Mutmaßlicher Krypto-Betrug: Der nächste Millionen-Scam?

GSPartners und die Swiss Valorem Bank werben mit sicheren Renditen. Doch Anleger befürchten Betrug. BTC-ECHO blickt hinter die Kulissen. Update vom 17. November: US-Behörden haben eine Unterlassungsklage gegen GS Partners eingereicht. Es geht um den Vorwurf des Anlagebetrugs. Mehr dazu hier. Dieser mutmaßliche Krypto-Scam hat es in sich. Ein Blogger, der um sein Leben fürchtet, eine Anwaltskanzlei aus Deutschland, Sophia Thomalla, Floyd Mayweather und zwischen alledem ein alter Bekannter: Josip Heit. Heit ist, soviel ist gesichert, ein international tätiger Unternehmer. Schenkt man Kritikern Glauben, könnte er jedoch auch ein gewiefter Betrüger sein, der Kunden um Millionen bringt. Die Vorwürfe, denen sich Heit stellen muss, wiegen schwer: Betreibt er aus Dubai ein Pyramidensystem? Lässt er über seine Anwälte einen Investigativjournalisten einschüchtern? Droht Anlegern der nächste Millionenverlust? BTC-ECHO sucht Antworten. Altes System, neues Gewand: GSPartners a.k.a. Swiss Valorem Bank Man kennt sich vom Hörensagen: Als BTC-ECHO über das mutmaßliche Pyramidensystem G999 berichtet, gefällt das nicht allen Beteiligten. Die Schauspielerin Sophia Thomalla, die das Projekt bewirbt, geht gegen BTC-ECHO gerichtlich vor. Und verliert. Das Projekt selbst fasst BTC-ECHO Redakteur Christopher Klee im Jahr 2021 folgendermaßen zusammen: Viele Buzzwords, unrealistische Ziele ohne wirklichen Fokus und das Heilsversprechen, beim nächsten großen Ding dabei zu sein – und dabei garantiert Rendite zu machen. Christopher Klee in "G999 im Fokus: Wofür wirbt Sophia Thomalla da?" Sein Fazit: G999? Nein, nein, nein! Diese Einschätzung scheint sich bewahrheitet zu haben. Der Kurs der Kryptowährung ist nach einem sehr kurzen Pump nach dem Launch abgerauscht und hat seitdem niemals mehr nennenswerte Bewegungen gemacht. Ein Kursgebaren, wie man es auch Pump-and-Dump-Systemen nachsagt. Der G999-Kurs ist über 90 Prozent vom ATH entfernt. Josip Heit: Der Mann hinter G999 Die Köpfe hinter G999 waren die Unternehmer Harald Seiz und Josip Heit. Eine erste Google-Suche nach Josip Heit ergibt ein unklares Bild: Josip Heit tritt als Metaverse-Experte, erfolgreicher Unternehmer oder auch als Urheber einer Klage auf, die die Zielrichtung hatte, das Image von G999 wiederherzustellen. Beim zweiten Blick wird klar, dass es sich bei den meisten "offiziellen" Berichten um gekaufte Artikel handelt, die zum Teil auf Medien erscheinen, die Heit selbst gehören. Auf X (ehemals Twitter) präsentiert sich Heit als lebensfroher Unternehmer mit philanthropischen Anwandlungen. https://twitter.com/Josip_Heit/status/1644245391125168128 Wie sich zeigen wird, gibt es noch ein ganz anderes Bild dieses Menschen. Von G999 zu GSPartners Laut einer Review von gripeo.com soll Heit nach G999 mehrere Krypto-Projekte gestartet haben. So habe er J One, ein Real-Estate-Projekt und die Kryptowährung JONE ins Leben gerufen. Um den Metaverse-Hype aufzufangen, habe er das Projekt entsprechend beworben und JONE zum Token XLT konvertiert. Auch der LYS Token, der zum Lydian Lions NFT Scam gehört, gehe auf Heit zurück. Bemüht man die Charts der Heit-Coins, zeichnet sich überall ein ähnliches Bild: Kurze Pump-Phasen gefolgt von tiefem Rot. XLT-Kurs: Gewisse Ähnlichkeiten zu G999 kann man nicht abstreiten Offenbar schreckt der Unternehmer trotz dieser Tiefschläge nicht davon ab, neue Coins und Krypto-Projekte ins Leben zu rufen. Auch das Geld, um diese zu finanzieren, scheint nicht auszugehen. Sein aktuelles Projekt: GSPartners a.k.a. Swiss Valorem Bank. GSPartners: Ein typisches Pyramidensystem? GSPartners bietet "Rewards Programme" an, mit dem Kundinnen Gewinne generieren können sollen. Das Vertriebssystem ist schnell erklärt. Man meldet sich an, verifiziert die Identität, zahlt 33 Tether (USDT) ein, bekommt einen Referall-Link, reicht den Referall-Link weiter und bekommt eine "Unique Membership ID". Mit dieser "einzigartigen" Mitgliedschaft bekommt man Zugang zu Werbematerialien, um fleißig neue Kundschaft zu generieren. Je mehr Geldströme man durch andere Menschen generiert, desto höher wird das Einkommen. Ein Vertriebssystem, das auch als Multilevelmarketing (MLM) bezeichnet wird. Solche Vertriebssysteme sind in der Regel unseriös, im schlimmsten Fall jedoch illegale Pyramidensysteme. Swiss Valorem Bank: Im System Um sich für das Projekt zu qualifizieren, muss man – so heißt es zumindest offiziell – ein KYC-Verfahren durchlaufen. Dieses Verfahren dient der Identifizierung der Kunden und hilft dabei, Geldwäsche zu verhindern. Registriert man sich jedoch bei der Swiss Valorem Bank, wird man schnell feststellen, dass man auch ohne KYC ins System gelangt. Das hat BTC-ECHO im Selbsttest verifiziert. Um sich schließlich für die verschiedenen Verdienst-Modelle zu qualifizieren, muss man Geld in Form von Kryptowährungen einzahlen und gegen den angeblichen Stablecoin GEUR eintauschen. Wie ein Blick auf die Blockchain verrät, wurde dieser Coin zwar im Jahr 2021 ins Leben gerufen. Seitdem aber nicht bewegt. Die 1,5 Milliarden Token sind seither auf lediglich drei Adressen verteilt. Das kann Zweifel schüren: Sollte am Ende die Möglichkeit bestehen, dass man seine Kryptowährungen in Wahrheit gar nicht gegen GEUR tauscht, sondern einfach nur auf eine andere Wallet überweist? Anonyme Vorwürfe und Verdächtigungen Geht es nach dem Betreiber der Webseite behindmlm.com, hat man es hier mit einem Betrugssystem zu tun. Über 60 Berichte hat das Online-Medium bereits über Swiss Valorem Bank, dessen Vorgänger sowie Josip Heit verfasst. Die Vorwürfe wiegen schwer: GSPartners blockiere Abhebungen und Bonus-Zahlungen, erhebe beim Versuch, Geld zu konvertieren, absurde Gebühren, handle verschiedene Scam-Coins und betreibe ganz allgemein ein riesiges Betrugssystem. Ferner versuche Heit, jegliche Berichterstattung durch den Blog zu blockieren und übe durch sogenannte "ex parte"-Verfügungen Druck auf den Blog aus. Mit Hilfe der deutschen Anwaltskanzlei Irle Moser soll Heit versucht haben, eine Sperrung des Blogs auf Google zu erreichen. Heits Anwalt Christian-Oliver Moser weist die Vorwürfe gegenüber BTC-ECHO zurück. Laut Moser entsprechen keine der genannten Vorwürfe der Wahrheit. Bei den Verfügungen gehe es lediglich darum, Diffamierungen gegenüber ihrem Klienten zu verhindern. Außerdem wisse man, dass eine der Quellen des Blogs von der Konkurrenz Heits bezahlt worden sei, um Seit zu diffamieren. Doch "Oz", der anonyme Betreiber des Blogs, geht noch weiter. Schwebt Oz in Gefahr? "Oz" werde, so kann man es seinen Blogeinträgen entnehmen, wiederholt vor Gericht geladen. Für ihn ist das Grund zur Sorge. Wie er in seinem letzten Blogbeitrag andeutet, würde es ihn nicht wundern, wenn er auf einmal von der Bildfläche verschwinde. Seine Befürchtung, so teilt er gegenüber BTC-ECHO mit: es handle sich bei den verschiedenen Vorladungen nur um Vorwände, um an seine persönlichen Informationen zu kommen. Da es mehrere Betrugswarnungen aus Kanada gibt und ich bestätigen kann, dass die US-Behörden Untersuchungen durchführen, wäre es sinnlos, eine Verleumdungsklage einzureichen. Was bleibt also übrig? Meine persönlichen Daten zu erhalten. "Oz" von BehindMLM Wenn GSPartners an seine Informationen komme, so Oz weiter, könnte sein Leben in Gefahr sein. Die andere Seite: Wird Josip Heit erpresst? Wie der Anwalt von Josip Heit gegenüber BTC-ECHO mitteilt, entspreche keine der erhobenen Vorwürfe der Wahrheit. Vielmehr wisse man, dass die Plattform behindMLM bewusst von Dritten missbraucht werde oder sich zumindest instrumentalisieren ließe. Es geht unserem Mandanten keinesfalls darum, „unliebsame Berichterstattung zu unterdrücken“ oder einfach nur „rechtlichen Druck“ auszuüben. Berechtigte und auch sachliche Kritik ist hinzunehmen, nicht jedoch unwahre Tatsachenbehauptungen und Diffamierungen. Christian-Oliver Moser, Rechtsanwalt von Josip Heit Man wisse, dass eine Quelle von BehindMLM von einem ehemaligen Mitbewerber von Josip Heit dafür bezahlt worden sei, diesen zu diffamieren. Bei diesem mutmaßlichen Mitbewerber könnte es sich, so lassen zumindest Dokumente vermuten, die BTC-ECHO zugespielt wurden, um den verurteilten Anlage-Betrüger Rainer von Holst handeln. Die angebliche Aufforderung: Josip Heit sollte seine Webseite einstellen oder 10 Millionen Euro an von Holst zahlen. Nichts als Mutmaßungen? Viele der Vorwürfe, die "Oz" erhebt, lassen sich nicht letztlich beweisen. Ob beziehungsweise inwiefern "Oz" um sein Leben fürchten muss, kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht festgestellt werden. Selbst die genaue Verbindung zwischen Josip Heit und GSPartners ist nicht letztlich geklärt. Letzter hat auf die Anfragen, die BTC-ECHO über seinen Anwalt stellen ließ, bisher nicht reagiert. Was das Projekt GSPartners beziehungsweise Swiss Valorem Bank selbst betrifft, gibt es jedoch genügend Red Flags, die (potentielle) Anleger aufhorchen lassen sollten. Regulierungsbehörden warnen vor dem Projekt Es finden sich eine Reihe an Warnungen, die von Regulierungsbehörden ausgesprochen wurden. Die Financial and Consumer Affairs Authority der kanadischen Provinz Saskatchewan hat am 1. Juni 2023 eine Warnung vor GSPartners ausgesprochen. Die Alberta Securities Comission führt GSPartners in ihrer "Investment Caution List". Die kanadische Marches Financiers hat im März 2023 vor GSPartners gewarnt. Die französische Finanzmarktaufsicht hat am 24. April 2023 eine ähnliche Warnung ausgesprochen. Regulierungsbehörden in British Columbia bzw Ontario geben indessen Warnungen heraus, dass die Swiss Valorem Bank Anlagegeschäfte anbietet, ohne die entsprechenden Lizenzen zu besitzen. Auf Nachfrage von BTC-ECHO teilt auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistung (BaFin) mit, dass die Swiss Valorem Bank keine Erlaubnis in Deutschland hat. Wie "Oz" gegenüber BTC-ECHO verlauten lässt, untersuche auch die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) GSPartners. Eine Bestätigung dieser Information steht jedoch noch aus. Ist Swiss Valorem Bank / GSPartners seriös? Abgesehen von den zahreichen Warnungen der Regulierungsbehörden ist es vor allem das Investmentschema an sich, das Investoren stutzig machen sollte. Schließlich hängt der finanzielle Erfolg zu einem großen Teil davon ab, wie viele Mitinvestoren man ins Boot holt. So liest man auf der offiziellen Seite der Swiss Valorem Bank: Obwohl die Möglichkeiten unbegrenzt sind, variieren die individuellen Ergebnisse in Abhängigkeit von den Marktbedingungen, dem Grat des Engagements, der Verfügbarkeit von Zeit und finanziellen Ressourcen, dem Zugang zu einem großen Netzwerk von Familie, Freunden und Geschäftskontakten und – was am wichtigsten ist – den Verkaufsfähigkeiten jedes Teilnehmers. Auszug aus dem "GSP Income Disclosure Hinzu kommt ein seit 2021 nicht bewegter "Stablecoin" und die zahlreichen Vorgängerprojekte, deren Kursverläufe mindestens Stirnrunzeln auslösen sollten. Unser Fazit: Es gibt eindeutig seriösere Projekte.

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