Brave-Studie zu Real Time Bidding „Die größte Datenpanne im Vereinigten Königreich“

Aus einem aktuellen Bericht des Krypto-Browsers Brave geht hervor, dass erhebliche Lücken in der Datensicherung bestehen. Betroffen seien vor allem hilfesuchende Menschen. 

Phillip Horch
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Beitragsbild: Shutterstock

Menschen, die nach Hilfe suchen, werden von Daten-Händlern aus dem Vereinigten Königreich ausgespäht, wenn es nach einem Bericht von Brave geht. Real Time Bidding ist dabei das Mittel der Wahl, um aus den Daten Kapital zu schlagen.

Im Bericht heißt es:

Der neue Bericht von Brave enthüllt, dass Menschen, die bei den Themen Abhängigkeit, Behinderung und Armut nach Hilfe auf Webseiten suchen, von Privatunternehmen im Vereinigten Königreich ein Profil bekommen.

Dieses Profil wird dann direkt für Werbemaßnahmen weiterverkauft.

Um das herauszufinden, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben UK-Webseiten untersucht, die Ratschläge für Hilfesuchende anbieten. Niemand der betroffenen Besucher, so ein Ergebnis der Studie, sei darüber informiert gewesen, ausgespäht zu werden.

Real Time Bidding – Maßgeschneiderte Werbung in Echtzeit

198 der untersuchten Webseiten im Vereinigten Königreich, so Brave weiter, verwendeten die Informationen direkt weiter, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Bei einem Prozess, der als „Real Time Bidding“ bezeichnet wird, werden die entsprechenden Daten in Echtzeit versteigert – der Meistbietende darf dann maßgeschneiderte Werbung schalten. Die Informationen, die dabei verkauft werden, umfassen persönliche Daten zur Identität, Standort oder Interessen. Darüber hinaus erfassen die Programme weitere Browser-Daten, etwa was die Lese- und Sehgewohnheiten der Personen betrifft. Die entsprechende Real-Time-Bidding-Infrastruktur stammt jedoch nicht von den Werbetreibenden selbst, sondern geht auf Suchmaschinenanbieter Google zurück.

6,9 Millionen Menschen, so die Studie weiter, nutzten entsprechende Dienste in UK, um sich Rat geben zu lassen. Die Seiten wiederum nutzen den Daten-Vermarktungsdienst LiveRamp, der wiederum Teil der Acxiom Group ist. Letztere macht schließlich Geschäfte mit Cambridge Analytica, die inmitten des Datenskandals um Facebook und dem US-Wahlkampf gestanden hat.

Brave sieht Politik in der Bringschuld

Wie Brave konstatiert, handelt es sich bei dieser Daten-Affäre um ein „regulatorisches Versagen“ seitens der Politik. Real Time Bidding sei demnach die „größte Datenpanne, die in UK jemals verzeichnet wurde“. Das Information Commissioner’s Office (ICO), die zuständige Behörde im Vereinigten Königreich, hätte demnach mehrfach versagt. So sei die Real-Time-Bidding-Datenpanne bereits im Januar 2018 an das ICO übermittelt worden. Die Behörde habe es bisher jedoch versäumt zu reagieren.

Daten-Broker wie LiveRamp beließen es jedoch keineswegs beim einfachen Sammeln von Daten. Viel eher legten sie laut Brave gesamte Personenprofile an, die dann zum Verkauf und zur Weiterverarbeitung angeboten werden.

Betroffen seien danach auch die „Share Buttons“. Mehr als ein Drittel der untersuchten Webseiten sammelten auch Informationen, wenn Nutzer etwa Artikel über soziale Medien wie Twitter oder Facebook teilen. Damit bekommen auch Letztere Informationen darüber, für welche Inhalte sich ihre Nutzer interessieren.

Oft würden dabei Nutzern verschwiegen, was mit ihren Daten passiert, heißt es im Bericht weiter. Die Datenfirmen wüssten dadurch letztlich genau, mit wem sie es zu tun haben. Ob Süchtige, körperlich und/oder seelisch Beeinträchtigte oder deren Angehörige: Die verkauften Daten sind maßgeschneidert wie die Probleme der Nutzer.

Brave schärft die Waffen

Bei der aktuellen Studie handelt es sich nicht um die erste, in der Brave Missstände bezüglich Daten-Management aufdeckt. So hat das Unternehmen etwa im September 2019 schwere Vorwürfe gegenüber Suchmaschinenanbieter Google erhoben. Auch hier standen schwere Verletzungen der Datenschutz-Grundverordnung im Fokus der Vorwürfe. Bereits zu diesem Zeitpunkt soll Google demnach unautorisierten Daten-Handel betrieben haben.

Ganz uneigennützig sind die Vorwürfe indessen nicht. Schließlich steht Brave in direkter Konkurrenz zu Google. So legt der Brave Browser seinen Fokus auf den Schutz der Daten seiner Kunden. Obendrein kommt der Browser mit einer eigenen Kryptowährungen daher. Wer Werbung über Push-Nachrichten empfängt und diese ansieht, wird von Brave für seine Aufmerksamkeit belohnt – mit dem Basic Attention Token (BAT). Mehr zum Brave Browser findet sich hier.

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