“Es weht ein makroökonomischer Wind”: Auf diese Formel hat der MicroStrategy CEO Michael Saylor die durch die Pandemie verursachte Geldpolitik der Notenbanken gebetsmühlenartig heruntergebrochen. Während des rund zweistündigen Themenblocks “Bitcoin for Corporatians” tauschte sich Saylor zunächst mit Ross Stevens, CEO von Stone Ridge Asset Management, über die Wirkmacht der Kryptowährung in der Finanzwelt aus, um anschließend einige Geschäftsmodelle zu erörtern, die auf der neuen Krypto-Ökonomie aufsetzen. Seinem Ruf als Bitcoin-Entrepreneur hat Saylor dabei alle Ehre gemacht.
“Bitcoin ist von unschätzbarem Wert”
Bullishe Töne ist man von Michael Saylor gewohnt. Seitdem der CEO des börsennotierten Softwareunternehmens MicroStrategy im vergangenen Jahr die Umschichtung der Cash-Reserven in Bitcoin veranlasste, hat sich Saylor zum Sprachrohr für die BTC-Adaption in der Geschäftswelt entwickelt. Zum ersten Mal findet unter seiner Schirmherrschaft nun das mehrtägige World.Now-Summit statt, das Branchenvertreter wie Interessierte virtuell zusammenbringt. Das Reden überließ er aber größtenteils Ross Stevens, dessen Bitcoin-Euphorie Saylor’s in nichts nach steht.
Bitcoin ist das beste Geld, das wir haben. Vielleicht für immer.
Ross Stevens
Unter der Fragestellung, warum Unternehmen überhaupt BTC auf die Agenda setzen sollten, verwies Stevens auf die makroökonomischen Unsicherheiten einer coronabedingten, inflationären Geldpolitik der Notenbanken. Durch die auf Hochdruck laufenden Gelddruckmaschinen würden “Unternehmensreserven immer risikoreicher”. Als Folge suchen Unternehmen nach geeigneten Wertspeichern, die ihr Kapital nicht nur schützen, sondern auch als zukunftsfähige Investments fungieren. Durch die Pandemie habe sich die “Virtual Wave” in Gang gesetzte, die den Bitcoin-Adaptionsprozess beschleunige.
Wir haben erkannt, dass wir einen Weg finden müssen, unser Geld zu virtualisieren, denn die finanzielle Antwort auf die Pandemie ist eine monetäre Expansion, und die monetäre Expansion hat eine Inflation von Vermögenswerten geschaffen, und die Inflation von Vermögenswerten hat einen Ansturm auf ein neues Geldsystem erzeugt.
“Wir sehen die Entstehung eines dominanten, digitalen Geldnetzwerks”
Bitcoin sei in vielerlei Hinsicht sowohl Fiat-Geld als auch Gold überlegen. Was BTC gegenüber anderen Assets auszeichne, sei die Übertragbarkeit über Raum und Zeit hinweg. In Echtzeit können Werte mit Bitcoin als Medium über den gesamten Globus verschickt werden. Fiat-Transaktionen seien vergleichsweise träge, von Gold, dass sich nur schwer transportieren lässt, ganz zu schweigen. Bitcoin bündle demnach die meisten Geldfunktionen, sei “smarter, faster and better” als Fiat oder Gold und diene darüber hinaus noch als investierbare Anlageklasse.
Bitcoin wird mehr wert sein als Gold.
Ross Stevens
Das eigentlich revolutionäre an Bitcoin sei aber die Symbiose aus Asset und Netzwerk. Bitcoin sei nicht nur ausschließlich eine digitale Goldversion. Als Open-Source-Netzwerk ermögliche es jedem die Teilnahme am Zahlungsverkehr. Durch restriktive Regularien ließe sich das Bitcoin-Netzwerk zwar “verbieten, aber nicht verhindern.” Stevens zufolge seien wir an einer Schwelle angelangt, an der sich ein zweites Kapitel in der BTC-Adaption aufschlägt und insbesondere die Netzwerkeffekte immer deutlicher werden.
Ein neuer Bitcoin Standard
Diese Einschätzung lasse sich auch immer häufiger bei ganz unterschiedlichen Investoren antreffen. Von Privatunternehmen, über Hedgefonds bis hin zu Family Offices und Lebensversichern stoße Bitcoin auf eine immer größer werdende Akzeptanz und Nachfrage. Ross zufolge entwickle sich Bitcoin zunehmend als “Reserve Asset.” Schon jetzt belaufen sich die von Stone Ridge verwalteten BTC-Investments von Institutionellen auf 6 Milliarden US-Dollar. Bis Ende des Jahres rechne er jedoch mit einem exponentiellen Anstieg auf bis zu 25 Milliarden US-Dollar. Und:
Sie wollen mehr.
Stevens schätzt demnach, dass sich der Bitcoin Standard in den kommenden zehn Jahren etablieren werde. Daran anknüpfend gab Michael Saylor einen Einblick in die sich rasch entwickelnde Ökonomie und in die vielfältigen Möglichkeiten für Unternehmen, an dieser Entwicklung zu partizipieren.
Unternehmen können demzufolge auf vielfältige Art von Bitcoin im Sinne der “Profit and loss Strategy” profitieren. Zum einen diene das “hard Asset” Bitcoin als Vermögensschutz. Unternehmensreserven ließen sich in Bitcoin demnach vor Inflation schützen. Gleichzeitig zeige die Wertentwicklung und das noch mögliche Wachstumspotenzial, dass das Kapital nicht nur geschützt, sondern auch vermehrt werden kann.
Zudem bilde sich um BTC ein Ökosystem verschiedenster Dienstleistungen. Zahlungsanbieter wie Square und PayPal sowie Krypto-Handelsplätze, aber auch Hardware-Hersteller wie Bitmain oder Hedgefonds à la Grayscale setzen auf der neuen Ökonomie auf und beschleunigen die Massenadaption. Bitcoin schaffe demnach Arbeitsplätze und Angebote, die wiederum die Akzeptanz fördern und im Umkehrschluss die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen erhöhen.