Berichterstattung klar positiver Natur. So hieß es in der Mail:

Kritiker des Bitcoins sind immer laut, von ihren Ansichten hört man viel. Doch was sagen ihre Verfechter?

E-Mail-Verkehr zwischen RBB und Werner Hoffmann.

Keine Rückmeldung von der ARD

Auch die redaktionellen Vorgespräche seien gut gelaufen, sodass Hoffmann auch für einen weiteren ARD-Beitrag eingeplant worden sei. Im Interview selbst rückte der Fokus dann eher in eine materielle Richtung. So habe besagte Redakteurin ein hohes Interesse an dem Vermögen des Pekuna-Chefs gezeigt. Als dieser nicht näher darauf eingehen wollte, hätte die Journalistin sukzessive das Interesse verloren. Hoffmann mutmaßt, dass möglicherweise eher ein typischer “exzentrischer Bitcoin-Millionär” gesucht worden sei. Dieses Klischee wollte er nicht bedienen.

Nach dem Interview sei dann keine weitere Rückmeldung seitens der ARD erfolgt. Im Beitrag erschien Hoffmann nicht. Daraufhin schrieb Hoffmann eine formale Beschwerde und forderte die Journalistin auf LinkedIn zur Stellungnahme auf – ohne Antwort. Gegenüber BTC-ECHO zeigte sich der Pekuna-Geschäftsführer enttäuscht:

Ich bin enttäuscht, dass der RBB so undifferenziert berichtet hat. Zumal das Thema, wofür ich angefragt worden bin, ein gänzlich anderes war. Leider mindern solche Beispiele das Vertrauen in Medien und dienen gewissen Gruppierungen eher als Nährboden für Verschwörungstheorien und Hetze.

Werner Hoffmann gegenüber BTC-ECHO

“Redakteurin war wirklich gut informiert”

Dabei ist Werner Hoffmann kein Einzelfall. Gegenüber BTC-ECHO meldete sich auch Markus Büch zu Wort. Der Professor der FOM Hochschule wurde in dem ARD-Beitrag für etwa drei Sekunden eingeblendet. Thematisch ging es um den Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index, in dessen Kontext Büch sagte, dass Bitcoin nicht klimaschädlich sei. Anschließend lieferte er eine explizite Erklärung, die in dem Beitrag jedoch nicht mehr gesendet wurde. Nun könnte man die zweifelhafte Qualität des Beitrags auf Unwissenheit zurückführen. Schließlich ist die Technologie hinter Bitcoin noch relativ jung und teilweise schwer zu greifen. In diesem Fall sei die Journalistin jedoch hervorragend informiert gewesen, meint Büch.

Während des Interviews war ich tatsächlich erstaunt, weil die Journalistin direkt alle relevanten Begriffe kannte. Hätte ich an dem Beitrag nicht “mitgewirkt”, hätte ich die mangelnde Qualität des Berichts wahrscheinlich auf schlechte Recherche geschoben. Dem war aber nicht so. Die Redakteurin war wirklich gut informiert.

Markus Büch gegenüber BTC-ECHO

Bitcoin Core Maintainer als “Schwerstkriminelle”

Unter diesen Gesichtspunkten wiegt die vermeintliche Außerachtlassung der journalistischen Sorgfaltspflicht natürlich noch schwerer. Dann ist es umso verwunderlicher, wenn der ARD-Bericht zunächst auf die Dezentralität des Netzwerks verweist, dann jedoch die Bitcoin Core Maintainer als “Chefentwickler” bezeichnet. Dies sei jedoch nur die Spitze des Eisbergs, meint Blocktrainer in einem YouTube-Video. Als die ARD das Blocktrainer-Team um einen Kontakt zu Core Maintainer Jonas Schnelli bat, gab der YouTube-Kanal einen Firmenkontakt weiter. Nachdem die Anfrage der ARD scheinbar unbeantwortet geblieben war, stellte sich Blocktrainer zur Verfügung und beantwortete die Fragen der “Kontraste”-Redaktion. Teile des Mail-Verkehrs hat das Medium veröffentlicht. Diese wurden jedoch ebenso nicht in dem Beitrag erwähnt. Stattdessen stellte der Bericht die “Chefentwickler” wie Schwerstkriminelle dar.

Das sagt die ARD

Dass der Beitrag der ARD einen Shitstorm im Krypto-Space lostreten würde, hat der Rundfunkverbund wohl nicht beabsichtigt. Auf Twitter findet sich nun unter “#Kontraste” jedoch eine regelrechte Welle der Empörung. Bisher hat die Redaktion des RBB nur wenig unternommen, um für Klarheit zu sorgen. Unter dem YouTube-Video zu der Sendung fanden sich dann doch Erklärungsversuche:

Bei der Korrespondenz zwischen Blocktrainer und uns wurden Hintergrundinformationen ausgetauscht. Entsprechend wurde Blocktrainer nicht zitiert. Daher können wir auch keine Aussagen von Blocktrainer verdreht haben. Die sechs angesprochenen Maintainer als “Chefentwickler” oder “Chefprogrammierer” zu bezeichnen, soll die Verständlichkeit der Tätigkeit im deutschen Sprachraum erhöhen. Wesentlich im Kontext der Berichterstattung ist, dass die Maintainer des Bitcoins eine exponierte Stellung im System einnehmen und somit am meisten Einfluss auf das Netzwerk haben. Sie tragen Verantwortung, da sie das Potenzial haben, eine Entwicklung anzustoßen, die für mehr Energieeffizienz sorgt.

RBB auf YouTube

Auch BTC-ECHO bat den RBB um Stellungnahme. Generell stehe man zu dem Beitrag. Man freue sich jedoch, dass einer der Maintainer auf die Redaktion zugekommen sei. Derzeit sei man in Gesprächen über ein Interview. In der Nachbetrachtung heißt es weiter:

Retrospektiv würden wir den Experten Alex de Vries anders inserieren und seine Tätigkeit für die niederländische Zentralbank erwähnen. Wir verstehen, dass der Bitcoin von vielen aus anderen Gründen als vorteilhaft erachtet wird, in unserem Beitrag ging es jedoch nur um den ökologischen Aspekt des Bitcoin.

RBB gegenüber BTC-ECHO

Die Vorwürfe der Außerachtlassung und Verdrehung der Aussagen der anderen Beteiligten, wies das RBB generell zurück. Derweilen schadet dieser Bericht nicht nur der Bitcoin-Adoption in Deutschland. Vielmehr gießt er weiter Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Verschwörungen über gleichgeschaltete, zensierende Medien verbreiten. Somit hat sich die ARD letztlich ins eigene Bein geschossen.

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