Beim Online-Trading ist Vorsicht geboten – nicht nur hinsichtlich der Anlageprodukte, sondern auch in Bezug auf die Handelsportale. Wer leichtfertig Gelder auf Plattformen einzahlt, um fadenscheinig versprochene Gewinne zu erzielen, riskiert den Totalverlust. Einen internationalen Ring, der seine Kunden um Millionenbeträge betrogen haben soll, konnten Ermittler der Staatsanwaltschaft Saarbrücken nun zerschlagen. Das Ausmaß des Betrugsfalls ist in Europa bisher nie da gewesen. Dies berichtet Tagesschau.
Auszahlungen unterbunden
Die mutmaßlichen Betrüger verfolgten demnach ein denkbar einfaches Schema. Kunden wurden via Telefonanrufe oder Chats dazu aufgefordert, Geld auf eine der zahlreichen Trading-Portale einzuzahlen. Wie Protokolle belegen, die Reportern von NDR und SR vorliegen, versprachen „Berater“ lukrative Anlagemöglichkeiten. Unter anderem warben sie mit hohen Gewinnen, die mit Bitcoin-Investments zu erzielen seien.
Doch anstatt erzielte Gewinne auszuzahlen, behielten die Plattformen die Gelder ein. Auszahlungen schoben die Betrüger unter fadenscheinigen Begründungen immer wieder auf. Für fast alle Investoren ergab sich so ein Totalverlust der eingezahlten Summe.
Bereits vor Wochen durchsuchten Ermittler ein eigens installiertes Callcenter im Kosovo. Von dort aus sollen Anleger unter Druck gesetzt worden sein, mehr Geld zu investieren. Zudem führen die Ermittlungen nach Österreich, Tschechien und Bulgarien. Insgesamt gab es nach Angabe der Staatsanwaltschaft Saarbrücken 35 Durchsuchungen im In- und Ausland.
Mindestens fünf verschiedene Plattformen betrieben
Wie viel kriminelle Energie in den Betrieb der Plattformen geflossen ist, zeigt die Menge an Trading-Portalen, die der Ring unterhalten haben soll. Demnach gehen Ermittler davon aus, dass die mutmaßlichen Betrüger die Plattformen „Option888“, „TradeInvest90“, „XMarkets.com“, „ZoomTrade“ und „TradoVest“ aufgesetzt haben. Einige der Webseiten sind zur Stunde noch online.
Nimmt man allein diese fünf Plattformen zur Grundlage, könnten über 200.000 Deutsche geschädigt worden sein. Bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken sind bisher 233 Strafanzeigen eingegangen, wie Tagesschau schreibt.
Jedoch liegen den Ermittlern Hinweise vor, nach denen der Ring sogar mehr als 400 solcher Plattformen betrieben haben soll. Dies ist Gegenstand weiterer Ermittlungen, wie die Staatsanwaltschaft Saarbrücken bestätigt.
Ring hatte Geschäftskonten bei deutschen Banken
Während die FATF nach immer strengeren Regularien für Krypto-Handelsplattformen ruft, wickeln Kriminelle Geldwäsche nach wie vor in erster Linie über den traditionellen Finanzsektor ab. Dies verdeutlicht der aktuelle Fall abermals. Denn wie Verfahrensakten belegen, besaß der Ring Konten bei mindestens drei deutschen Banken, nämlich der Postbank, der Sparkasse Koblenz und der Fidor Bank. Letzte gilt unter Bitcoin-Enthusiasten als äußerst beliebt. Schließlich kooperiert die größte deutsche Krypto-Börse bitcoin.de mit der Münchener Geschäftsbank.
Einzahlungen auf diese Konten belegen, dass Investoren vereinzelt über 100.000 Euro auf den Plattformen verloren haben.
Mutmaßlicher Kopf des Rings ist Karsten L. Der 55-jährige Deutsche sitzt mittlerweile in Wien in Untersuchungshaft.